Grauer Star (Katarakt) – Operative Therapie
Die operative Therapie des Katarakts (Grauer Star) zielt auf die Wiederherstellung der Sehschärfe ab, da eine signifikante Visusminderung (Einschränkung des Sehens) bei manifestem Katarakt nur durch einen chirurgischen Eingriff behoben werden kann.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Eine Kataraktoperation wird durchgeführt bei:
- Stark eingeschränkte Sehschärfe (Verschlechterung des Sehens), die den Alltag beeinträchtigt.
- Patientenwunsch, insbesondere bei Einschränkungen im Berufsleben oder bei sicherheitsrelevanten Tätigkeiten.
- Zusätzlichem primären Engwinkelglaukom (POAG, erhöhter Augeninnendruck durch Abflussstörung des Kammerwassers) mit potenzieller Reduktion des intraokularen Drucks (IOD, Augeninnendruck) nach Linsenextraktion [1].
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute intraokulare Entzündungen (Entzündungen im Augeninneren) (z. B. Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren infolge einer Infektion), Uveitis (Entzündung der Augenhaut, die aus der Aderhaut, dem Strahlenkörper und der Regenbogenhaut besteht) in der akuten Phase).
- Schwere systemische Erkrankungen (schwere Allgemeinerkrankungen), die eine Anästhesie oder die postoperative Regeneration beeinträchtigen.
- Fehlende Kooperation des Patienten (fehlende Mitwirkung des Patienten), z. B. bei unzureichender Fixationsfähigkeit oder fortgeschrittener Demenz.
Operationsverfahren
Die Kataraktoperation erfolgt in der Regel ambulant unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) oder per Sedoanalgesie (leichte Narkose mit Schmerzreduktion). Die durchschnittliche Operationsdauer beträgt 10–20 Minuten. Zwei etablierte Verfahren der Linsenextraktion sind:
Extrakapsuläre Linsenextraktion (ECCE, Entfernung der Linse unter Erhalt der hinteren Kapsel)
- Standardmethode der Kataraktchirurgie.
- Erhalt der hinteren Linsenkapsel als Barriere zwischen vorderem und hinterem Augenabschnitt.
- Technik:
- Eröffnung der vorderen Linsenkapsel durch Kapsulorhexis (kreisförmige Eröffnung der Kapsel).
- Phakoemulsifikation: Ultraschallinduzierte Zerkleinerung des Linsenkerns mit Absaugung der Partikel.
- Implantation der Kunstlinse in den Kapselsack.
Intrakapsuläre Linsenextraktion (ICCE, vollständige Entfernung der Linse inklusive Kapsel)
- Obsolet, nur noch in speziellen Fällen indiziert.
- Entfernung der gesamten Linse inklusive Kapselsack.
- Notwendigkeit einer Verankerung der Kunstlinse in der Vorderkammer (vorderer Bereich des Auges) oder am Irisgewebe (Regenbogenhaut).
Linsenimplantation
Zur Linsenimplantation werden künstliche Intraokularlinsen (IOL, Kunstlinsen) aus Kunststoff eingesetzt, darunter:
Monofokallinse (Einstärkenlinse)
- Standardlinse mit Fixierung auf eine Entfernung (meist Fernsicht).
- Notwendigkeit einer Brille für Nahsicht oder Lesetätigkeiten.
Multifokallinse (Mehrstärkenlinse)
- Ermöglicht Korrektur von Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie) und Alterssichtigkeit (Presbyopie).
- Reduzierte Notwendigkeit einer Brille.
- Nachteile:
- Erhöhte Licht- und Blendempfindlichkeit, insbesondere bei Nacht.
- Reduzierter Kontrast bei Weitsicht.
- Mögliche Notwendigkeit einer Reoperation in seltenen Fällen.
Postoperative Nachsorge
- Medikamentöse Therapie: Topische Steroide (entzündungshemmende Augentropfen) und Antibiotika zur Entzündungs- und Infektionsprophylaxe (Vorbeugung gegen Entzündungen und Infektionen).
- Regelmäßige Kontrolle: IOD-Messung (Augeninnendruckmessung), Visusprüfung (Sehschärfekontrolle) und Untersuchung der Netzhaut (hinterer Augenbereich).
- Sehrehabilitation: Anpassung einer Sehhilfe je nach gewählter IOL.
Mögliche Komplikationen
- Frühkomplikationen (Komplikationen in den ersten Tagen nach der OP):
- Infektionen (Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren infolge einer Infektion), selten, aber potenziell schwerwiegend).
- Vorderkammerhämorrhagie (Blutung im vorderen Augenbereich) oder postoperative Druckspitzen (erhöhter Augeninnendruck).
- Spätkomplikationen (Wochen bis Monate nach der OP):
- Nachstar (Eintrübung der hinteren Linsenkapsel, behandelbar mit YAG-Laser-Kapsulotomie).
- Dislokation oder Dezentrierung der IOL (Verrutschen der Kunstlinse).
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Extrakapsuläre Linsenextraktion (ECCE, Entfernung der Linse unter Erhalt der hinteren Kapsel) [Standardmethode ] |
Erhalt der hinteren Linsenkapsel, Phakoemulsifikation (Ultraschallzerkleinerung der Linse) | Natürliche Barriere bleibt erhalten, geringeres Risiko einer Netzhautablösung (Ablösung der Netzhaut) | Erfordert intraoperative Mikrochirurgie (präzise Operationstechnik) |
Intrakapsuläre Linsenextraktion (ICCE, vollständige Entfernung der Linse inklusive Kapsel) | Entfernung der gesamten Linse inkl. Kapselsack | Indiziert bei subluxierten Linsen (verrutschte Linse) oder Trauma (Verletzungen) | Höheres Risiko einer Netzhautablösung, Notwendigkeit von alternativen IOL-Fixationen |
Fazit
Die Kataraktoperation ist ein sicheres und etabliertes Verfahren mit hohem Erfolgspotenzial. Die Wahl der Operationsmethode und Linsenart sollte individuell nach den Bedürfnissen des Patienten erfolgen. Studien zeigen, dass die Kataraktoperation nicht nur die Sehschärfe verbessert, sondern auch mit einem verringerten Mortalitätsrisiko (geringere Sterblichkeitsrate) assoziiert sein kann [2].
Literatur
- Shams PN, Foster PJ: Clinical outcomes after lens extraction for visually significant cataract in eyes with primary angel closure. J Glucoma 2012; 21: 545-50
- Tseng VL et al.: Association of Cataract Surgery With Mortality in Older Women Findings from the Women’s Health Initiative. JAMA Ophthalmol. Published online October 26, 2017. doi:10.1001/jamaophthalmol.2017.4512