Gerstenkorn (Hordeolum) – Operative Therapie

Das Hordeolum (Gerstenkorn) ist eine akute, meist bakterielle Entzündung der Talg- oder Schweißdrüsen des Augenlids, häufig verursacht durch Staphylococcus aureus (Bakterienart, die Haut- und Weichteilinfektionen verursacht). In der Regel heilt es unter konservativen Maßnahmen von selbst ab. Eine operative Inzision kann jedoch erforderlich sein, wenn starke Schmerzen oder eine fehlende Spontanheilung vorliegen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Starker Spannungsschmerz durch zunehmende Schwellung und Druck auf das umliegende Gewebe.
  • Persistierendes Hordeolum (fortbestehendes Gerstenkorn) trotz konservativer Therapie über mehrere Tage.
  • Abszessbildung (Eiterbildung) mit drohender spontaner Perforation (Durchbruch).
  • Sehbeeinträchtigung durch mechanische Verdrängung des Auges oder eingeschränktes Lidöffnen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute systemische Infektion oder unkontrollierte Entzündungsreaktion.
  • Gerinnungsstörungen oder Einnahme von Antikoagulantien (Blutverdünner) ohne vorherige Abklärung.
  • Schwere allergische Reaktionen auf Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel).

Operationsverfahren

Technik der Inzision und Drainage

  1. Lokalanästhesie – Infiltration mit Lidocain (örtliches Betäubungsmittel) zur Schmerzvermeidung.
  2. Desinfektion – Reinigung der Haut mit antiseptischen Lösungen (z. B. Povidon-Iod (antiseptische Lösung)).
  3. Inzision – Eröffnung des Hordeolums (Gerstenkorns):
    • Bevorzugt von der Innenseite des Lids zur Vermeidung äußerer Narben.
    • Falls nötig, von außen entlang der Lidränder unter Berücksichtigung der natürlichen Lidspaltenlinien.
  4. Drainage – Manuelle Expression des Eiters, ggf. Einlage einer kleinen Drainage, um eine erneute Verstopfung zu verhindern.
  5. Spülung – Antiseptische Spülung des eröffneten Hohlraums zur Infektionsprophylaxe.
  6. Wundversorgung – Auftragen einer antibiotischen Augensalbe, ggf. steriler Verband bei starkem Sekretfluss.

Postoperative Nachsorge

  • Antibiotikaprophylaxe – Lokale Anwendung antibiotischer Augensalben (z. B. Gentamicin (antibiotische Augensalbe) oder Erythromycin (antibiotische Augensalbe)) zur Vermeidung einer Sekundärinfektion.
  • Schwellungsreduktion – Kühlende Umschläge oder sterile, feuchte Kompressen zur Linderung der lokalen Reaktion.
  • Hygienemaßnahmen – Strikte Vermeidung von Berührungen oder Manipulation am operierten Lid.
  • Augenärztliche Kontrolle – Nach 2–3 Tagen zur Beurteilung der Abheilung, ggf. Entfernung einer Drainage.
  • Bei Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) – Abklärung auf prädisponierende Faktoren (z. B. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), chronische Blepharitis (Lidrandentzündung)).

Mögliche Komplikationen

  • Narbenbildung – Selten, insbesondere bei äußerer Inzision.
  • Rezidivierende Infektionen – Erneutes Auftreten bei unzureichender Hygiene oder nicht sanierten Risikofaktoren.
  • Persistierende Schwellung oder Granulationsgewebe – Kann bei unvollständiger Drainage oder sekundärer Wundheilung entstehen.
  • Korneale Reizung (Reizung der Hornhaut des Auges) – Durch lokale Medikamentenanwendung oder mechanische Irritation.

Vergleich der Operationsmethoden

Methode Technik Vorteile Nachteile
Inzision von innen Schnitt auf der Innenseite des Lids Keine äußere Narbe, kosmetisch unauffällig Erschwerte Sicht auf die Entzündungsstelle
Inzision von außen Schnitt entlang des Lidrands Bessere Kontrolle über die Drainage Sichtbare Narbe möglich

Fazit

Die operative Inzision eines Hordeolums (Gerstenkorns) ist ein effektives Verfahren, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Die Wahl der Schnittführung hängt von der individuellen Situation ab, wobei die innere Inzision narbensparender ist. Eine sorgfältige postoperative Pflege ist essenziell, um Komplikationen zu vermeiden und ein Rezidiv zu verhindern.