Gerstenkorn (Hordeolum) – Einleitung
Beim Hordeolum – umgangssprachlich Gerstenkorn genannt – handelt es sich um eine akute Entzündung der Liddrüsen des oberen oder unteren Augenlides.
Synonyme und ICD-10: Abszess der Meibom-Drüsen; Augenlidabszess; Augenlidfurunkel; Augenlidkarbunkel; Entzündung der Meibom-Drüsen; Entzündung der Moll-Drüsen; Entzündung der Zeis-Drüsen; Gerstenkorn der Meibom-Drüsen; Gerstenkorn der Zeis-Drüsen; Hordeolum; Hordeolum externum; Hordeolum internum; Infektion der Meibom-Drüsen; Infektion der Zeis-Drüsen; infizierte Augenlidzyste; infizierte Zyste der Meibom-Drüsen; infiziertes Augenlidsteatom; inneres Gerstenkorn; Lidabszess; Liddrüsenabszess; Lidfurunkel; Lidphlegmone; Lidrandabszess; Meibomitis; rezidivierendes Hordeolum; tiefe Augenlidentzündung; tiefe Lidinfektion; Zilienfollikulitis; äußeres Gerstenkorn; lat. hordeum "Gerste"; ICD-10-GM H00.0: Hordeolum und sonstige tiefe Entzündung des Augenlides
Bei einem gehäuften Vorkommen des Hordeolums oder dem Auftreten an mehreren Liddrüsen spricht man von einer Hordeolosis.
Formen des Hordeolums
- Hordeolum internum
- Betrifft: Meibom-Drüsen (Talgdrüsen)
- Verlauf: Es kommt zum Eiterdurchbruch nach innen, was zu einer schmerzhaften Schwellung auf der Innenseite des Augenlides führt.
- Hordeolum externum
- Betrifft: Zeis- (Haarbalgdrüsen) oder Moll-Drüsen (Schweißdrüsen)
- Verlauf: Es kommt zum Eiterdurchbruch nach außen, was zu einer schmerzhaften Schwellung am Rand des Augenlides führt.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Gleichmäßig verteilt zwischen Männern und Frauen.
Häufigkeitsgipfel: Tritt häufig bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.
Erregerreservoir und Übertragung
Erregerreservoir: Menschliche Hautflora, insbesondere Staphylococcus aureus.
Vorkommen: Weltweit.
Kontagiosität (Ansteckungsfähigkeit): Mäßig bis hoch, besonders bei engem Kontakt und mangelnder Hygiene.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja, durch direkten Kontakt oder kontaminierte Gegenstände.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Stunden bis Tage.
Übertragungsweg: Kontakt- oder Schmierinfektion.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Akute Phase: Schmerz, Rötung, Schwellung, Eiteransammlung.
- Spontane Heilung meist innerhalb weniger Tage bis Wochen.
- Unterstützende Maßnahmen wie warme Kompressen und gute Lidrandhygiene können den Heilungsprozess beschleunigen.
- Chronisch oder rezidivierend: Möglicher Hinweis auf zugrunde liegende Immundefizienz oder Diabetes mellitus.
Prognose
- Akutes Hordeolum
- Sehr gute Prognose.
- Meist spontane Heilung ohne bleibende Schäden.
- Chronisches oder rezidivierendes Hordeolum
- Gute Prognose bei Behandlung der zugrunde liegenden Ursache.
- Systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Immundefizienz (immunschwäche) sollten ausgeschlossen werden.
- Regelmäßige augenärztliche Kontrollen und systemische Untersuchungen sind wichtig, um Komplikationen zu vermeiden und eine umfassende Behandlung sicherzustellen.
Leitlinien
- Leitlinie der BVA und DGV: Hordoleum/Chalazion. August 2011. Leitlinie 10