Blindheit – Ursachen

Die Pathogenese der Blindheit ist vielfältig und kann sowohl angeborene als auch erworbene Ursachen haben. Blindheit bezeichnet den vollständigen oder nahezu vollständigen Verlust des Sehvermögens und kann durch Störungen oder Schäden an unterschiedlichen Teilen des visuellen Systems entstehen.

Angeborene Blindheit

Angeborene Blindheit ist meist genetisch bedingt oder durch pränatale Faktoren beeinflusst. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Genetische Defekte: Mutationen in Genen, die für die normale Entwicklung und Funktion von Netzhaut, Sehnerven oder anderen Teilen des visuellen Systems verantwortlich sind, können angeborene Blindheit verursachen. Beispiele hierfür sind Retinitis pigmentosa, angeborene Katarakte oder das Leber’sche kongenitale Amaurose (LCA).
  • Pränatale Infektionen: Infektionen während der Schwangerschaft, wie Röteln, Toxoplasmose oder Zytomegalievirus (CMV), können zu einer Schädigung des fetalen Auges führen.
  • Fehlbildungen des Auges: Strukturelle Anomalien wie Anophthalmie (Fehlen eines Augapfels), Mikrophthalmie (unterentwickelter Augapfel) oder Kolobom (Schlussdefekte von Augenstrukturen) können zu angeborener Blindheit führen.

Erworbene Blindheit

Erworbene Blindheit kann im Laufe des Lebens durch eine Vielzahl von Erkrankungen, Traumata oder degenerativen Prozessen entstehen. Häufige Ursachen sind:

  • Augenerkrankungen
    • Glaukom (Grüner Star): Erhöhter Augeninnendruck führt zu einer fortschreitenden Schädigung des Sehnervs und kann zur Erblindung führen, wenn unbehandelt.
    • Katarakt (Grauer Star): Eine Trübung der Augenlinse, meist altersbedingt, kann unbehandelt zum Verlust der Sehschärfe und letztlich zur Blindheit führen.
    • Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Diese Erkrankung betrifft die Makula (Zentrum der Netzhaut) und führt zu einem allmählichen Verlust des zentralen Sehvermögens, wodurch Blindheit im Endstadium möglich ist.
    • Diabetische Retinopathie: Diabetes kann zu einer Schädigung der Blutgefäße in der Netzhaut führen, was das Sehvermögen stark beeinträchtigen und zur Blindheit führen kann.
    • Retinale Ablatio (Netzhautablösung): Bei einer Ablösung der Netzhaut von ihrer Unterlage kann es zu einem raschen Verlust des Sehvermögens kommen, wenn nicht sofort behandelt wird.
  • Traumatische Ursachen
    • Verletzungen des Auges: Mechanische oder chemische Schädigungen des Auges, wie schwere Traumata, Verbrennungen oder Verletzungen durch Fremdkörper, können zur irreversiblen Schädigung von Netzhaut oder Sehnerv führen und Blindheit verursachen.
    • Optikusneuropathien: Schädigungen des Sehnervs durch Traumata oder Entzündungen (z. B. bei der Optikusneuritis) können das Sehvermögen beeinträchtigen.
  • Infektionen
    • Infektiöse Keratitis: Schwerwiegende Infektionen der Hornhaut, verursacht durch Bakterien, Viren oder Pilze, können zu irreparablen Schäden der Hornhaut und Blindheit führen.
    • Flussblindheit (Onchozerkose): Eine durch parasitäre Würmer (Onchocerca volvulus) verursachte Infektion, die zur Schädigung der Netzhaut führt.
  • Neurologische Ursachen
    • Schlaganfall oder Hirntumore: Schäden an den Teilen des Gehirns, die für die visuelle Verarbeitung zuständig sind, wie der primäre visuelle Kortex, können zur Blindheit führen.
    • Multiple Sklerose: Diese entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems kann zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung durch Schädigung des Sehnervs führen.

Altersbedingte Blindheit

Die Wahrscheinlichkeit für Blindheit steigt mit zunehmendem Alter durch degenerative Veränderungen:

  • Senile Katarakt: Altersbedingte Trübung der Linse.
  • Altersbedingte Makuladegeneration: Fortschreitende Degeneration der Netzhaut.
  • Erhöhtes Risiko für Glaukom und diabetische Retinopathie.

Fazit

Die Pathogenese der Blindheit ist komplex und variiert stark, je nach zugrunde liegender Ursache. Sie umfasst genetische Störungen, degenerative Erkrankungen, traumatische Verletzungen und Infektionen. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen kann in vielen Fällen das Fortschreiten zur Blindheit verlangsamen oder verhindern.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern ‒ vererbbare Augenkrankheiten machen ca. 7 % der Erblindungen in Deutschland aus

Krankheitsbedingte Ursachen

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Ablatio retinae (Netzhautablösung)
  • Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ‒ fortschreitender Verlust der zentralen Sehschärfe (40-50 % der Erblindungen in Deutschland)
  • Glaukom (grüner Star) ‒ 15-18 % der Erblindungen in Deutschland
  • Hornhauttrübung, nicht näher bezeichnet
  • Katarakt (grauer Star)
  • Optikusneuritis – Entzündung des Sehnervs (Nervus opticus).
  • Retinopathia diabetica ‒ Netzhauterkrankung, die durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) bedingt ist (ca. 10-17 % der Erblindungen in Deutschland)
  • Vaskuläre Prozesse (Gefäßprozesse) im Auge, nicht näher bezeichnet

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Vitamin-A-Mangel (Kinderblindheit)

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Schleimhautpemphigoid – heterogene Autoimmundermatose, die durch Blasen und Erosionen überwiegend an den Schleimhäuten und das Auftreten von Autoantikörpern gegen Strukturproteine der dermoepidermalen Grenzzone charakterisiert ist; zwei von drei Erkrankten droht unbehandelt Blindheit.

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Infektionen
    • Röteln
    • Toxoplasmose
    • Tracheom ‒ Konjunktivitis (Bindehautentzündung), die durch Chlamydia trachomatis bedingt ist
    • Onchozerkose (Flussblindheit) – chronische Krankheit, die durch Filarien der Art Onchocerca volvulus aus der Gruppe der Fadenwürmer verursacht wird und bei etwa 10 % der Erkrankten zur Erblindung führt

Nervensystem (G00-G99)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Multiple Sklerose (MS)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hirntumoren, nicht näher bezeichnet 

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Verletzungen des Auges, nicht näher bezeichnet