Alterssichtigkeit (Presbyopie) – Operative Therapie

Die Presbyopie (Alterssichtigkeit) ist eine altersbedingte Abnahme der Nahsehfähigkeit, verursacht durch eine nachlassende Elastizität der Augenlinse. Neben konservativen Maßnahmen wie Brillen oder Kontaktlinsen stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Signifikante Einschränkung der Nahsicht, die mit Brillen oder Kontaktlinsen nicht ausreichend korrigierbar ist
  • Patientenwunsch nach Brillenfreiheit, insbesondere bei vorher bestehender Fehlsichtigkeit (Kurz- oder Weitsichtigkeit)
  • Unverträglichkeit von Kontaktlinsen oder Unzufriedenheit mit optischen Hilfsmitteln

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Keratokonus (krankhafte Vorwölbung der Hornhaut)
  • Fortgeschrittene Hornhautdystrophien (degenerative Veränderungen der Hornhaut)
  • Schwere trockene Augen (Sicca-Syndrom)
  • Unkontrollierte Glaukomerkrankung (Grüner Star) oder fortgeschrittene Netzhauterkrankungen

Operationsverfahren

  • Multifokale intraokulare Linsen (Multifokallinsen, Mehrstärkenlinsen)

    • Einsatz bei Personen mit vorheriger Kurz- oder Weitsichtigkeit
    • Ersetzen die körpereigene Linse und ermöglichen scharfes Sehen in mehreren Distanzen
    • Studien zeigen, dass 70 % der Patienten auf Fern- und Lesebrille verzichten können
  • Lochblende (Kamra-Inlay)

    • Kunststoffscheibe mit 3,8 mm Durchmesser und einem 1,6 mm kleinen Loch in der Mitte
    • Wird in die Hornhaut implantiert, um die Tiefenschärfe zu erhöhen
    • Kann unter Lokalanästhesie eingesetzt werden oder im Rahmen einer LASIK-Operation erfolgen
    • Studien zeigen, dass etwa 80 % der Patienten bei guter Beleuchtung ohne Lesebrille auskommen
  • Experimentelle Verfahren

    • AcuFocus Presbyopie-Implantat wird derzeit in klinischen Studien getestet
    • Ziel: Verbesserung der Nah- und Fernsicht durch innovative Linsenimplantate

Postoperative Nachsorge

  • Regelmäßige augenärztliche Kontrollen, insbesondere in den ersten 3–6 Monaten nach der Operation
  • Augentropfen-Therapie zur Vermeidung von Entzündungen und Austrocknung der Hornhaut
  • Vermeidung von Augenreiben und körperlicher Belastung in den ersten Wochen nach dem Eingriff

Mögliche Komplikationen

  • Blendempfindlichkeit und Halos (Lichtringe um Lichtquellen) nach Multifokallinsen-Implantation
  • Trockenes Auge nach Hornhautimplantation (Kamra-Inlay)
  • Infektionen oder Hornhautkomplikationen bei unzureichender Wundheilung
  • Verschlechterung der Kontrastsensitivität, insbesondere bei multifokalen Linsen

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikationen (Anwendungsgebiete) Vorteile Nachteile
Multifokale intraokulare Linsen Patienten mit bestehender Kurz- oder Weitsichtigkeit Brillenunabhängigkeit für viele Patienten, dauerhafte Lösung Blendempfindlichkeit, Halos, Adaptationszeit erforderlich
Lochblende (Kamra-Inlay) Patienten mit leichter bis mittlerer Presbyopie Minimalinvasiv, schnelle Heilung Eingeschränktes Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen, Risiko für trockene Augen
AcuFocus Presbyopie-Implantat (experimentell) Patienten mit hohem Wunsch nach Brillenfreiheit Potenziell innovative Lösung mit breiterer Anwendung Bislang nicht abschließend in Studien bewertet, Langzeitdaten fehlen

Fazit

  • Multifokale Linsen sind eine bewährte Option für Patienten, die eine dauerhafte Lösung suchen.
  • Das Kamra-Inlay kann eine Alternative für Patienten sein, die eine minimalinvasive Methode bevorzugen.
  • Neue Implantate wie das AcuFocus Presbyopie-Implantat werden derzeit evaluiert, könnten aber künftig weitere Möglichkeiten bieten.