Mitochondriale Dysfunktion: Diagnostik und Therapie

Die mitochondriale Dysfunktion bezeichnet eine Störung der mitochondrialen Atmungskette, die zu einer verminderten ATP-Produktion, erhöhtem oxidativen Stress und einer gestörten Zellfunktion führt. Sie kann primär durch genetische Mutationen oder sekundär durch Umweltfaktoren, Alterung und metabolische Erkrankungen verursacht werden.

Die Diagnostik erfordert ein interdisziplinäres Vorgehen mit biochemischen, funktionellen und genetischen Testverfahren. Die Therapie basiert auf einer gezielten metabolischen und antioxidativen Unterstützung, ernährungstherapeutischen Maßnahmen sowie innovativen experimentellen Ansätzen.

Diagnostik

Die Diagnostik der mitochondrialen Dysfunktion umfasst eine Kombination aus klinischer Beurteilung, laborchemischen Analysen, funktionellen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren.

1. Klinische Untersuchung

  • Anamnese – Erfassung von Fatigue, Muskelschwäche, neurodegenerativen Symptomen, kardiovaskulären Beschwerden und Multiorgandysfunktionen.
  • Neurologische Untersuchung – Beurteilung von Myopathien, neuropathischen Beschwerden, Koordinationsstörungen und kognitiven Defiziten.
  • Kardiologische Diagnostik – Untersuchung auf Kardiomyopathien (Herzmuskelerkrankungen), Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen) und mitochondriale Beteiligung am Herzmuskelstoffwechsel.
  • Endokrinologische Untersuchung – Bewertung mitochondrialer Dysfunktionen im Rahmen endokriner Störungen wie Diabetes mellitus oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion).

2. Biochemische Laboruntersuchungen

  • Lactat/Pyruvat-Quotient – Erhöhter Lactatspiegel (> 2 mmol/L) sowie eine erhöhte Lactat/Pyruvat-Ratio (> 20) als Hinweis auf eine mitochondriale Dysfunktion.
  • Aminosäureprofil im Plasma – Erhöhte Alanin-Konzentration als Marker für eine gestörte mitochondriale Energieverwertung.
  • Organische Säuren im Urin – Nachweis von 3-Methylglutaconsäure und anderen Metaboliten, die auf mitochondriale Erkrankungen hindeuten.
  • Coenzym Q10-Spiegel – Verminderte Konzentrationen als Hinweis auf eine beeinträchtigte Elektronentransportkette.
  • Carnitin- und Acylcarnitinprofil – Veränderungen als Marker für eine gestörte Fettsäureoxidation.
  • Mangan-, Kupfer-, Eisen-, Selen- und Zinkspiegel – Essenzielle Spurenelemente für mitochondriale Enzyme und antioxidativen Schutz.

3. Funktionelle Tests der mitochondrialen Aktivität

  • Sequentielle Muskelbiopsie – Analyse der Enzymaktivität der mitochondrialen Atmungskette (Komplex I-IV).
  • Messung des Sauerstoffverbrauchs in Lymphozyten oder Fibroblasten – Erfassung der mitochondrialen ATP-Produktion.
  • Dynamische Laktatbelastungstests – Erhöhung der Lactatspiegel nach Belastung als Indikator für mitochondriale Insuffizienz.
  • 13C-Glucose-Oxidationstest – Bewertung der Glucoseverwertung in den Mitochondrien.

4. Bildgebende Verfahren

  • Magnetresonanztomographie (MRT) mit Spektroskopie – Darstellung metabolischer Veränderungen in Muskulatur und Gehirn.
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET) – Untersuchung des mitochondrialen Glucosemetabolismus (Glukosestoffwechsel).

5. Genetische Diagnostik

  • mtDNA-Analyse – Untersuchung auf mitochondriale Punktmutationen, Deletionen oder Deletionssyndrome.
  • Next-Generation Sequencing (NGS) – Identifikation nukleärer Gene, die an der mitochondrialen Funktion beteiligt sind.
  • Whole-Exome Sequencing (WES) – Analyse seltener genetischer Varianten in mitochondrialen und kernkodierten Genen.

Therapie

Metabolische und supportive Therapie

Die Therapie der mitochondrialen Dysfunktion basiert auf der gezielten Unterstützung des mitochondrialen Energiestoffwechsels und der Reduktion oxidativen Stresses.

Optimierung der Proteinzufuhr

  • Erhöhte Zufuhr verzweigtkettiger Aminosäuren (BCAAs: Leucin, Isoleucin, Valin) – Förderung der mitochondrialen Biogenese (Neubildung von Mitochondrien) und Reduktion der Proteinoxidation.
  • Gezielte Supplementierung mit L-Arginin und L-Citrullin – Verbesserung der Stickstoffmonoxid (NO)-Produktion zur Steigerung der mitochondrialen Durchblutung.
  • Modulation der Methionin-Homocystein-Achse – Vermeidung einer Überlastung des mitochondrialen Ein-Kohlenstoff-Stoffwechsels.
  • Reduktion stickstoffreicher Aminosäuren (z. B. Glutamin, Asparagin bei Hyperammonämie) – Minimierung der Ammoniakbelastung.

Antioxidative Unterstützung

  • Vitamin C und Vitamin E – Schutz der mitochondrialen Membranen vor Lipidperoxidation (Fettoxidation).
  • Resveratrol, Sulforaphan, Quercetin, Polyphenole – Modulation mitochondrialer Signalwege und Reduktion entzündlicher Prozesse.
  • Glutathion (GSH) – Hauptantioxidans zur Regulation des Redoxstatus in den Mitochondrien.

Ernährungstherapie

  • Ketogene Diät – Förderung alternativer Energiequellen durch Ketonkörper.
  • Glukosekontrolle – Vermeidung von Hypoglykämien (Unterzuckerungen) zur Stabilisierung des mitochondrialen Stoffwechsels.
  • Proteinanpassung – Optimierung der mitochondrialen Aminosäurenverwertung.

Pharmakologische Therapie

  • Nikotinamid-Ribosid – Verbesserung der mitochondrialen Biogenese über Sirtuine.
  • Erythropoetin (EPO) – Neuroprotektive Effekte bei mitochondrialen Erkrankungen.
  • Metformin (bei bestimmten Mutationen mit Vorsicht) – Aktivierung des AMPK-Signalwegs zur mitochondrialen Modulation.

Physikalische Therapie und Bewegung

  • Moderate aerobe Aktivität – Förderung der mitochondrialen Biogenese.
  • Intervalltraining – Verbesserung der mitochondrialen ATP-Kapazität.
  • Hypoxietraining – Anpassung der Mitochondrien an veränderte Sauerstoffverhältnisse.

Experimentelle Therapieansätze

  • Gen-Therapie (CRISPR/Cas9) – Korrektur mitochondrialer Mutationen.
  • Mitochondriale Transplantation – Experimentelle Übertragung gesunder Mitochondrien.

Fazit

Die Diagnostik der mitochondrialen Dysfunktion erfordert eine interdisziplinäre Abklärung mittels biochemischer, funktioneller und genetischer Testverfahren. Die Therapie basiert auf einer gezielten Optimierung der mitochondrialen Funktion durch metabolische, ernährungsphysiologische und antioxidative Maßnahmen.

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© Deutsche Klinik für Prävention, Bad Münder

Literatur

  1. Im Vitalstofflexikon: siehe dazu die obigen Links