Somatopause – Medikamentöse Therapie

Therapieziel

Ziel der STH-Substitutionstherapie ist:

  • IGF-1-Konzentrationen im Serum in den mittleren Normbereich – 50. Perzentile (200-210 ng/ml) – eines gesunden 25- bis 30-Jährigen anzuheben plus
  • durch STH-Mangel (Wachstumshormonmangel) bedingte Beschwerden bzw. Störungen zu beheben bzw. zu lindern

Therapieempfehlungen

  • STH-Substitution (Wachstumshormon-Ersatztherapie)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Man unterscheidet eine STH-Substitution bei folgenden Indikationen:

  • Echter Wachstumshormonmangel, z. B. aufgrund von Erkrankungen oder Situationen wie Hypophysenoperation, schwerem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) oder therapeutischer Strahlentherapie des Gehirns, Hypophysen-Vorderlappen-Unterfunktion
  • Alters- beziehungsweise Lebensstil-abhängiger Wachstumshormonmangel

Im Unterschied zum echten Wachstumshormonmangel werden Kosten für die Therapie des altersabhängigen beziehungsweise Lebensstil-abhängigen Wachstumshormonmangels nicht von den Krankenkassen übernommen!

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Zu den zurzeit bekannten Ausschlusskriterien beziehungsweise absoluten Kontraindikationen zählen:

  • Manifeste maligne Tumorerkrankungen – z. B. Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs), Prostatakarzinom (Prostatakrebs), Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Hohes familiäres Tumorrisiko
  • Dekompensierter Diabetes mellitus
  • Schwere Organerkrankungen, metabolisches Syndrom
  • Proliferative Retinopathie (Netzhauterkrankung)
  • Intrakranieller Hochdruck (erhöhter Hirndruck)

Entscheidung nach Nutzen-Risiko-Abwägung bei:

  • Diabetes mellitus
  • Zustand nach Karzinom (Krebs)
  • Zustand nach Adenom
  • Stoffwechselstörungen
  • Ödeme
  • Akute thromboembolische Erkrankungen
  • Zustand nach Thrombose oder Embolie
  • Zustand nach Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
  • Chronische Herzinsuffizienz (Herzschwäche)

Auf Grundlage der Daten der Studie HypoCCS (Hypopituitary Control and Complications Study) mit Daten zur Somatropin-Behandlung von Patienten mit Panhypopituitarismus, die zwischen 1996 und 2012 erhoben worden waren, sind nach einer Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 4,8 Jahren sowohl das Mammakarzinom bei Frauen und Prostatatumoren als auch kolorektale Karzinome bei behandelten nicht häufiger als bei unbehandelten Patienten gewesen [1].

Die Wirkweise

Das Wachstumshormon verfügt über vielfältige Wirkungen:

  • Insulinsynergistische Wirkungen
    • Stimulation der Glykogensynthese in der Leber
    • Stimulation des Aminosäuretransportes in die Zelle
    • Stimulation der Proteinbiosynthese (Neubildung von Proteinen) Aufbau von Skelettmuskulatur
  • Antagonistisch zum Insulin
    • Hemmung der Glucoseutilisation – vor allem in der Muskulatur – möglich ist eine Entstehung einer Glukoseintoleranz (unzureichende Regulation des Blutzuckers nach oraler Glukosezufuhr)
    • Stimulation der hepatischen Gluconeogenese ("Zuckerneubildung")
    • Hemmung der Lipogenese ("Fettbildung")
    • Stimulation der Lipolyse (Fettspaltung) – Abbau von Fettgewebe
  • Verstärkte Insulin- und Glukagon-Sekretion
    Glukagon bewirkt: Glykogenolyse (Glykogenabbau), Proteolyse (Proteinabbau) und Insulinsekretion!
  • Osteotrope Wirkungen – Anregung der Knochenbildung
  • Günstige Effekte auf die Wundheilung
  • Regeneration der Haut
  • Steigerung der Funktion des Immunsystems
  • Zunahme der Gedächtnisleistung
  • Stabilere Psyche
  • Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens
  • Steigerung der Herzfunktion

Bei nachgewiesenem Wachstumshormonmangel sollten folgende therapeutische Möglichkeiten zuerst genutzt werden:

Stimulation der endogenen nächtlichen STH-Freisetzung durch:

  • Dinner Cancelling und Fasten – die Hypoglykämie ist der stärkste Stimulator der Wachstumshormonsekretion
  • Sportliche Aktivität – leistungssteigerndes Fitnesstraining – progrediente Muskeltätigkeit – kann die Ausscheidung des Wachstumshormons zusätzlich verbessert werden
  • Gewichtsreduktion
  • Verbesserung der Schlafhygiene, Schlafqualität und -dauer
  • Stressreduktion und -bewältigung
  • Mikronährstofftherapie (Vitalstoffe) im Rahmen der Mikronährstoffmedizin (Vitalstoffe)* werden Aminosäuren – Arginin und Lysin eingesetzt
  • DHEA, Testosteron, Östrogene
  • Vermeidung von Arzneimitteln mit STH-hemmender Wirkung – Corticosteroide, Aminophyllin, Theophylline, Ergotamin-Alkaloide, Morphin, Apomorphin, Bromocriptin, Methylsergid, Cyproheptadin, Phenoxybenzamin, Phentolamin, Tolazolin, Reserpin, Chlorpromazin

*Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffen). Zu den Vitalstoffen (Mikronährstoffen) gehören unter anderem Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, lebensnotwendige Aminosäuren, lebensnotwendige Fettsäuren etc.

Wachstumshormon-Substitutionstherapie

Bei Männern in der Somatopause, sollte vor einer eventuellen Wachstumshormontherapie zuerst der Ausgleich eines Testosteron-Hormonmangels – bei vorliegender Andropause-Symptomatik – vorgenommen werden, da Testosteron selbst eine stimulierende Wirkung auf die Synthese und Sekretion von STH (Wachstumshormon) hat.

STH – Wachstumshormon-Substitutionstherapie

Das Ziel der STH-Substitutionstherapie ist, ganz allgemein die IGF-1-Konzentrationen im Serum in den mittleren Normbereich – 50. Percentile (200-210 ng/ml) – eines gesunden 25- bis 30-Jährigen anzuheben.

Die Therapie geschieht heute mit zugelassenem, gentechnisch hergestellten Wachstumshormon. Das Hormon ist identisch mit dem in der Hypophyse gebildeten Hormon und die Herstellung über Bakterien oder einzelne Zellen schützt vor jeglicher Infektion.

Achtung!
Über das Internet erhältliche Substanzen oder auch Sprays sind nicht zu empfehlen!

Eine Substitutionstherapie sollte zudem von einem endokrinologisch ausgebildeten Arzt eingeleitet und überwacht werden.

Dosierungshinweise

Die Injektionen werden heutzutage mit einem Füllfederhalter-ähnlichen Injektionsgerät (PEN) durchgeführt, wobei die Handhabung sehr einfach ist.
Die tägliche Injektion erfolgt subkutan – d. h. unter die Haut – in den Abendstunden in einer beginnenden Dosierung von ca. 0,1-0,2 mg / Tag.Je nach Befinden, Nebenwirkungen und Verlauf der IGF-1-Spiegel kann die Dosierung auf eine möglichst niedrige Erhaltungsdosis gesteigert werden.

Erste Verbesserungen des Symptomkomplexes eines anamnestisch aufgenommenen und klinisch bestimmten STH-Mangelsyndroms sollten bereits nach 6 Monaten Therapiedauer beobachtet werden können.
Eine Reihe der angestrebten Wirkungen einer erfolgreichen STH-Therapie lassen sich dabei schon nach wenigen Wochen feststellen.

Mögliche Nebenwirkungen

  • Wasserretention (Wassereinlagerungen) – Ödeme, Arthralgie (Gelenkschmerzen), Gelenksteifheit, Myalgie (Muskelschmerzen) – zu Beginn der Therapie
    Ursache: Nebenwirkungen sind bedingt durch Ausgleich des extrazellulären Volumendefizits.
    Häufigkeit: > 1 % und < 40 %; die Häufigkeit ist abhängig von Alter und Dosis
  • Karpaltunnelsyndrom
    Häufigkeit: Selten – > 0,1 und < 1 %
  • Intrakranielle Hypertension – rezidivierende Kopfschmerzen, Sehstörungen, Nausea (Übelkeit), Erbrechen
    Bei Verdacht: Funduskopie (Augenhintergrundspiegelung) zum Ausschluss eines Papillenödems
    Häufigkeit: Einzelfälle
    Empfehlung: Sofortiges Absetzen der Therapie!
  • Schilddrüsenfunktionsstörung – Entwicklung einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), bei Behandlung mit L-Thyroxin auch einer Hyperthyreose;
    Ursache: Erhöhte Konversion von T4 in T3
    Empfehlung: Kontrolle der Schilddrüsenfunktion vor Therapiebeginn
  • Insulinresistenz und in Einzelfällen Hyperglykämie bis zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2;
    Auftreten häufiger bei Prädisposition: Adipositas, genetische Disposition, Steroidbehandlung oder bestehender Glukoseintoleranz
  • Patienten mit Diabetes mellitus – hier ist ggf. eine Anpassung der Dosis des Antidiabetikums erforderlich.
  • Bei m-Cresol-Unverträglichkeit – ein verwendetes Lösungs-Konservierungsmittel – ist auf ein Wachstumshormonpräparat ohne m-Cresol auszuweichen.
    Typische Nebenwirkungen einer m-Cresol-Unverträglichkeit: Myositis mit Myalgie (Muskelschmerzen) wie auch starke Schmerzen an der Injektionsstelle.

Weitere mögliche Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der jeweiligen Gebrauchsanweisung.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für Anti-Aging, Schutz vor oxidativem Stress, Energiestoffwechsel und Zellregeneration sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (C, E, B2)
  • Spurenelemente (Chrom, Kupfer, Mangan, Selen, Zink)
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Anthocyanidine aus Heidelbeer-Extrakt, Curcumin, Grüntee-Extrakt (Epigallocatechingallat), Quercetin, Resveratrol)
  • Weitere Vitalstoffe (Spermidin)

Bei Vorliegen einer Insomnie (Schlafstörung) infolge der Somatopause s. u. Insomnie/Medikamentöse Therapie/Supplemente.

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Child CJ et al.: Incidence of primary cancers and intracranial tumour recurrences in GH-treated and untreated adult hypopituitary patients: analyses from the Hypopituitary Control and Complications Study. doi: 10.1530/EJE-14-1123