Inflammaging und Sport: Die Rolle von Bewegung in der Prävention altersbedingter Entzündungsprozesse

Inflammaging, die altersbedingte, niedriggradige chronische Entzündung, ist ein wesentlicher Treiber für viele altersassoziierte Erkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen und bestimmte Krebsarten. Sport und körperliche Aktivität stellen eine der effektivsten, evidenzbasierten Strategien dar, um entzündliche Prozesse zu modulieren und die Lebensqualität im Alter zu verbessern. In diesem Artikel werden die wissenschaftlichen Mechanismen, evidenzbasierten Vorteile und praktischen Empfehlungen für Sport im Kontext von Inflammaging aufgezeigt.

Pathophysiologie: Wie Sport auf Inflammaging wirkt

  • Reduktion von Entzündungsmarkern:
    • Regelmäßige körperliche Aktivität senkt die systemischen Spiegel proinflammatorischer Zytokine wie Interleukin-6 (IL-6), Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) und C-reaktivem Protein (CRP). Gleichzeitig wird die Produktion antiinflammatorischer Zytokine wie IL-10 gefördert.
  • Beeinflussung des Muskelgewebes (Myokine):
    • Muskelkontraktionen während der Aktivität führen zur Freisetzung von Myokinen wie IL-6, die in diesem Kontext antiinflammatorisch wirken, indem sie die Expression von TNF-α hemmen.
  • Verbesserung der mitochondrialen Funktion:
    • Regelmäßige Bewegung fördert die Mitochondrienbiogenese und reduziert die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die maßgeblich an inflammatorischen Prozessen beteiligt sind.
  • Reduktion von viszeralem Fett:
    • Adipozyten im viszeralen Fettgewebe sind eine wesentliche Quelle proinflammatorischer Adipokine. Durch Bewegung wird das viszerale Fett reduziert, wodurch die Entzündungsbelastung abnimmt.

Sportarten und Intensität: Was wirkt am besten?

  • Aerobe Aktivität:
    • Beispiele: Gehen, Laufen, Schwimmen, Radfahren.
    • Wirkung: Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit, Senkung inflammatorischer Marker (Entzündungsmarker).
    • Empfehlung: 150 Minuten pro Woche bei moderater Intensität (z. B. 60-70 % der maximalen Herzfrequenz).
  • Krafttraining:
    • Beispiele: Gewichtheben, Widerstandsbänder, Eigengewichtübungen.
    • Wirkung: Erhalt der Muskelmasse, Reduktion von Sarkopenie (Verlust von Muskulatur und deren Funktion)und inflammatorischen Myokinen.
    • Empfehlung: Zwei bis drei Sitzungen pro Woche, die alle großen Muskelgruppen abdecken.
  • Intervalltraining (HIIT):
    • Beispiele: Kurze Intervalle hoher Intensität, gefolgt von Erholungsphasen.
    • Wirkung: Verbesserung der metabolischen Flexibilität und Insulinsensitivität; Senkung proinflammatorischer Marker.
  • Yoga und Tai Chi:
    • Wirkung: Reduktion von Stress und der Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse), die häufig mit chronischer Entzündung verbunden ist.

Langfristige Vorteile von Sport bei Inflammaging

  • Herz-Kreislauf-Gesundheit:
    • Reduktion des Atheroskleroserisikos durch Verbesserung der endothelialen Funktion und Senkung systemischer Entzündungen.
  • Metabolische Gesundheit:
    • Verbesserung der Insulinsensitivität und Reduktion inflammatorischer Adipokine wie Leptin.
  • Neuroprotektion:
    • Förderung neurotropher Faktoren wie des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), die Entzündungen im zentralen Nervensystem reduzieren.
  • Prävention von Sarkopenie:
    • Erhalt der Muskelmasse und -funktion durch Krafttraining, wodurch inflammatorische Prozesse im Muskelgewebe reduziert werden.

Sport, Ernährung und Supplementation

Sport und Ernährung

Eine entzündungshemmende Ernährung unterstützt die positiven Effekte körperlicher Aktivität auf entzündliche Prozesse. Die Kombination von Sport und einer gezielten Ernährungsstrategie kann die Modulation von Inflammaging verstärken.

Empfohlene Nährstoffe im Kontext von Sport:

  • Proteine – Unterstützen den Erhalt der Muskelmasse. Empfehlenswert sind 1,2-1,5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht täglich, insbesondere bei älteren Menschen.
  • Omega-3-Fettsäuren – Reduzieren entzündliche Prozesse und fördern die Regeneration nach dem Training.
  • Vitamin D – Unterstützt die Muskelfunktion und reduziert entzündliche Marker.

Sport und Supplementation

Supplemente können die Wirkung von Sport auf Inflammaging unterstützen. Folgende Supplemente sind von besonderer Relevanz:

  • Kreatin – Fördert die Muskelkraft und kann entzündungshemmend wirken.
  • Beta-Alanin – Verbessert die Muskelermüdung und reduziert oxidative Stressmarker.
  • Glutamin – Unterstützt das Immunsystem und reduziert entzündliche Prozesse.
  • Polyphenole (z. B. Quercetin, Resveratrol) – Haben antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, die durch Sport verstärkt werden können.

Praktische Empfehlungen 

  1. Individuelle Anpassung:
    • Belastung und Intensität des Trainings sollten an das Alter, den Fitnesszustand und bestehende Erkrankungen angepasst werden.
  2. Kombination von Aktivitätstypen:
    • Eine Kombination aus aeroben Übungen, Krafttraining und flexiblen Ansätzen wie Yoga bietet die besten Ergebnisse.
  3. Regelmäßige Überwachung:
    • Kontrolle inflammatorischer Marker (z. B. hsCRP) und kardiovaskulärer Parameter zur Beurteilung der Effektivität.
  4. Integration in den Alltag:
    • Fördern Sie Bewegungsgewohnheiten wie Gehen oder Treppensteigen, um die Compliance zu verbessern.

Fazit

Inflamaging, die altersbedingte chronische Entzündung, stellt eine zentrale Herausforderung für die Gesundheitsprävention dar. Sport, Ernährung und eine gezielte Proteinversorgung bieten effektive Möglichkeiten zur Modulation dieser Prozesse.

Regelmäßige körperliche Aktivität reduziert entzündliche Marker, verbessert die mitochondriale Funktion und erhält die Muskelmasse. Besonders im Alter ist die ausreichende Zufuhr hochwertiger Proteine essenziell, um den Erhalt der Muskelmasse und die Regeneration nach dem Training zu unterstützen. Ergänzend fördern Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Polyphenole entzündungshemmende Effekte.

Ein individuell abgestimmtes Programm aus Bewegung, Proteinversorgung und gezielter Supplementation bietet das Potenzial, Inflammaging zu verlangsamen und altersbedingte Erkrankungen zu verhindern. Ärztliche Begleitung ist entscheidend, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen und Risiken zu minimieren.

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