Inflammaging: Chronische Entzündungen und ihre Rolle im Alterungsprozess
Chronische niedriggradige Entzündungen, bekannt als "Inflammaging", auch Entzündungsaltern genannt, beschleunigen den Alterungsprozess und erhöhen das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II, neurodegenerative Erkrankungen und bestimmte Krebsarten (z. B. Kolorektales Karzinom (Darmkrebs), Lungenkarzinom, Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), Prostatakarzinom, Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) und Mammakarzinom (Brustkrebs)).
Pathogenese der inflammatorischen Prozesse im Alter
Mit zunehmendem Alter unterliegt das Immunsystem tiefgreifenden Veränderungen, die als Immunseneszenz bezeichnet werden. Diese umfassen eine reduzierte Produktion naiver T-Lymphozyten aufgrund der Thymusinvolution, eine Akkumulation von Effektor-T-Zellen mit erhöhter Produktion proinflammatorischer Zytokine wie Interferon-γ und eine verminderte Diversität des adaptiven Immunsystems.
Ein weiterer zentraler Mechanismus ist die mitochondriale Dysfunktion, die im Alter zunimmt. Fehlfunktionen der Mitochondrien führen zur vermehrten Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), die oxidative Schäden verursachen und proinflammatorische Signalwege aktivieren. Mitochondriale Dysfunktion und oxidativer Stress können Inflammasomen aktivieren, was zu einer verstärkten Freisetzung proinflammatorischer Zytokine führt.
Zudem verändert sich das Darmmikrobiom im Alter, was zu einer erhöhten Darmpermeabilität führen kann. Dies ermöglicht das Eindringen von bakteriellen Endotoxinen in den systemischen Kreislauf, was wiederum inflammatorische Prozesse fördert.
Des Weiteren ist die Akkumulation seneszenter Zellen ein bedeutender Faktor. Diese Zellen haben ihre Teilungsfähigkeit verloren, sterben jedoch nicht ab und verbleiben im Gewebe. Sie setzen proinflammatorische Zytokine, Chemokine und Proteasen frei, ein Phänomen, das als Senescence-Associated Secretory Phenotype (SASP) bezeichnet wird. SASP trägt zur chronischen Entzündung bei und kann die Funktion benachbarter gesunder Zellen beeinträchtigen. Zudem verhindern seneszente Zellen die Apoptose gesunder Zellen, was zu einer Ansammlung dysfunktionaler Zellen und einer weiteren Förderung des Inflammagings führt.
Einfluss der Ernährung
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Modulation inflammatorischer Prozesse im Alter. Eine kalorienreduzierte Ernährung kann Entzündungsreaktionen dämpfen und somit die Auswirkungen des Alterns verlangsamen sowie das Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Krebs reduzieren.
Der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren, die in fettreichem Fisch wie Lachs und Hering enthalten sind, wirkt entzündungshemmend. Zudem sind antioxidative bioaktive Verbindungen in Obst, Gemüse, Getreide, Gewürzen, Tee und Olivenöl von Bedeutung. Insbesondere Curcumin, das in Kurkuma enthalten ist, weist starke entzündungshemmende Eigenschaften auf.
Eine ausreichende Proteinzufuhr ist essenziell, da Proteinmangel bei älteren Menschen erheblich zum Entzündungsaltern beiträgt. Hochwertige Proteinquellen wie mageres Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und pflanzliche Proteine wie Tofu oder Sojaprodukte sollten in die Ernährung integriert werden.
Rolle der körperlichen Aktivität
Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Entzündungsgeschehen im Körper positiv beeinflussen und das Risiko für viele altersbedingte Krankheiten reduzieren. Eine Kombination aus aerobem Training und moderatem Krafttraining wird empfohlen, um entzündliche Marker zu senken und die Muskelmasse zu erhalten.
Schlaf und Inflammaging
Qualitativ hochwertiger Schlaf ist essenziell für die Regulation inflammatorischer Prozesse. Schlafmangel oder gestörter Schlaf können proinflammatorische Zytokine erhöhen und somit das Risiko für chronische Entzündungen steigern. Es wird empfohlen, 7–8 Stunden ungestörten Schlaf pro Nacht anzustreben und Schlafhygienepraktiken zu befolgen, um die Schlafqualität zu optimieren.
Noxen und weitere Faktoren, die zu Inflammaging führen können
Mehrere Faktoren können inflammatorische Prozesse im Alter fördern:
- Genetische Prädisposition: Bestimmte genetische Varianten können die Anfälligkeit für chronische Entzündungen erhöhen.
- Adipositas: Übermäßiges viszerales Fettgewebe produziert proinflammatorische Adipokine, die systemische Entzündungen fördern.
- Chronische Infektionen: Persistierende Infektionen können das Immunsystem kontinuierlich aktivieren und somit Entzündungen aufrechterhalten.
- Umweltfaktoren: Exposition gegenüber Umweltgiften, Schadstoffen und UV-Strahlung kann oxidative Schäden verursachen und inflammatorische Prozesse initiieren.
- Psychosozialer Stress: Chronischer Stress kann über die Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und die Freisetzung von Glukokortikoiden proinflammatorische Zustände fördern.
Diagnostik: hsCRP
Das hochsensitive C-reaktive Protein (hsCRP) ist ein empfindlicher Biomarker zur Bewertung systemischer Entzündungen und zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos. Erhöhte hsCRP-Werte können auf subklinische Entzündungen hinweisen, die mit Atherosklerose und anderen chronischen Erkrankungen assoziiert sind. Die Bestimmung von hsCRP wird insbesondere bei Patienten mit mittlerem kardiovaskulärem Risiko empfohlen, um präventive Maßnahmen zu planen.
Wirkstoffe zur Modulation von Inflammaging
Im Folgenden werden bioaktive Substanzen nach ihrer relativen Wirksamkeit und Bedeutung zur Modulation entzündlicher Prozesse geordnet dargestellt. Dabei stehen Wirkstoffe mit umfassender Evidenz und hoher entzündungshemmender Potenz an erster Stelle. Siehe dazu unter: Wirkstoffe zur Modulation von Inflammaging.
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