Ernährungsberatung
Die Ernährungsberatung ist eine Beratung auf der Grundlage der Ernährungswissenschaft und der Ernährungsmedizin, die individuell auf den Patienten und seine Lebensumstände abgestimmt ist. Grundlage dafür ist eine individuelle Ernährungsanalyse, die eine optimierte Ernährung ermöglicht.
Das Nahrungsmittelangebot in den hoch entwickelten Industrienationen ist ausgesprochen reichhaltig und vielfältig. Leider ist jedoch unsere allgemein übliche Ernährung zu einem nicht zu unterschätzenden Gesundheitsrisiko geworden:
Wir essen vom Falschen zu viel und vom Richtigen zu wenig!
Sowohl die Über- als auch die Fehlernährung können im Laufe der Jahre zu chronischen Erkrankungen führen. Heute wird immer offensichtlicher, dass ein großer Teil der sogenannten Wohlstandskrankheiten zumindest teilweise ernährungsbedingt ist.
Eine ausgewogene, vitalstoffreiche und vollwertige Ernährung ist verantwortlich für Ihre Gesundheit. Doch trotz besten Wissens ist die Umsetzung im Alltag schwer. Hier kann Ihnen eine individuelle Ernährungsberatung helfen.
Zielsetzung und Wirkungsweise der Ernährungsberatung
Zielsetzung
Die Ernährungsberatung, basierend auf den Grundsätzen der Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin, zielt darauf ab, die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu verbessern und an ihre individuellen Bedürfnisse, Gesundheitszustände und Lebensumstände anzupassen. Die Hauptziele umfassen:
- Prävention und Management von Krankheiten: Durch die Identifizierung von ernährungsbedingten Risikofaktoren und die Umsetzung von diätetischen Maßnahmen soll das Risiko für chronische Krankheiten reduziert oder deren Verlauf positiv beeinflusst werden.
- Optimierung der Nährstoffaufnahme: Anpassung der Ernährung, um eine ausgewogene Zufuhr von Makro- und Mikronährstoffen sicherzustellen, die für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Vorbeugung von Mangelerscheinungen essentiell sind.
- Förderung eines gesunden Lebensstils: Unterstützung bei der Entwicklung und Beibehaltung von gesunden Ernährungsgewohnheiten, die zur allgemeinen Gesundheit und Wohlbefinden beitragen.
Wirkungsweise
Die Ernährungsberatung beginnt typischerweise mit einer detaillierten Ernährungsanalyse, um ein umfassendes Verständnis der aktuellen Ernährungsgewohnheiten, Vorlieben und möglichen Nährstoffdefiziten zu erlangen. Basierend auf dieser Analyse werden individuell zugeschnittene Empfehlungen entwickelt:
- Individuelle Ernährungspläne: Erstellung von spezifischen Ernährungsplänen, die auf die individuellen Bedürfnisse, medizinischen Bedingungen und Ziele des Klienten abgestimmt sind.
- Edukation und Coaching: Vermittlung von Wissen über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und praktische Tipps zur Umsetzung im Alltag.
- Monitoring und Anpassung: Regelmäßige Überprüfung der Fortschritte und Anpassung der Ernährungspläne entsprechend den Veränderungen im Gesundheitszustand oder Lebensumständen des Klienten.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Nachfolgend die wichtigsten ernährungsbedingten Erkrankungen bzw. Krankheitsbilder, die ernährungsmedizinisch mit behandelt werden:
Atmungssystem (J00-J99)
- Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Mukoviszidose (zystische Fibrose, CF)
- Schlafapnoe-Syndrom – Beschwerdebild, das durch Atemstillstände (Apnoen) während des Schlafs verursacht wird
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Makuladegeneration (AMD)
Blutes und der blutbildenden Organe (D50-D90)
- Eisenmangelanämie
- Immundefizienz (Abwehrschwäche)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Beriberi – Vitaminmangelerkrankung, die auf einen Mangel an Thiamin (Vitamin B1) zurückzuführen ist
- Diabetes mellitus Typ 2 (Insulinresistenz)
- Hormonelle Störungen
- Mann: Hypoandrogenämie – verminderter Testosteron-Serumspiegel
- Frau: Hyperandrogenämie – erhöhte Konzentrationen von Androgenen (männliche Hormone)
- PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovar-Syndrom der Frau)
- Hyperlipidämie/Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)
- Hyperurikämie (Gicht)
- Metabolisches Syndrom – klinische Bezeichnung für die Symptomkombination Adipositas (Übergewicht), Hypertonie (Bluthochdruck), erhöhter Nüchternglucose und Nüchterninsulin-Serumspiegel (Insulinresistenz) und Hyperlipoproteinämie (erhöhte VLDL-Triglyceride, erniedrigtes HDL-Cholesterin). Des Weiteren ist häufig auch eine Koagulationsstörung (Gerinnungsstörungen), mit einem erhöhten Risiko für Thromboembolien nachzuweisen.
- Marasmus, Kwashiorkor – Protein-Energie-Mangelsyndrome
- Nahrungsmittelintoleranzen (Nahrungsmittelunverträglichkeiten) – Histaminintoleranz, Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Glutenintoleranz (Zöliakie), Sorbitintoleranz; pseudoallergische und pharmakologische Reaktionen, Intoleranzen gegen Nahrungszusatzstoffe
- Skorbut (Vitamin C-Mangelerkrankung)
- Struma (Schilddrüsenvergrößerung)
- Übergewicht (Adipositas)
- Untergewicht, Mangelernährung, Kachexie (Auszehrung) etc.
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Akne
- Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
- Psoriasis (Schuppenflechte)
- Stoffwechselbedingte Hauterkrankungen / Hautveränderungen
Diabetes mellitus assoziierte Erkrankungen (Nekrobiosis lipoidica, Granuloma anulare, Pyodermie (eitrige Entzündung der Haut), Candidose (Infektion mit einem Hefepilz), Ulzera (Geschwüre), diabetische Blasen, Pruritus) Hyperlipidämien (Xanthome, Xanthelasmen), Gichttophi, Phenylketonurie (PKU), Hartnupsyndrom - Stoffwechselbedingte Hauterkrankungen / Hautveränderungen durch Mangelzustände:
- Akrodermatitis enteropathica (Zinkmangel)
- Alopecie (Proteinmangel)
- Follikuläre Hyperkeratosen
- Ichthyosiforme Xerose (Vitamin-A-Mangel)
- Neurotrophe Ulzera (Beriberi, Vitamin B1-Mangel)
- orookulogenitales Syndrom (Vitamin B2-Mangel)
- Pellagra (Vitamin B3-Mangel)
- Hunter´sche Glossitis und Hyperpigmentierung (Vitamin B12-Mangel)
- Skorbut mit follikulären Hyperkeratosen, Rollhaaren, Purpura (Vitamin-C-Mangel)
- Purpura (Vitamin K-Mangel)
- Hyperpigmentierung, Stomatitis und Analerosionen (Folsäuremangel)
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Apoplex (Schlaganfall) – ab einem BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) > 30, Erhöhung
um 40 % - Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Koronare Herzkrankheit (KHK) – ab einem BMI (Body-Mass-Index) > 30, Erhöhung um 60 %
- Myokardinfarkt
- Störungen der Blutgerinnung, wie z. B. Venenthrombosen – ab einem BMI (Body-Mass-Index) > 30, Erhöhung um 230 % durch Steigerung der Gerinnung und Hemmung der Fibrinolyse (Fibrinspaltung)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Steatosis hepatis (Fettleber), Fettleberhepatitis
- Gallenblasenerkrankungen – Cholelithiasis (Gallensteinleiden) – über 70 % aller Gallensteine sind auf erhöhtes Cholesterin und Triglyceride zurückzuführen
- Leberzirrhose (Schrumpfleber; irreversible Schädigung der Leber)
- Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) – Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
- Diarrhoe (Durchfall)
- Divertikel (Ausstülpungen der Darmschleimhaut an strukturell schwachen Stellen)
- Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird
- Hämorrhoiden
- Karies
- Parodontitis (infektiöse, entzündliche Erkrankung des Parodonts (Zahnhalteapparat) mit Zahnfleischrückgang)
- Obstipation (Verstopfung)
- Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
- Ulcus ventriculi (Magengeschwür)
- Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Degenerative und andere nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen: z. B. Arthrosen, Spondylosen, Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom)
- nahrungsmittelsensitive Arthritis
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Rheumatoide Arthritis (Synonym: chronische Polyarthritis) – häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Tumorerkrankungen des Mannes – Prostatakarzinom
- Tumorerkrankungen der Frau – Mammakarzinom (Brustkrebs), Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs)
- Tumorerkrankungen beider Geschlechter – Kolonkarzinom (Darmkrebs), Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs), Gallenblasenkarzinom, Leberkarzinom, Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), Nierenzellkarzinom, Schilddrüsenkarzinom, Mundhöhlenkarzinom, Rachenkarzinome
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Alkoholabhängigkeit
- Anorexia nervosa (Magersucht)
- Binge Eating disorder (BED) – psychogene Essstörung. Der englische Begriff "Binge" bedeutet übersetzt schlingen. Gemeint ist mit diesem Begriff das Vorkommen von maßlosen Essattacken.
- Bulimia nervosa (Essbrechsucht)
- Migräne
- Orthorexie – Essstörung, bei der die Betroffenen ein auffallend ausgeprägtes Verlangen danach haben, sich möglichst „gesund“ zu ernähren
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Sodbrennen (Pyrosis)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Prämenstruelles Syndrom (PMS) – zyklische Auftreten von unterschiedlichen körperlichen bzw. psychischen Beschwerden
- Sterilität/Unfruchtbarkeit – Mann und Frau
- Urolithiasis (Harnsteinleiden)
- Zyklusstörungen (Blutungsstörungen)
Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)
- Allergien
Das Verfahren
Grundlage der Ernährungsberatung ist eine individuelle Ernährungsanalyse, die auf dem aktuellen Wissen der Ernährungsmedizin basiert. Sie dient der ausführlichen Analyse der individuellen Ernährungssituation.
Die Ernährungsanalyse:
- Ermittelt Ihre individuelle Ernährungssituation.
Sie erhalten eine Beurteilung Ihrer Ernährungssituation und einen individuellen Ernährungsplan inklusive Vitalstoffempfehlungen (Makro- und Mikronährstoffe). - Basiert auf Literatur, die einen hohen Evidenzgrad hat. Ein hoher Evidenzgrad (1a, 1b, 2a, 2b) bietet die wissenschaftliche Begründung für Ihre Ernährungs- bzw. Vitalstoffempfehlung (Makro- und Mikronährstoffe).
- Gibt Ihnen Vorschläge für die gesunde Ernährung – Lebensmittellisten mit geeigneten Lebensmitteln – gegebenenfalls inklusive für Sie geeigneter Vitalstoffsupplemente.
Die Auswahl geeigneter Lebensmittel/Vitalstoffe erfolgt computergestützt in Abhängigkeit von Ihren Angaben auf Grundlage klassifizierter Literatur gemäß den Kriterien der evidenzbasierten Medizin.
Ihr Nutzen
Gesunde und Kranke profitieren von einer individuellen Ernährungsberatung. Sie schützt Sie vor schweren und chronischen Erkrankungen bzw. hilft Ihnen, wieder gesund zu werden.
Die Ernährungsberatung ist besonders wichtig für:
- Übergewichtige
- Mann und Frau bei Kinderwunsch
- Schwangere
- Stillende
- Säuglinge
- Kleinkinder
- Schicht- und Wechselarbeiter sowie Nachtarbeiter
- Sportler
- Gesunde und Kranke
Die Ernährungsberatung dient Ihrer persönlichen Vorsorge und ermöglicht Ihnen ein gesundes und langes Leben.
Grundlage der Ernährungsberatung ist eine Ernährungsanalyse. Sie erhalten dazu gerne auf Wunsch von uns ein Ernährungsprotokoll (Ernährungsfragebogen), das Sie in Ruhe zu Hause ausfüllen können. Die Auswertung erfolgt mittels einer computergestützten Ernährungsanalyse.
Weitere Hinweise
- Gemäß einer Modellierungsstudie könnte die Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre erhöht werden, wenn die Ernährung schon in jungen Jahren auf eine gesunde Ernährungsweise umgestellt wird. Aber auch eine Ernährungsumstellung im Alter führt noch zu einem Zugewinn an Lebensjahren:
- Im Alter von 60 Jahren könnte dieses die Lebenserwartung noch um 8,1 Jahre bei Frauen und 9,1 Jahre bei Männern erhöhen.
- 80-Jährige könnten gemäß der Studie 3,5 bzw. 3,3 Jahre hinzugewinnen.
- weniger verarbeitetes Fleisch: 1,6 (Frauen) bzw. 1,9 Jahre (Männer)
- weniger rotes Fleisch: 1,6 bzw. 1,9 Jahre
- mehr Nüsse: 1,7 bzw. 2,0 Jahre
- mehr Vollkornprodukte: 2,0 bzw. 2,3 Jahre
- mehr Hülsenfrüchte: 2,2 bzw. 2,5 Jahre
- Ein Online-Rechner auf der Website https://food4healthylife.org ermöglicht die individuelle Berechnung, wie viele Jahre man durch welche Ernährungsumstellung dazu gewinnen kann [1].
Literatur
- Fadnes LT et al.: Estimating impact of food choices on life expectancy: A modeling study Plos Medicine ebruary 8, 2022 https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003889