Adrenopause – Einleitung

Die Adrenopause beschreibt einen exponentiell zunehmenden Rückgang der Produktion von Dehydroepiandrosteron (DHEA) und DHEA-Sulfat (DHEA-S) in der Nebennierenrinde bei Erwachsenen.

Synonyme und ICD-10: DHEA(S)-Insuffizienz, partiell; DHEA-Mangel; ICD-10-GM E88.9: Stoffwechselstörung, nicht näher bezeichnet

Endokrinologisch ist die Adrenopause durch erniedrigte Serumspiegel dieser Hormone gekennzeichnet, während die Cortisol-Serumspiegel unverändert bleiben oder sogar erhöht sein können.

Pathophysiologie

Die Adrenopause ist pathophysiologisch auch mit der sogenannten "Altersnebennierenschwäche" bzw. einer partiellen Nebenniereninsuffizienz assoziiert. Im Gegensatz zur Menopause, die ein endgültiges Erlöschen der Ovarialfunktion darstellt, handelt es sich bei der Adrenopause um einen graduellen Rückgang der Hormonproduktion. Das männliche Klimakterium virile (männliche Wechseljahre) beginnt oft mit der Adrenopause.

Charakteristische Laborbefunde 

  • Erniedrigte DHEA- und DHEA-S-Spiegel: Der auffälligste Laborbefund bei der Adrenopause ist der signifikante Rückgang von DHEA und DHEA-S im Serum. Diese Werte sind im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen deutlich niedriger.
  • Erniedrigter Testosteronspiegel (bei Männern): In einigen Fällen kann auch ein Rückgang des Testosteronspiegels beobachtet werden, obwohl dieser meist weniger stark ausgeprägt ist als bei der Andropause.
  • Normale CortisolspiegelDie Cortisolspiegel bleiben in der Regel normal, da die Cortisolproduktion weniger stark von der Adrenopause betroffen ist.
  • Erhöhte ACTH-Spiegel (in einigen Fällen): In bestimmten Fällen, insbesondere bei pathologischen Formen der Adrenopause, kann es zu einer kompensatorischen Erhöhung der ACTH-Spiegel kommen, um die reduzierte Androgenproduktion auszugleichen.
  • Veränderungen im LipidprofilEs können Veränderungen im Lipidprofil beobachtet werden, einschließlich erhöhter Cholesterin- und Triglyceridspiegel, die mit der abnehmenden Androgenproduktion und deren metabolischen Effekten zusammenhängen.
  • Erhöhte InsulinresistenzEs kann zu einer erhöhten Insulinresistenz (verringerte Antwort, vor allem insulinabhängiger Organe, auf endogenes oder exogenes Insulin) kommen, was das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes erhöht.

Formen der Adrenopause

Die Adrenopause beschreibt den altersbedingten Rückgang der Produktion von Androgenen in der Nebennierenrinde, insbesondere Dehydroepiandrosteron (DHEA) und dessen Sulfat (DHEA-S), sowie in geringerem Maße Testosteron. Diese hormonellen Veränderungen treten allmählich auf und können verschiedene metabolische und physiologische Auswirkungen haben.

Primäre Formen der Adrenopause

  • Physiologische AdrenopauseDies ist der natürliche und allmähliche Rückgang der DHEA- und DHEA-S-Spiegel, der mit dem Altern einhergeht. Diese Form betrifft Männer und Frauen gleichermaßen und beginnt typischerweise ab dem vierten Lebensjahrzehnt.
  • Pathologische AdrenopauseBei dieser Form handelt es sich um eine über das normale Maß hinausgehende, beschleunigte Abnahme der Androgenproduktion in der Nebennierenrinde, die durch verschiedene Faktoren wie chronische Krankheiten, anhaltenden Stress, Mangelernährung oder andere endokrinologische Störungen verursacht werden kann.

Sekundäre Formen der Adrenopause

  • Adrenopause infolge von HypophyseninsuffizienzEine sekundäre Adrenopause kann durch eine Funktionsstörung der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) verursacht werden, die zu einer verminderten Ausschüttung von ACTH (adrenocorticotropes Hormon) führt, was wiederum die Androgenproduktion in den Nebennieren verringert.
  • Adrenopause bei chronischen ErkrankungenPatienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, chronischem Nierenversagen oder fortgeschrittenen Tumorerkrankungen können eine beschleunigte Form der Adrenopause erleben, da diese Krankheiten die Nebennierenfunktion beeinträchtigen können.

Epidemiologie

Die Adrenopause betrifft sowohl Männer als auch Frauen mittleren Alters:

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel:

  • Der Rückgang der DHEA-Produktion beginnt etwa ab dem 35. Lebensjahr.
  • Bei Frauen tritt die Adrenopause etwa 5 Jahre nach der Menopause auf.
  • Beim Mann beginnt der gesundheitliche Abbau, bekannt als Andropause (Klimakterium virile), etwa in der zweiten Hälfte des 6. Lebensjahrzehntes, was ungefähr dem 56. Lebensjahr entspricht.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf der Adrenopause ist progredient und durch einen kontinuierlichen Rückgang der DHEA(S)-Serumspiegel gekennzeichnet. Dieser hormonelle Abfall führt zu verschiedenen klinischen Symptomen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die mit dem Alter assoziiert sind.

  • Symptome: Verlust an Muskelmasse und -kraft, Zunahme an Körperfett, Abnahme der Knochendichte, Veränderungen im Haut- und Bindegewebe, geistige und körperliche Müdigkeit.
  • Diagnose: Die Diagnose der Adrenopause erfolgt durch die Bestimmung der Serumspiegel von DHEA und DHEA-Sulfat (DHEA-S), wobei erniedrigte Werte im Vergleich zu altersentsprechenden Normwerten festgestellt werden.
    Beachte: Da DHEA-S und DHEA im Gleichgewicht stehen, sollte immer DHEA-S bestimmt werden, da geringere Schwankung und gleiche Aussagekraft.

Prognose

Die Prognose der Adrenopause hängt von der individuellen gesundheitlichen Verfassung und der rechtzeitigen Diagnose und Behandlung ab. Eine adäquate Therapie kann die Symptome lindern und die Lebensqualität erheblich verbessern.

  • Therapie: Eine DHEA-Hormonersatztherapie kann bei gesicherten DHEA-spezifischen Indikationen und nachgewiesenen niedrigen DHEA-S-Serumspiegeln erfolgen. Diese Therapie kann helfen, den Verlust an Muskelmasse und -kraft zu vermindern, die Knochendichte zu erhöhen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Eine sorgfältige Überwachung und Anpassung der Therapie sind essenziell, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Literatur

  1. Papierska L: Adrenopause – does it really exist? Prz Menopauzalny. 2017 Jun; 16(2): 57-60 doi: 10.5114/pm.2017.68593