Ovarialzysten und weitere gutartige Neubildungen des Ovars – Operative Therapie
Operative Therapie von Ovarialzysten und weiteren gutartigen Neubildungen des Ovars Ovarialzysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Eierstock) sind häufige Befunde in der gynäkologischen Praxis. Während viele Zysten spontan rückläufig sind, können persistierende oder komplikationsbehaftete Zysten eine operative Therapie erfordern. Die Wahl des operativen Vorgehens richtet sich nach der Größe, Struktur und Persistenz der Zyste sowie dem Hormonstatus der Patientin.
Unkomplizierte Zysten
Vorgehensweise vor Eintritt der Menopause
-
Durchmesser der Zyste < 5 cm:
- Postmenstruelle Kontrolle (nach der Monatsblutung) mittels Sonographie (Ultraschall).
- Bei Persistenz (Fortbestehen der Zyste) Sonographiekontrolle alle 4 Wochen.
- Falls nach dreimonatiger Persistenz weiterhin vorhanden: Operation mit histologischer Abklärung (Gewebeanalyse).
- Durchmesser der Zyste > 5 cm:
- Postmenstruelle Kontrolle mittels Sonographie.
- Bei Persistenz oder Größenzunahme der Zyste: Operation mit histologischer Abklärung.
Vorgehensweise nach Eintritt der Menopause
- Durchmesser der Zyste < 5 cm:
- Sonographiekontrolle alle 4 Wochen.
- Falls nach dreimonatiger Persistenz weiterhin vorhanden: Operation mit histologischer Abklärung (Ausschluss eines Karzinoms).
- Durchmesser der Zyste > 5 cm:
- Operation mit histologischer Abklärung (Ausschluss eines Karzinoms).
In der Regel wird eine Ovarektomie (Entfernung des betroffenen Eierstocks) durchgeführt. Abhängig vom histologischen Befund und dem Alter der Patientin kann eine beidseitige Ovarektomie erforderlich sein [1].
Komplizierte Zysten
Vorgehensweise vor Eintritt der Menopause
- Cave: Corpus luteum-Zyste
- Diese Zysten verändern täglich ihr Aussehen und müssen daher engmaschig kontrolliert werden, um ein falsches diagnostisches Bild zu vermeiden [1].
Vorgehensweise nach Eintritt der Menopause
- Verdächtige Innenstruktur der Zyste:
- Sofortige Entfernung zur histologischen Sicherung und zum Ausschluss einer malignen (bösartigen) Entartung [1].
Operationsverfahren
Laparoskopie (Bauchspiegelung) / Pelviskopie (Beckenspiegelung)
Indikationen (Anwendungsgebiete):
- Bei der Mehrzahl aller gutartigen Ovarialtumoren das bevorzugte Verfahren gegenüber einer Laparotomie (Bauchschnitt).
- Auch bei zystischen Tumoren ist eine vollständige Entfernung ohne Eröffnung aus Sicherheitsgründen anzustreben, um im seltenen Fall einer nur mikroskopisch nachweisbaren Malignität eine Tumoraussaat im Bauchraum zu vermeiden.
Vorteile der Laparoskopie:
- Kürzere Operationszeit
- Geringere postoperative Morbidität (Krankheitshäufigkeit)
- Weniger Narbenbildung
- Schnellere Rekonvaleszenz (Erholungszeit)
Sicherheitsmaßnahmen:
- Bergesack zur sicheren Entfernung der Zyste
- Sekretgewinnung aus dem Douglas-Raum (taschenförmige Aussackung des Bauchfells zwischen Mastdarm und Gebärmutter) oder Lavage (Spülung des Bauchraums) zur zytologischen Untersuchung (Untersuchung von Zellmaterial) [1].
Kontraindikationen (Gegenanzeigen) für eine Laparoskopie:
- Aszites (Bauchwasseransammlung)
- Verdächtige Dopplersonographie (Spezielle Ultraschalluntersuchung mit Blutflussmessung, die auf eine Malignität hinweisen kann)
- Erhöhte Tumormarker (z. B. CA-125, HE4, AFP, hCG, LDH)
- Tumoren größer als 10 cm
- Papilläre und/oder solide Strukturen
- Polyzystische und/oder septierte Strukturen [1].
Laparotomie (Bauchschnitt) – Vorgehen der 2. Ordnung
Indikationen für eine primäre Laparotomie:
- Wenn die Dignität (biologische Einschätzung der Gut- oder Bösartigkeit) des Tumors präoperativ nicht sicher bestimmbar ist.
- Kontraindikationen für eine Laparoskopie (siehe oben).
- Einkammerige, echoleere Zysten > 6 cm (Zysten mit nur einer Kammer und ohne innere Strukturen, die dennoch eine hohe Größe erreichen).
Sicherheitsmaßnahmen:
- Die Unversehrtheit des Präparates (Tumorgewebe darf nicht verletzt werden, um eine Tumoraussaat zu vermeiden).
- Zytologische Diagnostik (Untersuchung der Zellen aus dem Bauchraum auf Krebszellen) [1].
Postoperative Nachsorge
- Regelmäßige klinische und sonographische Kontrolle – Um erneute Zystenbildungen oder Resttumoren frühzeitig zu erkennen.
- Histologische Beurteilung des entnommenen Gewebes – Differenzierung zwischen benigner (gutartiger) und maligner (bösartiger) Veränderung.
- Individuelle Nachsorgestrategie je nach Befund – Beurteilung, ob weitere Eingriffe oder eine engmaschige Kontrolle notwendig sind.
Mögliche Komplikationen
- Verwachsungen (Briden) – Bildung von Narbensträngen im Bauchraum, die in seltenen Fällen zu Schmerzen oder Darmverschluss führen können.
- Nachblutungen oder Wundheilungsstörungen – Insbesondere bei Laparotomie häufiger als bei minimal-invasiven Verfahren.
- Tumoraussaat bei nicht vollständiger Entfernung einer malignen Zyste – Risiko kann durch Bergesack-Technik minimiert werden.
- Darmverletzungen oder Verletzungen anderer Organe – Risiko v. a. bei großen Zysten oder ausgedehnten Verwachsungen [1].
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Laparoskopie | Gutartige Ovarialzysten, unklare Befunde < 10 cm | Minimal-invasiv, geringere Morbidität, schnellere Erholung | Eingeschränkte Anwendung bei großen Tumoren oder Malignitätsverdacht |
Laparotomie | Malignitätsverdacht, große Tumoren > 10 cm, Kontraindikationen für Laparoskopie | Bessere Übersicht, sichere Entnahme bei Verdacht auf Krebs | Längere Erholungszeit, größere Narbe, höheres Risiko für Verwachsungen |
Fazit
Die operative Therapie von Ovarialzysten richtet sich nach der Größe, Struktur und Persistenz der Zyste sowie dem Menopausenstatus der Patientin. Während unkomplizierte Zysten häufig nur kontrolliert werden müssen, ist bei komplizierten oder malignitätsverdächtigen Zysten eine chirurgische Entfernung notwendig. Die Laparoskopie ist dabei das bevorzugte Verfahren, während die Laparotomie bei fraglicher Dignität oder sehr großen Tumoren erforderlich sein kann. Eine engmaschige postoperative Nachsorge ist essenziell, um Rezidive oder maligne Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Literatur
- Fabsits M et al.: Leitlinie für die Behandlung von einfachen Ovarialzysten. Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 1998;38:40. doi:10.1159/000022224