Ovarialzysten und weitere gutartige Neubildungen des Ovars – Medizingerätediagnostik
Obligate Medizingerätediagnostik
- Sonographie (Ultraschalluntersuchung) des kleinen Beckens (vaginal/durch die Scheide, abdominal/durch die Bauchdecke, ggf. beides)
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung, die Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann): Die Durchblutung der Ovarialtumoren lässt sich in vier Stufen unterteilen:
- fehlende Nachweisbarkeit einer Durchblutung mit dem Farbdoppler
- minimaler Blutfluss,
- moderater Blutfluss4.
- starke ausgedehnte Vaskularisierung (Gefäßbildung) im gesamten Bereich bzw. in einem (soliden) Teilbereich des Adnexbefunds.
- Interpretation: überwiegend zentraler Blutfluss ist häufiger mit Malignität (Bösartigkeit) assoziiert; peripherer Blutfluss ist eher für eine benigne Läsion (gutartige Veränderung) typisch
- Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) – bei unklarem Ultraschall/Komplikationen
- Magnetresonanztomographie (Abdomen-MRT) – bei unklarem Ultraschall/Komplikationen
Score nach Sassone et al. [1] zur Beurteilung von Adnextumoren
Punkte | Innenwand | Wanddicke | Variable Septen | Struktur |
1 | Glatt | Dünn ≤ 3 mm | Keine | Echoleer |
2 | Unregelmäßige Auflagerungen ≤ 3 mm |
Dick > 3 mm | Dünn ≤ 3 mm | Echoarm |
3 | Papilläre Strukturen > 3 mm | - | Dick > 3 mm | Echoarm mit echoreichem Herdbefund |
4 | Solide | - | - | Komplex |
5 | - | - | - | Echoreich |
Interpretation
- Eine Punktzahl > 9 spricht für einen malignen (bösartigen) Tumor
Simple Rules
Adnexveränderungen anhand definierter sonografischer Kriterien. Dabei werden fünf Merkmale für Malignität (M-Kriterien) und fünf für Benignität (B-Kriterien) berücksichtigt. Ein Befund wird als maligne eingestuft, wenn mindestens eines der M-Kriterien erfüllt ist und keine B-Kriterien vorliegen. Umgekehrt gilt ein Befund als benigne, wenn mindestens eines der B-Kriterien zutrifft und keine M-Kriterien vorhanden sind.
Die fünf Malignitätskriterien sind:
-
M1: irregulärer solider Tumor
-
M2: Aszites
-
M3: vier oder mehr papilläre Auflagerungen
-
M4: irregulärer multilokulär-solider Tumor ≥ 10 cm
Die fünf Benignitätskriterien sind:
-
B1: glattwandige unilokuläre Zyste
-
B2: solide Komponente < 7 mm
-
B3: Schallschatten
-
B4: glattwandige multilokuläre Zyste < 10 cm
-
B5: keine Durchblutung (Color-Score 1)
Die Sensitivität und die Spezifität der Methode zur korrekten Differenzierung zwischen maligne haben sich in zahlreichen externen Validierungsstudien und Metaanalysen stets bei > 90 % gezeigt [3-5].
Ovarialzysten und deren Krebsrisiko [2]
- Eine einfache Ovarialzyste im Ultraschall stellt einen Normalbefund dar; Vorkommen bei 23,8 % der Frauen unter 50 Jahren und bei 13,4 % der älteren Untersuchten; die einfache Ovarialzyste stellt kein Malignitätsrisiko (Krebsrisiko) dar.
- Bei Vorliegen einer komplexen Zyste und solider Raumforderung (örtliche umschriebene Zunahme von körpereigenem Gewebe) im Ultraschall besteht ein signifikantes Risiko für eine Karzinomentstehung.
Literatur
- Sassone AM, Timor-Tritsch IE, Artner A et al.: Transvaginal sonographic characterization of ovarian disease: evaluation of a new scoring system to predict ovarian malignancy. Obstet Gynecol 1991;78:70-76
- Smith-Bindman R et al.: Risk of Malignant Ovarian Cancer Based on Ultrasonography Findings in a Large Unselected Population. JAMA Intern Med. Published online November 12, 2018. doi:10.1001/jamainternmed.2018.5113
- Timmerman D et al.: Simple ultrasound rules to distinguish between benign and malignant adnexal masses before surgery: prospective validation by IOTA group. BMJ 2010;341:c6839
- Nunes N et al.: Use of IOTA simple rules for diagnosis of ovarian cancer: meta-analysis. Ultrasound Obstet Gynecol 2014;44:503-14
- Meys EMJ et al.: Subjective assessment versus ultrasound models to diagnose ovarian cancer: A systematic review and meta-analysis. Eur J Cancer 2016;58:17-29