Ovarialzysten und weitere gutartige Neubildungen des Ovars – Einleitung
Ovarialzysten (Eierstockzysten) und andere gutartige Ovarialtumoren (Eierstocktumoren) umfassen eine Vielzahl von gutartigen Neubildungen im Ovar (Eierstock). Diese können funktionell („entstehend im Rahmen des weiblichen Zyklus“) oder neoplastisch („neubildend“) sein.
Synonyme und ICD-10
- Synonyme: Eierstockzysten, gutartige Ovarialtumoren, Adenofibrom, Benigner Brenner-Tumor, Dermoidzyste
- ICD-10: ICD-10-GM D27: Gutartige Neubildung des Ovars (Eierstock) z. B.:
- Adenofibrom
- Adenoma testiculare
- Benigner Brenner-Tumor
- Benigner Sertoli-Leydig-Zell-Tumor (Arrhenoblastom)
- Dermoidzyste (Demons-Meigs-Syndrom)
- Ovarialzyste
- funktionell ("entstehend im Rahmen des weiblichen Zyklus", d. h. bedingt durch die Eierstockfunktion)
- neoplastisch ("neubildend")
- ICD-10-GM D39.1: Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens: Ovar
- ICD-10-GM E 28.-: Ovarielle Dysfunktion
- ICD-10-GM E28.0: Ovarielle Dysfunktion: Östrogenüberschuss
- ICD-10-GM E28.1: Ovarielle Dysfunktion: Androgenüberschuss
- ICD-10-GM E28.2: Syndrom polyzystischer Ovarien (PCO-Syndrom, Polyzystische Ovarien, Polyzystisches Ovar-Syndrom, Stein-Leventhal-Syndrom, Syndrom des polyzystischen Ovars, Syndrom polyzystischer Ovarien, Syndrom sklerozystischer Ovarien) – Symptomenkomplex, der durch eine hormonelle Funktionsstörung der Ovarien gekennzeichnet ist.
- ICD-10-GM E28.8: Sonstige ovarielle Dysfunktion, inkl.: Ovarielle Überfunktion (ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS))
- ICD-10-GM N 80.1: Endometriose des Ovars (Schokoladenzyste, Teerzyste)
- ICD-10-GM N 83.-: Nichtentzündliche Krankheiten des Ovars, der Tuba uterina und des Ligamentum latum uteri
- ICD-10-GM N83.0: Follikelzyste des Ovars
- ICD-10-GM N83.1: Zyste des Corpus luteum
- Hämorrhagische Luteinzyste
- Granulosa-Theka-Luteinzyste
- ICD-10-GM N83.2: Sonstige und nicht näher bezeichnete Ovarialzysten
- ICD-10-GM N98.1: Hyperstimulation der Ovarien, inkl.: Zusammenhang mit induzierter Ovulation (ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS))
- ICD-10-GM Q50.1: Dysontogenetische Ovarialzyste, angeborene Ovarialzyste, entwicklungsbedingte Ovarialzyste
Formen der Erkrankung
Ovarialzysten und gutartige Ovarialtumoren entwickeln sich aus den vier unterschiedlichen Gewebearten des Ovars (Oberflächenepithel, Keimzellen, das hormonbildende Keimstranggewebe, Stroma). Daraus kann eine Vielzahl unterschiedlicher Geschwülste entstehen, die in jedem Lebensalter, in der Schwangerschaft und auch intrauterin („innerhalb der Gebärmutter“) auftreten können. Am häufigsten sind die epithelialen Tumoren (60-70 %).
Epidemiologie
Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der benignen (gutartigen) Ovarialveränderungen liegt in der geschlechtsreifen Zeit, mit Häufigkeitsgipfeln kurz nach der Pubertät und in den Wechseljahren.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz ist bei der Vielzahl der unterschiedlichen Neubildungen nicht genau bekannt. Zysten > 3 cm werden prämenopausal mit etwa 7 % und postmenopausal mit etwa 3 % bei asymptomatischen Frauen angegeben.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Der Verlauf von Ovarialzysten und gutartigen Ovarialtumoren variiert:
- Solide Tumoren: Diese persistieren und müssen unabhängig vom klinischen Erscheinungsbild und der Beschwerdesymptomatik operativ entfernt werden. Einige können maligne entarten.
- Zystische Tumoren: Diese können sich je nach Art spontan zurückbilden, persistieren, an Größe zunehmen oder maligne (bösartig) werden. Die Notwendigkeit einer therapeutischen Intervention hängt von der Klinik, insbesondere vom Beschwerdebild, dem Verhalten (Wachstum oder Regression) und vom Ultraschallbild ab. Die Vorgehensweise bei unkomplizierten und komplizierten Zysten hängt zudem davon ab, ob die Frau vor oder nach der Menopause ist [4].
Prognose
Die Prognose hängt von mehreren Faktoren ab:
- Benigne Tumoren: Bei gutartigen Tumoren ist die Prognose in der Regel gut, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
- Zystische Tumoren: Diese haben eine variable Prognose, da sie sich zurückbilden, persistieren oder maligne entarten können.
- Postmenopausale Frauen: Das Risiko für maligne Zysten und Ovarialkarzinome (Eierstockkrebs) steigt nach der Menopause.
- Rezidive: Während zystische Veränderungen häufig rezidivieren (wiederauftreten), ist dies bei soliden Tumoren eher selten. Die Rezidivrate ist jedoch aufgrund fehlender valider Untersuchungen nicht bekannt.
Literatur
- Borgfeldt C; Andolf E: Transvaginal sonographic ovarian findings in a random sample of women 25-40 years old. Ultrasound Obstet Gynecol 1999;13(5):345-50
- Castillo G; Alcazar JL; Natural history of sonographically detected simple unilocular adnexal cysts in asymptomatic postmenopausal women. Jurado M: Gynecol Oncol 2004;92(3):965-9
- Grimes DA, Jones LB, Lopez LM, Schulz KF: Oral contraceptives for functional ovarian cysts. Cochrane Database Syst Rev. 2006 Oct 18;(4):CD006134.
- Fabsits M et al.: Leitlinie für die Behandlung von einfachen Ovarialzysten. Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 1998;38:40. doi:10.1159/000022224
Leitlinien
- Fabsits M et al.: Leitlinie für die Behandlung von einfachen Ovarialzysten. Gynäkol Geburtshilfliche Rundsch 1998;38:40. doi:10.1159/000022224
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren. (AWMF-Registernummer: 032-035OL), Oktober 2024 Kurzfassung Langfassung