Lymphödem – Operative Therapie
Vor einer chirurgischen Intervention sollte eine konsequente konservative Therapie über mindestens sechs Monate erfolgen. Diese umfasst die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) mit manueller Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege. Falls keine ausreichende Verbesserung erzielt wird, können chirurgische Verfahren in Betracht gezogen werden.
Chirurgische Verfahren zur Behandlung des Lymphödems
1. Rekonstruktive mikrochirurgische Verfahren
Diese Techniken zielen darauf ab, den Lymphabfluss zu verbessern, indem Lymphbahnen rekonstruiert oder neue Drainagewege (Ausleitungswege) geschaffen werden:
- Mikrochirurgisch autogene Lymphgefäßtransplantation – Übertragung funktioneller Lymphgefäße aus nicht betroffenen Regionen zur Wiederherstellung des Lymphabflusses.
- Interposition (Zwischenschaltung) autogener Venen – Umleitung der Lymphflüssigkeit über eine Venenverbindung zur Verbesserung des Lymphabflusses.
2. Deviierende Verfahren
Diese Methoden leiten die Lymphe in venöse oder lymphatische Strukturen um:
- Lymphovenöse Anastomosen (LVA) – Mikroanastomosen zwischen Lymphgefäßen und Venen zur direkten Ableitung der Lymphflüssigkeit in das venöse System.
- Lymphonodulovenöse Anastomosen – Verbindung von Lymphknoten mit venösen Strukturen, um eine kontinuierliche Drainage zu ermöglichen.
3. Resektionsverfahren
Diese Techniken entfernen überschüssiges Gewebe und Fett, das sich durch chronische Lymphstauung gebildet hat:
- Liposuktion (Fettabsaugung) – Reduktion des fibrotischen und ödematösen Gewebes bei ausgeprägter Lymphostase (Stauung der Lymphflüssigkeit in den abtransportierenden Gefäßen).
- Geweberesektionen mit direktem Wundverschluss – Entfernung hypertrophierter Haut- und Fettgewebsanteile bei fortgeschrittenem Lymphödem.
- Geweberesektionen mit Plastiken oder Spalthauttransplantation – Anwendung bei großflächigen Veränderungen zur Rekonstruktion der Haut und Verbesserung der Funktionalität.
4. Kombinierte Verfahren
In vielen Fällen ist eine Kombination aus rekonstruktiven und resorptiven Maßnahmen erforderlich, um die bestmöglichen funktionellen und ästhetischen Ergebnisse zu erzielen.
Postoperative Nachsorge und Langzeittherapie
- Intensive Lymphdrainage und Kompressionstherapie zur Vermeidung eines Rezidivs.
- Regelmäßige Nachkontrollen mit Volumenmessungen zur Evaluierung der Therapieergebnisse.
- Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen (z. B. Erysipelprophylaxe).
- Langfristige Bewegungstherapie und Hautpflege zur Unterstützung des Lymphabflusses.
Die operative Therapie des Lymphödems sollte stets individuell an den Patienten angepasst werden. Sie stellt eine Option für Patienten mit therapierefraktären Lymphödemen dar, die unter funktionellen Einschränkungen und rezidivierenden Infektionen leiden.
Leitlinien
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S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Lymphödeme. (AWMF-Registernummer: 058-001), Mai 2017 Langfassung