Klinefelter-Syndrom – Operative Therapie

Die Gynäkomastie, also die Vergrößerung des männlichen Brustdrüsengewebes, tritt häufig beim Klinefelter-Syndrom auf. Eine operative Therapie ist insbesondere dann indiziert, wenn die Vergrößerung mit erheblichem Leidensdruck oder funktionellen Beschwerden einhergeht.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Schwere Gynäkomastie mit ausgeprägtem Drüsenwachstum und/oder Fettgewebe.
  • Leidensdruck durch psychische oder soziale Belastung.
  • Funktionelle Einschränkungen durch Brustvergrößerung, z. B. mechanische Irritationen.
  • Persistierende Gynäkomastie trotz hormoneller oder konservativer Behandlung.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Infektionen im Operationsgebiet.
  • Schwere Gerinnungsstörungen, die das perioperative Blutungsrisiko signifikant erhöhen.
  • Unkontrollierte kardiovaskuläre Erkrankungen, die eine Anästhesie unmöglich machen.

Operationsverfahren

Minimal-invasive Maßnahmen

  • Liposuktion – Entfernung überschüssigen Fettgewebes mittels Fettabsaugung, oft als ergänzende Maßnahme zur Drüsenentfernung.

Chirurgische Maßnahmen

  • Subkutane Mastektomie – Entfernung des Drüsengewebes durch einen periareolären Zugang (Schnitt am Rand des Brustwarzenhofes).
  • Hautstraffung (Mastopexie) – Bei ausgeprägter Hautüberschussbildung zur Rekonstruktion der Brustkontur.
  • Kombinierte Verfahren – Kombination aus Mastektomie und Liposuktion für ein optimales ästhetisches Ergebnis.

Mögliche Komplikationen

  • Hämatombildung – Blutansammlung im Operationsgebiet, ggf. Revisionsoperation erforderlich.
  • Infektionen – Wundinfektionen oder Abszessbildung postoperativ.
  • Asymmetrien – Ungleichmäßige Brustkonturen nach der Operation.
  • Nekrosen der Mamillen – Durchblutungsstörungen im Bereich der Brustwarze mit Gewebeverlust.
  • Narbenbildung – Hypertrophe Narbenbildung oder Keloide.

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Liposuktion Gynäkomastie mit überwiegendem Fettgewebe Minimal-invasiv, geringe Narbenbildung Nicht ausreichend bei starkem Drüsenwachstum
Subkutane Mastektomie Ausgeprägte Drüsengewebshyperplasie Entfernung der Drüse, hohe Erfolgsrate Sichtbare Narbenbildung
Kombinierte Verfahren Mischung aus Fett- und Drüsengewebe Ästhetisch optimales Ergebnis Aufwendigerer Eingriff
Hautstraffung (Mastopexie) Überschüssige Haut nach Reduktion Formkorrektur der Brust Zusätzliche Narbenbildung

Fazit

Die operative Therapie der Gynäkomastie beim Klinefelter-Syndrom richtet sich nach dem Ausmaß der Gewebevermehrung und dem Leidensdruck des Patienten. Während bei milderen Formen eine Liposuktion ausreichen kann, ist in ausgeprägten Fällen eine subkutane Mastektomie mit oder ohne Hautstraffung erforderlich. Die Wahl des Verfahrens sollte individuell anhand der anatomischen Gegebenheiten und ästhetischen Erwartungen getroffen werden.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Varianten der Geschlechtsentwicklung (AWMF-Registernummer: 174 - 001), Juli 2016 Langfassung