Fußdeformitäten – Ursachen

Anatomie

Der menschliche Fuß ist ein komplexes Gebilde aus zahlreichen Knochen, Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern, die zusammen eine funktionale Einheit bilden und für Stabilität, Flexibilität sowie die Dämpfung von Belastungen sorgen. Der Fuß hat eine zentrale Bedeutung für den aufrechten Gang und die Fortbewegung des Menschen.

Fußsäulen und Einteilung

Man kann den Fuß in zwei Fußsäulen unterteilen:

  • Mediale Fußsäule: Diese verläuft entlang der Innenseite des Fußes und besteht hauptsächlich aus den Knochen des Großzehenstrahls (Talus, Calcaneus, Os naviculare, Os cuneiforme mediale und Os metatarsale I). Die mediale Säule trägt zur Längswölbung des Fußes bei und sorgt für die Stabilität und Beweglichkeit des Fußes.
  • Laterale Fußsäule: Diese verläuft entlang der Außenseite des Fußes und umfasst die Knochen des Kleinzehenstrahls (Calcaneus, Os cuboideum und Os metatarsale V). Sie trägt ebenfalls zur Stabilität bei und unterstützt vor allem die Dämpfung von Stößen.

Einteilung des Fußes in Abschnitte

Anatomisch lässt sich der Fuß in drei Hauptabschnitte unterteilen:

  • Rückfuß (Tarsus): Der Rückfuß besteht aus den beiden größten Knochen des Fußes, dem Talus (Sprungbein) und dem Calcaneus (Fersenbein). Der Rückfuß bildet das Sprunggelenk und ist essenziell für die Bewegungen des Fußes wie die Plantar- und Dorsalflexion.
  • Mittelfuß (Metatarsus): Dieser Abschnitt setzt sich aus fünf Mittelfußknochen (Ossa metatarsalia I-V) zusammen, die die Verbindung zwischen Rückfuß und Vorfuß herstellen. Die Mittelfußknochen spielen eine wichtige Rolle bei der Verteilung des Körpergewichts und unterstützen die Querwölbung des Fußes.
  • Vorfuß (Antetarsus): Der Vorfuß besteht aus den Zehenknochen (Phalangen) und den Köpfen der Mittelfußknochen. Er ist maßgeblich an der Feinmotorik und den Greifbewegungen des Fußes beteiligt. Die Stabilität des Vorfußes ist entscheidend für den Abstoßvorgang beim Gehen und Laufen.

Fußgewölbe: Längs- und Querwölbung

Der Fuß zeigt zwei wesentliche Wölbungen, die für die Dämpfung und Stabilität beim Gehen und Stehen entscheidend sind:

  • Längswölbung: Diese verläuft entlang der Innenseite des Fußes von der Ferse bis zu den Zehen. Sie wird durch die medialen Knochenstrukturen (Calcaneus, Talus, Os naviculare, Ossa cuneiformia und Ossa metatarsalia) sowie durch die Plantarfaszie und das Ligamentum calcaneonaviculare plantare (Spring-Ligament) gestützt. Die Längswölbung sorgt für die Verteilung des Körpergewichts und die Absorption von Stößen.
  • Querwölbung: Diese Wölbung verläuft quer über den Fuß, insbesondere im Bereich des Vorfußes, und wird durch die Mittelfußknochen gestützt. Sie ermöglicht die Anpassung des Fußes an unterschiedliche Untergründe und unterstützt die Verteilung des Drucks beim Gehen.

Gelenke des Fußes

Der Fuß verfügt über mehrere Gelenke, die zusammenarbeiten, um Bewegungen in verschiedene Richtungen zu ermöglichen:

  • Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis): Dieses Gelenk ermöglicht die Beugung (Plantarflexion) und Streckung (Dorsalflexion) des Fußes.
  • Unteres Sprunggelenk (Articulatio subtalaris): Hier wird die Eversion und Inversion des Fußes ermöglicht, was für die Seitwärtsbewegungen des Fußes verantwortlich ist.
  • Mittelfußgelenke (Articulationes tarsometatarsales): Diese Gelenke verbinden den Mittelfuß mit den Zehen und ermöglichen eine gewisse Beweglichkeit und Flexibilität im Bereich des Fußes.

Muskulatur, Sehnen und Bänder

Der Fuß wird durch eine Vielzahl von Muskeln, Sehnen und Bändern unterstützt, die sowohl für die Bewegungen als auch für die Stabilität des Fußes verantwortlich sind.

  • Intrinsic foot muscles: Diese Muskeln befinden sich vollständig innerhalb des Fußes und steuern die Bewegungen der Zehen sowie die Aufrechterhaltung des Fußgewölbes.
  • Extrinsic foot muscles: Diese Muskeln haben ihren Ursprung außerhalb des Fußes und setzen an den Knochen des Fußes an. Sie sind vor allem für die Bewegungen des gesamten Fußes verantwortlich, wie das Heben und Senken des Fußes sowie die Seitwärtsbewegungen.

Sehnen wie die Achillessehne und das Ligamentum calcaneonaviculare plantare spielen eine entscheidende Rolle bei der Übertragung der Muskelkraft und der Stabilität des Fußes.

Hackenfuß (Pes calcaneus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Hackenfußes (Pes calcaneus)

Der Hackenfuß (Pes calcaneus) ist eine Fußdeformität, bei der die Ferse steil steht, und der Fuß in einer übermäßigen Dorsalflexion (Richtung Fußrücken) fixiert ist. Diese Deformität entsteht durch ein muskuläres Ungleichgewicht, das in der Regel durch einen Ausfall der Wadenmuskulatur (insbesondere des Musculus gastrocnemius und Musculus soleus) bedingt ist. Wenn die Kraft der Wadenmuskulatur fehlt, fehlt die Gegenspannung zur Dorsalflexion des Fußes, die durch den vorderen Schienbeinmuskel (Musculus tibialis anterior) bewirkt wird.

Häufige Ursachen können neurologische Erkrankungen wie eine Lähmung nach einer Schädigung des Nervus tibialis oder eine periphere Neuropathie sein. Auch angeborene oder posttraumatische Störungen der muskulären Balance im Bein können zur Entwicklung eines Hackenfußes führen.

In der Folge kann es zu Gangstörungen, einer Fehlbelastung des Fußes und sekundären Gelenkproblemen kommen, insbesondere im Sprunggelenk.

Ätiologie (Ursachen) des Hackenfußes

Krankheitsbedingte Ursachen

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Durchtrennung der Achillessehne 

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Schädigung des Nervus tibialis (Schienbeinnerv)

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Übermäßige Achillessehnenverlängerung

Hängefuß (Pes equinus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Hängefußes

Der Hängefuß (Pes equinus) bezeichnet die Unfähigkeit, den Fuß aktiv zu heben, was zu einer Fußsenkstellung führt. Diese Deformität entsteht durch eine Lähmung der Fußstrecker (Dorsalflexoren), insbesondere des Musculus tibialis anterior, des Musculus extensor hallucis longus und des Musculus extensor digitorum longus, die den Fuß normalerweise anheben und stabilisieren.

Die häufigste Ursache ist eine Schädigung des Nervus peroneus (Fibularisnerv), der die Fußstrecker innerviert. Diese Nervenschädigung kann durch Trauma, Druckläsionen, Bandscheibenvorfälle, neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathien oder periphere Nervenschädigungen verursacht werden.

Der Hängefuß führt zu einer Beeinträchtigung des Gangbildes, da der Betroffene den Fuß beim Gehen nicht richtig anheben kann, was häufig in einem Steppergang resultiert, bei dem das Bein übermäßig angehoben wird, um ein Stolpern zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen) des Hängefußes

Krankheitsbedingte Ursachen

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Diphtherie (Krupp)
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Bandscheibenvorfall im Bereich der Nervenwurzel L5
  • Druckschädigung des Nervus peroneus am Fibulaköpfchen (Wadenbeinköpfchen) [bei Schädigung des N. peroneus communis zum Ausfall der Fuß- und Zehenstrecker und der Pronation/Einwärtsdrehung des Fußes]
  • Neuromuskuläre Erkrankungen wie Amytrophe Lateralsklerose (ALS; degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems)

Hohlfuß (Pes cavus, Pes excavatus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Hohlfußes (Pes cavus, Pes excavatus)

Der Hohlfuß (Pes cavus, Pes excavatus) bezeichnet eine Fußdeformität, bei der das Fußlängsgewölbe deutlich verstärkt ist. Diese Deformität führt zu einer abnormalen Erhöhung des Fußrückens und kann durch verschiedene strukturelle und neuromuskuläre Ursachen bedingt sein.

Die Pathogenese des Hohlfußes ist häufig mit neurologischen Erkrankungen verbunden, die zu einem Ungleichgewicht der Muskulatur im Fuß führen. Erkrankungen wie Charcot-Marie-Tooth-Krankheit, Muskeldystrophien, zerebrale Lähmung oder Poliomyelitis können die Muskulatur des Fußes schwächen, insbesondere die Fußbeuger und -strecker, was zur Überdominanz der kurzen Fußmuskulatur und damit zur Verstärkung des Fußgewölbes führt.

In anderen Fällen kann der Hohlfuß durch traumatische Verletzungen oder Fehlstellungen des Skeletts entstehen, die eine abnorme Verteilung der Kräfte auf den Fuß bewirken. Die Folge sind eine erhöhte Druckbelastung auf Ferse und Vorfuß, was Schmerzen und Schwielenbildung verursachen kann.

Der Hohlfuß kann sich im Laufe der Zeit verschlechtern und zu weiteren Komplikationen führen, wie einer Instabilität des Fußes, Sprunggelenksarthrose, und Schmerzen beim Gehen.

Ätiologie (Ursachen) des Hohlfußes

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • Genetische Erkrankungen
      • Friedreich-Ataxie (FA; Morbus Friedreich) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang; degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die unter anderem zur Störung der Bewegungsabläufe führt; häufigste erbliche Ataxieform (Bewegungsstörung); Erkrankung setzt im Allgemeinen im Kindesalter oder im frühen Erwachsenenalter ein.
      • Spina bifida ‒ Spaltbildung in der Wirbelsäule, die während der Embroynalentwicklung auftritt (sporadisches, selten auch familiäres Auftreten)

Krankheitsbedingte Ursachen

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Lähmung der Fußbinnenmuskulatur
  • Muskelatrophie (Muskelschwund)

Klumpfuß (Pes equinovarus) 

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Klumpfußes (Pes equinovarus, supinatus, excavatus et adductus)

Der kongenitale Klumpfuß (Pes equinovarus) ist eine komplexe Fußdeformität, die mehrere anatomische Fehlstellungen umfasst:

  • Adductus (Sichelfuß): Der Vorfuß ist nach innen gezogen.
  • Equinus (Spitzfuß): Der Fuß zeigt eine Plantarflexion, was zu einer Steilstellung der Ferse führt.
  • Excavatus (Hohlfuß): Das Fußgewölbe ist verstärkt.
  • Rückfußvarus: Das Fersenbein ist nach innen gekippt, was eine Fehlstellung des Rückfußes darstellt.
  • Supinatus: Der innere Fußrand ist angehoben, was die Supinationsstellung verstärkt.

Kongenitaler Klumpfuß

Die kongenitale Form des Klumpfußes entsteht durch ein Fehlwachstum der Knochen, Sehnen und Bänder, wobei genetische, mechanische und umweltbedingte Faktoren eine Rolle spielen. Bei der Embryonalentwicklung kommt es zu einer Störung der Wachstumsbalance zwischen den plantaren und dorsalen Strukturen des Fußes, wodurch die Fußfehlstellung entsteht. Ursächlich wird eine Fehlsteuerung der Muskel- und Bindegewebsentwicklung vermutet, die zu einer Verkürzung der Weichteilstrukturen, insbesondere der Achillessehne, führt. Das Zusammenspiel dieser Faktoren verhindert ein normales Knochenwachstum und Gelenkfunktion, was zur dauerhaften Fehlstellung führt.

Erworbener Klumpfuß (neurogener Klumpfuß)

Neben der kongenitalen Form gibt es auch den erworbenen Klumpfuß, der als neurogener Klumpfuß bezeichnet wird. Diese Form resultiert aus einer Schädigung des Nervensystems, z. B. durch neuromuskuläre Erkrankungen wie Spina bifida, zerebrale Lähmung, Poliomyelitis oder durch Traumen. Hierbei führen neurologische Defizite zu einem Ungleichgewicht der Muskulatur, wobei der Fußheber geschwächt ist, während die plantaren Muskeln überdominant wirken. Diese Dysbalance bewirkt die allmähliche Entstehung der typischen Klumpfußfehlstellung.

In beiden Fällen resultiert die Fußdeformität in einer Funktionsstörung des Gehapparates, was unbehandelt zu Schmerzen, Gangstörungen und sekundären Problemen wie Gelenkverschleiß und Schwielenbildung führen kann.

Ätiologie (Ursachen) des Klumpfußes

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen
      • Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) – seltenes Krankheitsbild, welches durch Gelenkversteifungen oder Luxationen bei Muskelatrophie; Bild der "hölzernen Puppe"; neben sporadischen Formen kommen familiäre Formen vor; diese sind zum Teil wie auch die familiären Formen meistens erblich (z. B. autosomal-dominant, autosomal-rezessiv oder X-chromosomal)
      • Spina bifida ‒ Spaltbildung in der Wirbelsäule, die während der Embroynalentwicklung auftritt; führt über einen Ausfall der Muskulatur zum Klumpfuß (sporadisches, selten auch familiäres Auftreten)

Krankheitsbedingte Ursachen

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Infantile Zerebralparese ‒ neurologische Störung, deren ursächliche Schädigung des zentralen Nervensystems vor, während oder unmittelbar nach der Geburt auftritt
  • Lähmungen unterhalb der Nervenwurzel L3/4 führen über einen Ausfall der Muskulatur zum Klumpfuß (= neurogener Klumpfuß)

Knickfuß (Pes valgus) 

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Knickfußes (Pes valgus)

Der Knickfuß (Pes valgus) beschreibt eine Fehlstellung des Rückfußes, bei der die Ferse nach außen (valgisch) gekippt ist. Diese Fehlstellung ist oft mit einem Senkfuß kombiniert, bei dem das Längsgewölbe des Fußes abgeflacht ist, was zu einer Reduktion der natürlichen Fußwölbung führt.

Mechanismus der Deformität

Die valgische Einstellung des Rückfußes entsteht durch ein Ungleichgewicht der Muskeln, Sehnen und Bänder im Bereich des Fußes. In den meisten Fällen liegt eine Schwäche des medialen Bandapparates und der Fußhebermuskulatur vor, wodurch das Sprungbein (Talus) nach innen kippt. Dies führt zu einer fehlerhaften Verteilung der Kräfte auf den Fuß, insbesondere auf das Fersenbein (Calcaneus), das nach außen kippt. Der Rückfuß wird in eine valgische Stellung gebracht, was den Knickfuß bedingt.

Kombination mit Senkfuß und Spreizfuß

Der Senkfuß entsteht als Folge der Abflachung des Fußlängsgewölbes, das durch den Verlust der Spannkraft der plantaren Weichteile, insbesondere der Plantarfaszie, sowie der Muskeln und Sehnen im Fuß gestützt wird. Die Schwäche der Stützstrukturen führt dazu, dass der Mittelfuß nachgibt und das Längsgewölbe einsinkt.

Zusätzlich tritt häufig auch ein Spreizfuß auf, bei dem der Vorfuß verbreitert ist. Dies entsteht durch eine Schwäche der kurzen Fußmuskulatur, die das Quergewölbe des Fußes unterstützt. Infolge dieser Schwäche wird das Quergewölbe abgeflacht und der Vorfuß breiter, was zu einer Fehlbelastung des Mittelfußes führt.

Ätiologie (Ursachen) des Knickfußes

Krankheitsbedingte Ursachen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Fibulaagenesie/Fibulahypoplasie ‒ Nicht-Anlage/fehlerhafte Anlage des Wadenbeins

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (Fettsucht)
  • Rachitis (Knochenerweichung)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Entzündungen, nicht näher bezeichnet

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Durchtrennung der Achillessehne 

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Infantile Zerebralparese ‒ neurologische Störung, deren ursächliche Schädigung des zentralen Nervensystems vor, während oder unmittelbar nach der Geburt auftritt

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Traumata (Verletzungen), nicht näher bezeichnet
  • Zustand nach Knöchelverletzungen

Weitere Ursachen

  • Allgemeine Bandschwäche

Plattfuß (Pes planus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Plattfußes (Pes planus)

Der Plattfuß (Pes planus) beschreibt eine Deformität des Fußes, bei der das Fußlängsgewölbe stark abgeflacht ist, was zu einer fast vollständigen Auflage der Fußsohle auf dem Boden führt. Dabei steht der Talus (Sprungbein) steil und der Kalkaneus (Fersenbein) ist hochgestellt. Diese Fehlstellung resultiert aus einem Fehlwachstum oder einer Schwächung der muskulären und ligamentären Strukturen, die das Fußgewölbe stützen.

Mechanismus der Deformität

Der Plattfuß ist in den meisten Fällen mit einer Dysfunktion der Tibialis-posterior-Sehne verbunden. Diese Sehne spielt eine zentrale Rolle in der Stabilisierung und Aufrechterhaltung des Fußlängsgewölbes. Bei einer Schwäche oder Schädigung dieser Sehne kann der mediale Teil des Fußes nicht mehr ausreichend gestützt werden, wodurch das Längsgewölbe kollabiert.

Zusätzlich ist der Plattfuß häufig mit einer Schädigung des Ligamentum calcaneonaviculare plantare (auch als Spring-Ligament bekannt) assoziiert. Dieses Band verläuft unterhalb des Talus und stützt das Fußlängsgewölbe. Eine Schädigung oder Überdehnung dieses Bandes trägt zur Instabilität des Fußes bei, was die Steilstellung des Talus begünstigt und den Kollaps des Fußgewölbes weiter verstärkt.

Ätiologie (Ursachen) des Plattfußes

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen
      • Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) – seltenes Krankheitsbild, welches durch Gelenkversteifungen oder Luxationen bei Muskelatrophie; Bild der "hölzernen Puppe"; neben sporadischen Formen kommen familiäre Formen vor; diese sind zum Teil wie auch die familiären Formen meistens erblich (z. B. autosomal-dominant, autosomal-rezessiv oder X-chromosomal)
      • Spina bifida ‒ Spaltbildung in der Wirbelsäule, die während der Embroynalentwicklung auftritt (sporadisches, selten auch familiäres Auftreten)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Neuromuskuläre Erkrankungen
  • Rheumatoide Arthritis
  • Traumata

Senkfuß (Pes planus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Senkfußes

Der Senkfuß (Pes planus) bezeichnet eine Fußdeformität, bei der das Längsgewölbe des Fußes abgeflacht ist, sodass die Fußsohle fast vollständig den Boden berührt. Diese Deformation ist in den meisten Fällen durch eine Schwäche der Fußmuskulatur und Bänder bedingt, welche normalerweise das Fußgewölbe tragen und stabilisieren.

Mechanismus der Deformität

Beim Senkfuß wird das Fußlängsgewölbe aufgrund einer unzureichenden muskulären und ligamentären Unterstützung nicht mehr aufrechterhalten. Die Fußmuskulatur, insbesondere der M. tibialis posterior und die intrinsischen Fußmuskeln, die für die Stabilität des Fußgewölbes verantwortlich sind, können diese Funktion nicht mehr erfüllen. Dies führt zu einem Einsinken des medialen Längsgewölbes.

Die Bänder des Fußes, insbesondere das Ligamentum calcaneonaviculare plantare (Spring-Ligament) und das Ligamentum plantare longum, sind oft überdehnt oder geschwächt, was die Fehlstellung weiter begünstigt.

Ursachen

  • Muskelschwäche: Eine Schwäche der intrinsischen Fußmuskeln und der Wadenmuskulatur, insbesondere des M. tibialis posterior, führt zu einem Absinken des Fußgewölbes.
  • Bindegewebsschwäche: Angeborene oder erworbene Schwäche des Bindegewebes kann zu einer Überdehnung der stützenden Bänder des Fußes führen.
  • Übergewicht: Erhöht den Druck auf das Fußgewölbe und begünstigt dessen Kollaps.
  • Überlastung: Wiederholte Belastung des Fußes, etwa durch Sportarten mit starker Belastung des Bewegungsapparates oder langes Stehen, kann zu einer Überbeanspruchung der Strukturen führen.
  • Falsches Schuhwerk: Schuhe ohne ausreichende Fußunterstützung oder -führung können das Fortschreiten der Deformation begünstigen.
  • Verletzungen: Traumata oder Verletzungen der Fußmuskulatur, Sehnen und Bänder, insbesondere des M. tibialis posterior, können den Senkfuß fördern.
  • Alter: Im Alter nimmt die Elastizität und Stärke von Muskeln und Bändern natürlicherweise ab, was die Entstehung eines Senkfußes begünstigen kann.

Ätiologie (Ursachen) des Senkfußes (Pes adductus)

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Bewegungsarme Lebensweise (= Ruhigstellung der Füße in den Schuhen. Dieses verhindert häufig den erforderlichen Trainingsreiz auf die Fußmuskulatur)

Sichelfuß (Pes adductus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Sichelfußes (Pes adductus)

Der Sichelfuß (Pes adductus) ist eine Deformität des Fußes, bei der es zu einer verstärkten Adduktion des Mittelfußes und der Zehen kommt. Dabei zeigen die Mittelfußknochen und Zehen in Richtung der Körpermitte, wodurch der Fuß eine sichelförmige Krümmung aufweist. Der Rückfuß ist in der Regel normal positioniert, was den Sichelfuß von anderen Fußfehlstellungen unterscheidet.

Mechanismus der Deformität

Der Sichelfuß entsteht durch eine Verkürzung und Verklebung der Muskeln, Sehnen und Bänder auf der medialen (inneren) Seite des Fußes. Dadurch werden der Mittelfuß und die Zehen nach innen gezogen, was zu der charakteristischen Sichelform führt. Die lateralen (äußeren) Strukturen des Fußes sind häufig verlängert und geschwächt, wodurch die Fehlstellung verstärkt wird.

Ursachen

  • Intrauterine Lageanomalien: Eine häufige Ursache für den Sichelfuß ist eine falsche Lage des Fetus im Mutterleib, bei der der Fuß in einer engen Position gegen die Gebärmutterwand gedrückt wird. Diese mechanische Einwirkung kann zu einer Fehlstellung des Fußes führen.
  • Vererbte Bindegewebsschwäche: Eine genetisch bedingte Schwäche des Bindegewebes kann die Entwicklung von Fußdeformitäten wie dem Sichelfuß begünstigen.
  • Fehlsteuerung der Muskelaktivität: Eine Dysbalance zwischen den medialen und lateralen Fußmuskeln kann zu einer vermehrten Adduktion des Mittelfußes führen.
  • Neuromuskuläre Störungen: In seltenen Fällen kann der Sichelfuß auch durch neuromuskuläre Erkrankungen oder Fehlbildungen des Nervensystems verursacht werden, die eine Fehlsteuerung der Muskelkontraktionen zur Folge haben.

Ätiologie (Ursachen) des Sichelfußes

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Säuglinge, die überwiegend in Bauchlage liegen

Krankheitsbedingte Ursachen

Weiteres

  • Zustand nach Therapie eines Klumpfußes

Spitzfuß (Pes equinus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Spitzfußes (Pes equinus)

Der Spitzfuß, auch als Pes equinus bezeichnet, ist eine Fußfehlstellung, bei der die Ferse permanent nach oben gezogen ist, sodass der Fuß nur auf den Zehen oder dem Vorderfuß aufgesetzt werden kann. Dies verhindert das vollständige Aufsetzen des gesamten Fußes auf den Boden.

Die Ursache für den Spitzfuß ist oft eine Verkürzung oder Lähmung der Wadenmuskulatur, insbesondere des Musculus triceps surae (bestehend aus dem Musculus gastrocnemius und Musculus soleus). Diese Muskeln sind über die Achillessehne mit der Ferse verbunden und ziehen diese nach oben, wenn sie kontrahieren. Eine verkürzte oder überaktive Wadenmuskulatur führt somit zu einem anhaltenden Hochstand der Ferse.

Der Spitzfuß kann angeboren oder erworben sein:

  • Angeboren: Er kann bei Neugeborenen auftreten, oft als Folge von intrauterinen Lagerungsanomalien.
  • Erworben: Häufige Ursachen sind neurologische Störungen wie spastische Lähmungen (z. B. durch infantile Zerebralparese), Verletzungen der Achillessehne, posttraumatische oder postoperative Komplikationen sowie Muskelerkrankungen.

In Fällen neurologischer oder muskulärer Störungen führt eine Überaktivität der Wadenmuskulatur oder eine unzureichende Kontrolle der Fußhebermuskulatur (Musculus tibialis anterior) zur dauerhaften Fehlstellung.

Ätiologie (Ursachen) des Spitzfußes

Krankheitsbedingte Ursachen

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Infantile Zerebralparese ‒ neurologische Störung, deren ursächliche Schädigung des zentralen Nervensystems vor, während oder unmittelbar nach der Geburt auftritt

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Posttraumatisch nach Verletzungen

Weitere Ursachen

  • Immobilität ohne Abstützung des Fußes
  • Verbände, die den Fuß längere Zeit in Spitzfußstellung lassen
  • Zustand nach Unterschenkelverlängerung

Spreizfuß (Pes transversoplanus)

Pathogenese (Krankheitsentstehung) des Spreizfuß (Pes transversoplanus)

Der Spreizfuß bezeichnet die Absenkung des Fußquergewölbes.

Der Spreizfuß, auch als Pes transversoplanus bezeichnet, entsteht durch die Absenkung des Quergewölbes des Fußes. Normalerweise wird das Quergewölbe durch Muskeln, Sehnen und Bänder unterstützt, die das Gewicht des Körpers gleichmäßig auf den Vorfuß verteilen. Beim Spreizfuß kommt es jedoch zu einer Überlastung und Schwächung dieser Strukturen, was zu einer Abflachung des Quergewölbes führt.

Die Hauptursachen für die Entstehung eines Spreizfußes sind:

  • Überlastung und Fehlbelastung: Langfristiges Stehen oder Gehen, insbesondere auf hartem Untergrund oder in ungeeignetem Schuhwerk (z. B. hohe Absätze oder Schuhe mit unzureichender Unterstützung), führt zu einer Überlastung des Vorfußes.
  • Schwäche des Bindegewebes: Eine angeborene oder erworbene Schwäche des Bindegewebes oder der Muskeln, die das Quergewölbe stützen, begünstigt die Entstehung des Spreizfußes.
  • Adipositas: Übermäßiges Körpergewicht erhöht den Druck auf den Vorfuß und kann die Strukturen des Fußes überlasten.
  • Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter verliert das Bindegewebe an Elastizität, was zu einer Abflachung des Quergewölbes führen kann.
  • Genetische Veranlagung: Eine genetische Disposition kann das Risiko für die Entwicklung eines Spreizfußes erhöhen.

Durch die Absenkung des Quergewölbes verlagert sich der Druck auf die Mittelfußknochen, was zu Schmerzen im Vorfuß (Metatarsalgie) und zu einer Überlastung der Gelenke und Sehnen führen kann.

Ätiologie (Ursachen) des Spreizfußes

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Unpassendes Schuhwerk

Krankheitsbedingte Ursachen

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Adipositas (Fettsucht)