Heuschnupfen (Allergische Rhinitis) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Verbesserung der Symptomatik
- Verhinderung der Chronifizierung und Progression (z. B. Etagenwechsel zum Asthma bronchiale)
Therapieempfehlungen
Allergenkarenz
- Grundlage jeder Therapie ist die möglichst vollständige Karenz relevanter Allergene, sofern praktikabel.
Spezifische Immuntherapie (SIT)
- Zur ursächlichen Therapie sollte so früh wie möglich eine spezifische Immuntherapie (SIT) – auch allergenspezifische Immuntherapie, Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung genannt – begonnen werden.
- Voraussetzung ist der Nachweis der klinischen Relevanz einer in Allergietests nachgewiesenen Sensibilisierung.
Stufentherapie
Stufe I – Leichte, intermittierende Symptome
- H1-Antihistaminika (oral oder intranasal)
- Abschwellende Nasentropfen/Sympathomimetika wie Xylometazolin oder Oxymetazolin (nur kurzfristig, max. 7 Tage, wegen Rebound-Effekt mit Hyperämie und Obstruktion)
- Bei Säuglingen unter einem Jahr sind abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin oder Oxymetazolin kontraindiziert. Die Anwendung kann zu zentralnervösen, kardiovaskulären und respiratorischen Nebenwirkungen führen und ist aufgrund unzureichender Sicherheitsdaten streng untersagt.
- Leukotrien-Rezeptorantagonisten (LTRA) wie Montelukast – bevorzugt bei gleichzeitigem Asthma bronchiale in Kombination mit inhalativen Glucocorticoiden
- Bei persistierender Rhinitis ohne Besserung nach 2-3 Wochen → Übergang zu Stufe II
Stufe II – Mäßige bis schwere intermittierende Symptomatik oder leichte persistierende Beschwerden
Zusätzlich zu den Wirkstoffen der Stufe I:
- Intranasale Glucocorticoide (z. B. Mometason, Fluticason, Beclometason)
- Cromone (z. B. Cromoglicinsäure) – insbesondere prophylaktisch
- Bei ausgeprägter oder persistierender Symptomatik:
- Erhöhung der intranasalen Glucocorticoiddosis
- H1-Antihistaminika bei starkem Juckreiz und Niesen
- Ipratropiumbromid bei ausgeprägter Rhinorrhoe (parasympathikolytisch, 3-4 × täglich inhalativ)
- Dekongestiva (z. B. Oxymetazolin, Xylometazolin) – nur kurzfristig und unter Beachtung altersbezogener Kontraindikationen
- In schweren Fällen: kurzfristig orale Glucocorticoide (z. B. Prednisolon) für maximal 7 Tage
- Dexpanthenol-haltige Augen- oder Nasensalbe zur Linderung lokaler Schleimhautreizungen
Indikationen für eine spezifische Immuntherapie (SIT)
- Mäßige bis starke Symptomatik, die unter medikamentöser Therapie nicht ausreichend kontrolliert werden kann
- Unzureichende Wirksamkeit der symptomatischen Pharmakotherapie
- Zeichen einer Allergieprogression wie:
- Etagenwechsel von der oberen zur unteren Atemwegsschleimhaut (Entwicklung eines Asthma bronchiale)
- Ausweitung des Sensibilisierungsspektrums
Weitere Hinweise
- Es gibt keine Evidenz, dass Antihistaminika die Riechfunktion verbessern.
- Es gibt eine geringe Evidenz, dass topische Glucocorticoide das Riechen verbessern (vor allem bei saisonaler allergischen Rhinitis) [1].
- In einer Metaanalyse ließ sich bei Erwachsenen mit allergischer Rhinitis und intranasaler Corticoidtherapie kein Zusammenhang zwischen der Therapie und einem erhöhten Augeninnendruck bzw. einem Katarakt (grauer Star) erkennen. Keine der beiden Krankheiten trat nach systemischer Steroidanwendung innerhalb eines Jahres auf [2].
- Die FDA (U. S. Food and Drug Administration; Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staat) warnt vor neuropsychiatrischen Komplikationen von Montelukast und rät davon ab, das Mittel bei Patienten mit leichten Symptomen, insbesondere solche mit allergischer Rhinitis, zu verordnen [3].
Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für den Säure-Basen-Haushalt sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:
- Vitamine (A, C, D, E, B1)
- Mineralstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
- Weitere Vitalstoffe (Curcumin, Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesium-, Kalium- und Calciumcitrat), probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)
Bei Vorliegen einer Insomnie (Schlafstörung) infolge einer allergischen Rhinitis s. u. Insomnie/Medikamentöse Therapie/Supplemente.
Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
Literatur
- Golding-Wood DG, Holmstrom M, Darby Y, Scadding GK, Lund VJ: The treatment of hyposmia with intranasal steroids. J Laryngol Otol 1996;110:132-35
- Valenzuela CV et al.: Intranasal Corticosteroids Do Not Lead to Ocular Changes: A Systematic Review and Meta-analysis. Laryngoscope 2018, online 19. September. doi: https://doi.org/10.1002/lary.27209
- FDA Requires Stronger Warning About Risk of Neuropsychiatric Events Associated with Asthma and Allergy Medication Singulair and Generic Montelukast For Immediate Release: March 04, 2020