Anaphylaktischer Schock – Einleitung

Ein anaphylaktischer Schock ist eine lebensbedrohliche Anaphylaxie. 

Bei der Anaphylaxie handelt es sich um eine akute, schwere Allgemeinreaktion des Immunsystems (allergische Sofortreaktion) mit Symptomen an verschiedenen Organsystemen (Haut und Schleimhaut, Respirationstrakt/Atmungstrakt, kardiovaskuläres System (Herz-Kreislauf-System), Gastrointestinaltrakt/Magen-Darm-Trakt) auf die wiederholte Zufuhr eines Allergens und betrifft den gesamten Organismus [1]. Sie ist die schwerste Manifestation einer mastzellabhängigen Sofortreaktion und kann letal (tödlich) verlaufen.

Formen des anaphylaktischen Schocks

Nach ICD-10-GM

  • ICD-10-GM T78.0: Anaphylaktischer Schock durch Nahrungsmittelunverträglichkeit
  • ICD-10-GM T78.2: Anaphylaktischer Schock, nicht näher bezeichnet
  • ICD-10-GM T80.5: Anaphylaktischer Schock durch Serum
  • ICD-10-GM T88.6: Anaphylaktischer Schock als unerwünschte Nebenwirkung eines indikationsgerechten Arzneimittels oder einer indikationsgerechten Droge bei ordnungsgemäßer Verabreichung

Die Anaphylaxie wird in der Regel durch Allergene über einen IgE-vermittelten Mechanismus ausgelöst.

Die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie bei Kindern und Erwachsenen sind Nahrungsmittel, Insektengifte und Medikamente [2, 3]. 

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Im Kindesalter erleiden mehr Jungen als Mädchen einen anaphylaktischen Schock. Nach der Pubertät ist das Verhältnis ausgeglichen.

Ca. 1 % der Patienten einer Notaufnahme einer Klinik der Maximalversorgung wird vorstellig wegen einer anaphylaktischen Reaktion [6].

Die Lebenszeitprävalenz (Zahl der Personen, die zum Untersuchungszeitpunkt einmal in ihrem Leben an einer bestimmten Erkrankung gelitten haben) in der Bevölkerung wird weltweit mit 0,3-15 % angegeben. Vor allem die nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxie im Kindesalter hat zugenommen.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Anaphylaxie beträgt 40-50 Personen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in den USA [4]. Berliner Notärzte gaben eine Inzidenz der Anaphylaxie von 2-3 Personen auf 100.000 Einwohner an [5].
Die Inzidenz des anaphylaktischen Schocks beträgt ca. 7 bis 50 anaphylaktische Reaktionen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (USA, Großbritannien, Australien).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Ein anaphylaktischer Schock ist die schwerste Form einer Anaphylaxie, einer akuten, systemischen allergischen Reaktion. Diese kann sich innerhalb von Minuten nach Kontakt mit dem Allergen entwickeln und betrifft mehrere Organsysteme. Typische Symptome umfassen:

  • Haut und Schleimhaut: Rötung, Juckreiz, Urtikaria (Nesselsucht), Angioödem (Schwellungen)
  • Respirationstrakt (Atmungstrakt): Atemnot, Husten, Keuchen, Stridor (pfeifendes Atemgeräusch), bronchospastische Symptome
  • Kardiovaskuläres System (Herz- und Gefäßsystem: Hypotonie (niedriger Blutdruck), Tachykardie (schneller Herzschlag), Kreislaufzusammenbruch
  • Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt): Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen

Die Symptome entwickeln sich meist innerhalb weniger Minuten nach Exposition gegenüber dem auslösenden Allergen. Der Schweregrad und die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Symptome variieren je nach Patient und Art der Anaphylaxie.

Der Verlauf einer Anaphylaxie ist abhängig vom individuellen Immunsystem und der Schnelligkeit der medizinischen Intervention. Eine rasche Verabreichung von Adrenalin (Epinephrin) ist entscheidend für das Überleben des Patienten. Weitere Maßnahmen umfassen die Stabilisierung der Atemwege, intravenöse Flüssigkeitszufuhr und die Gabe von Antihistaminika und Kortikosteroiden.

Prognose

Die Prognose einer Anaphylaxie hängt stark von der Schwere der Reaktion und der Schnelligkeit der Behandlung ab. Ein unbehandelter anaphylaktischer Schock kann innerhalb von Minuten zum Tod führen. Die rechtzeitige und korrekte Behandlung verbessert jedoch die Überlebenschancen erheblich.

Die Langzeitprognose für Patienten, die eine Anaphylaxie überlebt haben, ist in der Regel gut, solange sie das auslösende Allergen vermeiden und Notfallmedikamente wie Adrenalin-Autoinjektoren bei sich tragen. Wiederholte Exposition gegenüber dem Allergen ohne angemessene Vorsichtsmaßnahmen kann zu weiteren, potenziell tödlichen Anaphylaxien führen.

Statistische Daten:

  • Ca. 1 % der Patienten in Notaufnahmen einer Klinik der Maximalversorgung stellt sich aufgrund einer anaphylaktischen Reaktion vor [6].
  • Die Lebenszeitprävalenz einer Anaphylaxie wird weltweit mit 0,3-15 % angegeben. Besonders die nahrungsmittelinduzierte Anaphylaxie im Kindesalter hat zugenommen.
  • Die Inzidenz der Anaphylaxie (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt 40-50 Personen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in den USA [4]. Berliner Notärzte berichten von einer Inzidenz von 2-3 Personen pro 100.000 Einwohner [5].
  • Die Inzidenz des anaphylaktischen Schocks liegt bei etwa 7-50 anaphylaktischen Reaktionen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in den USA, Großbritannien und Australien.
  • Todesfälle durch Anaphylaxie betragen etwa 1-3 pro Jahr pro eine Million Einwohner in der Schweiz [7].

Literatur

  1. Sampson HA, Munoz-Furlong A, Campbell RL et al.: Second symposium on the definition and management of anaphylaxis: summary report-Second National Institute of Allergy and Infectious Disease/Food Allergy and Anaphylaxis Network symposium. J Allergy Clin Immunol 2006; 117: 391-7
  2. Campbel RL et al.: Emergency department diagnosis and treatment of anaphylaxis. Ann Allergy Asthma Immunol 113 (2014):599-608
  3. Grabenhenrich L et al (2012) Implementation of anaphylaxis management guidelines: a register-based study. PLOS ONE 2012;7(5):e35778. doi: 10.1371/journal.pone.0035778. Epub 2012 May 10.
  4. Decker WW, Campbell RL, Manivannan V et al.: The etiology and incidence of anaphylaxis in Rochester, Minnesota: a report from the Rochester Epidemiology Project. J Allergy Clin Immunol 2008; 122: 1161-5.
  5. Beyer K, Eckermann O, Hompes S, Grabenhenrich L, Worm M: Anaphylaxis in an emergency setting – elicitors, therapy and incidence of severe allergic reactions. Allergy 2012 Nov;67(11):1451-6. doi: 10.1111/all.12012. Epub 2012 Sep 25.
  6. Moneret-Vautrin DA, Morisset M, Flabbee J, Beaudouin E, Kanny G: Epidemiology of life-threatening and lethal anaphylaxis: a review. Allergy 2005; 60: 443-51
  7. Helbling A, Hurni T, Mueller UR, Pichler WJ: Incidence of anaphylaxis with circulatory symptoms: a study over a 3-year period comprising 940,000 inhabitants of the Swiss Canton Bern. Clin Exp Allergy 2004; 34: 285-90

Leitlinien

  1. Muraro et al.: Anaphylaxis: Guidelines from the European Academy of Allergy and Clinical Immunology, Allergy 2014 Aug;69(8):1026-45. doi: 10.1111/all.12437. Epub 2014 Jun 9.
  2. S2k-Leitlinie: Akuttherapie und Management der Anaphylaxie. (AWMF-Registernummer: 061-025), Januar 2021 Langfassung