Trockene Haut (Xerodermie) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik einer Xerodermie (trockene Haut) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie gehäuft Hauterkrankungen oder trockene Haut?
  • Leiden Familienmitglieder an Allergien oder atopischen Erkrankungen (z. B. Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen)?

Soziale Anamnese

  • Welchen Beruf üben Sie aus?
  • Arbeiten Sie in einem Beruf, der Ihre Haut belastet (z. B. Kontakt mit Wasser, Chemikalien, Lösungsmitteln)?
  • Gibt es psychosoziale Belastungen (z. B. Stress, familiäre Konflikte), die Sie beeinträchtigen?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Leiden Sie unter:
    • Juckreiz oder Brennen, insbesondere nach dem Baden oder Duschen?
      • Wird der Juckreiz durch tägliche Hautpflege gemindert oder verstärkt?
    • Spannungsgefühl der Haut?
    • Kälteempfindlichkeit der Haut?
  • Haben Sie Hautveränderungen bemerkt, wie:
    • schuppende oder abgeschürfte Hautrötungen?
    • feine netzförmige Risse in der Haut (Craquelé-förmig, wie gesprungenes Porzellan)?
      • Haben Sie eine eingeschränkte Beweglichkeit durch schmerzhafte Risse?
    • Substanzdefekte durch Kratzen?
    • kleine oberflächliche Blutungen?
    • Empfindungsstörungen?
  • Seit wann bestehen diese Beschwerden?
  • Gibt es bestimmte Auslöser (z. B. Wetter, Luftfeuchtigkeit, Hautpflegeprodukte)?
  • Tritt die trockene Haut in Kombination mit anderen Beschwerden wie Allergien, Husten, Augenreizungen oder Kopfschmerzen auf?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Wie häufig baden bzw. duschen Sie pro Woche?
    • Verwenden Sie heißes Wasser oder Seifen/Duschgele mit entfettenden Substanzen?
  • Gehen Sie häufig ins Sonnenstudio?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Trinken Sie täglich genug Flüssigkeit (mind. 1,5-2 Liter Wasser)?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Ekzeme)?
    • Haben Sie Allergien oder Asthma?
    • Haben Sie systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nieren- oder Lebererkrankungen (chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), Leberzirrhose (Leberschrumpfung)), die die Hauttrockenheit begünstigen könnten?
  • Haben Sie in der Vergangenheit operative Eingriffe, Verletzungen oder Narbenbildung an der Haut gehabt?
  • Wurde eine Bestrahlung durchgeführt (z. B. im Rahmen einer Tumorbehandlung)?
  • Leiden Sie an bekannten Allergien (z. B. gegen Kosmetika, Duftstoffe, Metalle)?

Medikamentenanamnese

Medikamente können zu einer Verminderung der Talgdrüsenproduktion (Sebostase) führen.

  • Betablocker
  • Cimetidin (H2-Antihistaminikum)
  • Exsikkierende (austrocknende) Medikamente
    • Diuretika 
    • Retinoide (Acitretin, Isotretinoin)
  • HIV-Proteaseinhibitoren (Indinavir)
  • Hormone
    • Hormonelle Kontrazeptiva (Anti-Babypille) sowie Antiandrogene
    • Östrogene (Sebostase/Hemmung der Talgbildung)
  • Indinavir (Virostatikum)
  • Monoklonale Antikörper – Bevacizumab, Pertuzumab, Trastuzumab
  • Lipidsenker
  • Psychopharmaka
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) – Dasatinib

Siehe ggf. auch unter "Pruritus durch Medikamente"

Umweltanamnese

  • Sind Sie häufig schädigenden Reizstoffen ausgesetzt, z. B. Chemikalien, Lösungsmitteln oder Reinigungsmitteln?
  • Halten Sie sich oft in Umgebungen mit:
    • Klimaanlagen (trockene Luft)?
    • überheizten Räumen?
    • trockener Heizungsluft im Winter (→ Reduktion der Talgdrüsensekretion)?
    • starker Sonneneinstrahlung oder häufigen Sonnenbädern?
  • Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit an Ihrem Arbeitsplatz oder in Ihrer Wohnung?
  • Leben oder arbeiten Sie in einem kalt-trockenen Klima?
  • Haben Sie Kontakt mit Pollen, Staub oder anderen potenziellen Allergenen?

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.