Augen und Sonnenschutz
Die normale Alltagsbrille sollte einen UV-Schutz 400 (US-Norm) haben, d. h. die gefährlichen UV-B und UV-A-Strahlen von 0-400 nm werden vom Auge abgehalten. Dies erfüllen Kunststoffgläser ab einem Brechungsindex von 1.6 und höher sowie speziell behandelte Glasmaterialien.
Normales Glas und Kunststoff mit niedrigerem Brechungsindex schützt nur von 0 bis 320 nm und sind somit ungeeignet. Diese Materialien werden weniger angeboten und sollten zumindest mehrfach entspiegelt sein.
Bei Vorliegen von Retinopathien (Netzhauterkrankungen) oder intensivem Gebrauch von Bildschirmgeräten/Tablets etc. kann eine leichte Blaudämpfung sinnvoll sein, z. B. ein Blueblocker bis 425 nm. Somit ist ein Teil der energiereichen Blaustrahlung gedämpft.
Ein starke Blaudämpfung von 400-500 nm kann den Kontrast stärken, Blendung reduzieren und den Visus subjektiv leicht verbessern; führt aber zu deutlich, auch von außen sichtbaren, gelb eingefärbten Brillengläsern. Da die Blauwahrnehmung hierbei (je nach Filter-Typ und Hersteller) teils erheblich minimiert wird, ist auf die Straßenverkehrstauglichkeit dieser Gläser zu achten. Einige sind nicht für den Straßenverkehr zugelassen!
Es gibt Hinweise, dass Blaulicht für den Gleichgewichtssinn wichtig ist; zudem gibt es Hinweise, dass Blaulicht die Kurzsichtigkeitsentwicklung hemmen kann.
Gemäß einer aktuellen systematischen Übersichtsarbeit von Cochrane, welche die verfügbare Evidenz aus 17 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) ausgewertet hat, ergaben sich folgende Ergebnisse für Blaulichtfilter [1]:
- keine Evidenz für eine Reduktion der Scores zur visuellen Ermüdung durch blaulichtfilternde Brillengläser.
- wenig bis keine Evidenz, dass die Filter die
- kritische Flickerfrequenz bessern.
- visuelle Performance oder die Wachsamkeit am Tage bessern.
In Bezug auf die Schlafqualität reichten die Daten der Studien nicht aus, um eine Aussage treffen zu können. Ebenfalls wurde keine Evidenzqualität erreicht, die eine Aussage zu Einfluss auf Kontrast-Sensitivität, blendendes Licht, Farbenunterscheidung, Gesundheit der Makula oder die Melatonin-Serumspiegel im Blut zulässt.
Die Cochrane-Autoren weisen abschließend darauf hin, dass die vorhandenen RCTs erhebliche methodische Mängel haben, sodass diese Schlussfolgerungen streng genommen vorläufiger Natur sind und sich auf Basis weiterer, besser gemachter Studien noch ändern könnten. Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass die Studien maximal fünf Wochen dauerten, sodass keine Aussagen über eventuelle Langzeiteffekte der Blaufilter möglich ist!
Die Sonnenschutzbrille soll zum einen den gesamten Lichteinfall und somit Blendung reduzieren, zum anderen schädliche Lichteffekte vermeiden. Es ist somit ein vollständiger UV-Schutz (s. o.) erforderlich, zudem eine Blaudämpfung von 95 % im Bereich 400-500 nm (Beachte: Straßenverkehrstauglichkeit klären mit dem Optiker bzw. Hersteller). Weiter muss eine Sonnenschutzbrille wirkungsvoll Seitenlicht und reflektierendes Licht abhalten. Hilfreich ist eine Beschattung z. B. durch einen Hut oder Schirmmütze. Mehrfache Entspiegelung ist ebenfalls erforderlich.
Ungeeignet sowohl für die Alltagsbrille als auch für die Sonnenschutzbrille ist ein UV-Schutz nur von 0-380 nm (Europäische Norm), da die Augenlinse in dem Bereich von 380-400 immer noch ca. 78 % der Energie aufnimmt. Folgen sind eine frühere Eintrübung durch oxidativen Stress und somit frühere Entstehung des Katarakts (grauer Star).
Literatur
- Singh S, Keller PR, Busija L, McMillan P, Makrai E, Lawrenson JG, Hull CC, Downie LE. Blue‐light filtering spectacle lenses for visual performance, sleep, and macular health in adults. Cochrane Database of Systematic Reviews 2023, Issue 8. Art. No.: CD013244. doi: 10.1002/14651858.CD013244.pub2. Accessed 20 August 2023.