Endermologie

Die Endermologie (griech.: auf der Haut) ist ein Verfahren, welches in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts vom französischen Ingenieur Louis Paul Goilter zur nicht invasiven (ohne operativen Eingriff) Behandlung von Brandnarben entwickelt wurde. Das Verfahren ist wichtiger Bestandteil der ästhetischen Medizin. Es handelt sich hierbei um eine Unterdruckmassage, deren Intensität ohne Einsatz spezieller mechanischer Geräte nicht zu leisten wäre.

Der Anreiz für seine Forschung war ein selbst erlittener Autounfall, den Goilter mit schwersten Verbrennungen, Schnittwunden und Lymphödemen (Einlagerung von Lymphflüssigkeit ins Gewebe) überlebte. Obwohl bei ihm diverse Therapien wie Lymphdrainagen und Massagen durchgeführt wurden, verbesserte sich seine Bewegungsfähigkeit nur minimal und auch seine Schmerzen blieben größtenteils unbeeinflusst von der Therapie.

Zielsetzung und Wirkweise der Endermologie

Zielsetzung

Die Hauptziele der Endermologie umfassen:

  • Cellulitereduktion: Behandlung und Verringerung der sichtbaren Dellenbildung in der Haut, die durch Bindegewebsschwäche verursacht wird.
  • Erhöhung des Hauttonus: Verbesserung der Hautstraffung und Erhöhung der Elastizität der Haut.
  • Körperkonturierung: Formung und Straffung des Körpers durch gezielte Behandlung bestimmter Bereiche.
  • Behandlung von Muskelbeschwerden und Krämpfen: Linderung von Muskelspannungen und Krämpfen.
  • Narbenmobilisation: Verbesserung der Beweglichkeit und Elastizität von Narbengewebe.
  • Ödemreduktion: Verringerung von Schwellungen, die durch Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe verursacht werden.
  • Schmerzlinderung: Reduktion von Schmerzen durch verbesserte Blutzirkulation und Entspannung von Gewebestrukturen.

Wirkweise

Die Endermologie arbeitet mit einer Kombination aus Unterdruckmassage und mechanischer Stimulation, um die Haut und das darunter liegende Gewebe zu behandeln:

  • Mechanische Stimulation: Durch spezielle Rollen- und Saugtechniken wird das Gewebe massiert, was zur Stimulation der Hautdurchblutung und zur Aktivierung der Lymphdrainage führt.
  • Unterdruck: Ein kontrollierter Sog hebt die Haut an und ermöglicht eine intensive Massage der tieferen Hautschichten und des Unterhautfettgewebes.
  • Förderung der Kollagenproduktion: Die mechanische Stimulation fördert die Neuproduktion von Kollagen, was zu einer festeren und elastischeren Haut führt.
  • Entgiftung: Durch die verbesserte Lymphdrainage werden Schlackstoffe effektiver aus dem Gewebe abtransportiert.
  • Schmerzreduktion und Entspannung: Die Massage kann zur Lösung von Verspannungen im Gewebe führen, was eine Reduktion von Schmerzen zur Folge hat.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Cellulitereduktion (Cellulite: Dellenbildung in der Haut aufgrund einer ausgeprägten Bindegewebsschwäche, für die Frauen prädestiniert sind)
  • Erhöhung des Hauttonus' (Hautstraffung)
  • Körperkontuierung (Körperformung)
  • Muskelbeschwerden
  • Muskelkrämpfen
  • Narbenmobilisation – Behandlung von vernarbtem Gewebe beginnt direkt nach Abschluss der Wundheilung durch Verwendung des Endermologieverfahrens zur Korrektur einer verminderten Bewegungsfähigkeit, die durch Narbenbildung verursacht wurde.
  • Ödemreduktion (Schwellung des Gewebes durch eine verstärkte Flüssigkeitseinlagerung (Wasser, Lymphflüssigkeit/Lymphe) aus dem Gefäßsystem)
  • Schmerzzustände

Auch in der Behandlung von unter anderem Sportverletzungen und rheumatischen Erkrankungen kommt die Endermologie zum Einsatz:

  • Tendinitis (Sehnenentzündung)
  • Tendopathie (Sehnenleiden) – diese kann als Zeichen für eine Überbelastung beim Sport (Tennis, Golf, Badminton etc.) oder bei der Arbeit (z.B. Sekretärin) gewertet werden.
  • Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus; chronische – länger als sechs Monate dauernde – nicht entzündliche Schmerzerkrankung)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen und Infektionen: Endermologie sollte nicht bei akuten Hautentzündungen oder Infektionen im Behandlungsbereich angewendet werden.
  • Schwere Kreislauferkrankungen: Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten das Verfahren meiden, da die intensivierte Durchblutung das Herz-Kreislauf-System belasten kann.
  • Krebs: Bei aktiven Krebserkrankungen oder unklaren Hauttumoren ist Endermologie kontraindiziert.
  • Blutgerinnungsstörungen: Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Hämatome.
  • Schwere Hauterkrankungen: Bei bestimmten Hauterkrankungen, wie z. B. Schuppenflechte oder Ekzemen, kann die Endermologie kontraproduktiv sein.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft sollte auf Endermologie verzichtet werden, insbesondere im Bereich des Bauches und der Beine.

Vor der Behandlung

  • Beratungsgespräch: Eine ausführliche Beratung und Evaluation der individuellen Bedürfnisse und Gesundheitszustandes ist essentiell.
  • Medizinische Anamnese: Überprüfung der medizinischen Vorgeschichte und Ausschluss von Kontraindikationen.
  • Hautvorbereitung: Die Haut sollte vor der Behandlung sauber und frei von Verletzungen sein.

Das Verfahren

Das Verfahren

Die Massageform der Endermologie beruht auf dem Unterdruckprinzip, welcher durch spezielle Massagegeräte wie beispielsweise dem Cellu M6, Lift 6 und Huber, in denen selbst ein andauernder Unterdruck herrscht, erzeugt wird. Durch die genannten Massagegeräte kann über einen Behandlungskopf eine Hautfalte mit dem darunter liegenden Bindegewebe und den Unterhautfettablagerungen erfasst werden. Diese Erfassung des Gewebes wird durch eine Erstellung eines Vakuums zwischen dem Behandlungskopf des Massagegerätes und der Haut ermöglicht. Überdies ist der durch das Vakuum erzeugte Sog variabel regelbar, sodass eine auf den Patienten abgestimmte Behandlung durchführbar ist. Die erzielten Ergebnisse der Behandlung basieren auf der Verwendung eines Behandlungskopfes des Massagegerätes, mit dem eine Dehnung des Bindegewebes und der Unterhautfettablagerungen erreicht wird. Aufgrund der Dehnung des Gewebes wird der Lymphabfluss gefördert. Des Weiteren führt diese intensive Massageform zur Zerstörung von Gewebezellen, was zu einer Freisetzung von Histaminen (Gewebsbotenstoffe, die bei Gewebeschäden und allergischen Reaktion freigesetzt werden) führt, aus der eine Hyperämie (verstärkte Durchblutung) hervorgeht.
Als Resultat wird eine Schädigung des Oberflächenepitheliums (obere Hautschicht) effektiv verhindert und gleichzeitig die Kollagenbildung (Kollagen ist ein Eiweiß zur Ausbildung von Knochen, Knorpel, Haut etc.) gefördert. Von besonderer medizinischer Bedeutung ist das Verfahren der Endermologie in der Rehabilitation von Brandnarben.

Wie bereits erwähnt, findet die Endermologie auch in der ästhetischen Medizin zur Behandlung von Cellulite regen Zuspruch. Zur Reduktion dieser Bindegewebsschwäche werden verschiedene Massagegeräte der Endermologie verwendet:

  • Cellu M6: Der Behandlungskopf ist mit zwei voneinander unabhängigen Rollen mit eigenem Kleinmotor zur Behandlung einer Cellulite und weiterer Befunde ausgestattet.
  • Lift 6: Mithilfe von Magnetklappen ist dieses Gerät in der Lage, neben der Unterdruckbehandlung eine leichte Schlagbewegung der Haut zu erreichen.
  • In der Therapie von Sportverletzungen wird häufig der "Huber" verwendet.

Nach der Behandlung

  • Hautpflege: Die behandelten Bereiche sollten sorgfältig gepflegt werden, um Trockenheit und Reizungen zu vermeiden.
  • Flüssigkeitszufuhr: Eine angemessene Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Lymphdrainage und Entgiftungsprozesse.
  • Vermeidung von Sonnenexposition: Direkte Sonneneinstrahlung auf die behandelten Bereiche sollte vermieden werden, um Pigmentierungsstörungen zu verhindern.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Hautirritationen und Rötungen: Unmittelbar nach der Behandlung können leichte Rötungen und Schwellungen auftreten.
  • Hämatome: Insbesondere bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen können Blutergüsse entstehen.

Spätkomplikationen

  • Pigmentierungsstörungen: Bei empfindlicher Haut oder unsachgemäßer Behandlung können Pigmentveränderungen auftreten.
  • Gewebeüberreizung: Bei zu intensiver Behandlung kann es zu einer Überreizung des Bindegewebes kommen.

Ihr Nutzen

Die Endermologie bietet einem Patienten mit ihn beeinträchtigenden Narben die Chance, ihn ohne Einsatz von chemischen Substanzen oder operativen Eingriffen zu therapieren. Als Ergebnisse der Endermologie sind die nachfolgenden zu nennen:

  • ein verbessertes Erscheinungsbild der Haut bei vorliegender Cellulite
  • durch die erhöhte Durchblutung verbesserte Versorgung mit Nähr- und Vitalstoffen (Makro- und Mikronährstoffe) und Entsorgung von "Schlackstoffen"
  • Straffung von Fältchen im Gesicht
  • Kopfschmerzbehandlung durch verbesserten Blutabfluss aus dem Gehirn
  • Narbenmobilisation (Glättung von Narben)
  • Zur Nachbehandlung einer Liposuktion (Fettabsaugung) bei bestehender Cellulite, da diese nach dem operativen Eingriff im Regelfall erhalten bleibt

Literatur

  1. Hoffmann K, Altmeyer P: Ästhetische und plastische Operationen in der Dermatologie. W3I Verlag 2007
  2. Krause-Wloch P: Brandverletzt. Schulz-Kirchner Verlag 2004
  3. Ebelt-Paprotny G: Leitfaden Physiotherapie. Elsevier Verlag 2008
  4. Krutmann J, Diepgen T: Hautalterung: Grundlagen – Prävention – Therapie. Springer Verlag 2008