Minichirurgische Phlebektomie – Miniphlebektomie

Die minichirurgische Phlebektomie (Synonym: Miniphlebektomie) ist ein operatives Verfahren zur Entfernung von Seitenastvarizen (krankhafte Erweiterung von Seitenästen der beiden Stammvenen des oberflächlichen Venensystems). Das Verfahren geht auf den Schweizer Phlebologen („Venenarzt”) Muller zurück und wird aus diesem Grund auch als Phlebektomie nach Muller bezeichnet.

Die Miniphlebektomie ist ein etabliertes Verfahren zur Behandlung von Varizen und kann Ihre ästhetischen Wünsche bei der Behandlung unschöner Krampfadern mehr als erfüllen.

Varizen (lat. varix – Krampfader) sind unregelmäßig geschlängelte, oberflächliche Venen, die an einigen Stellen knotenförmig erweitert sein können. Die Entfernung der Varizen dient der Verhütung von Komplikationen wie der Thrombophlebitis (Entzündung einer oberflächlichen Vene), einer Varizenblutung oder (bei langjährigem Verlauf) einer chronischen venösen Insuffizienz mit venösen Ulzera (Geschwüren). Mit dieser Methode können heute außerdem kleinste Varizen und sogar Besenreiser nach ästhetischen Ansprüchen erfolgreich behandelt werden. Die Miniphlebektomie steht somit in Konkurrenz zu der Sklerosierungstherapie (Verödung von Krampfadern).

Zielsetzung der minichirurgischen Polypektomie

  • Prävention von Komplikationen: Durch die Entfernung der Varizen wird das Risiko von Komplikationen wie Thrombophlebitis, Varizenblutungen und der Entwicklung einer chronischen venösen Insuffizienz mit möglichen venösen Ulzera reduziert.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Die Entfernung von unästhetischen Krampfadern und Besenreisern zielt darauf ab, das Erscheinungsbild und damit das Selbstbewusstsein der Patienten zu verbessern. Dies ist besonders wichtig für Personen, bei denen die Varizen psychosoziale Belastungen verursachen.
  • Schmerzreduktion: Viele Patienten erleben durch die Varizen verursachte Schmerzen, die durch die Minichirurgische Phlebektomie effektiv gelindert werden können. Die Reduktion von Schmerzen führt zu einer besseren Mobilität und Lebensqualität.
  • Ästhetische Verbesserung: Neben den medizinischen Vorteilen spielt die ästhetische Komponente eine wichtige Rolle. Viele Patienten suchen diese Behandlung aufgrund der sichtbaren Verbesserung der Hauterscheinung, was besonders bei sichtbaren Varizen an Beinen der Fall ist.
  • Alternative zu anderen Verfahren: Die minichirurgische Phlebektomie bietet eine alternative oder ergänzende Behandlungsoption zu anderen Verfahren wie der Sklerosierungstherapie. Dies gibt Patienten und Ärzten mehr Flexibilität in der individuellen Behandlungsplanung, basierend auf den spezifischen Bedürfnissen und den anatomischen Gegebenheiten des Patienten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Seitenastvarikosis – Krampfaderbildung in den Seitenästen durch Stauung des Blutes in den Hauptvenen
  • Retikuläre Varikosis – Phlebektasien (gleichmäßige diffuse Weitstellung der Venen ohne Schlängelung) im Unterhautfettgewebe
  • Besenreiservarikosis – kleine rötlich-bläuliche Äderchen, die meist das erste Anzeichen einer Venenerkrankung darstellen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Patienten mit fortgeschrittener pAVK sind aufgrund der eingeschränkten arteriellen Durchblutung nicht geeignet für dieses Verfahren.
  • Tiefe Venenthrombose (TVT) oder Thrombophlebitis: Bei bestehender tiefer Venenthrombose oder Thrombophlebitis (Entzündung oberflächlich gelegener (epifaszialer) Venen mit sekundärer Ausbildung von Thrombosen) ist die minichirurgische Phlebektomie kontraindiziert, da sie das Risiko für Embolien erhöhen könnte.
  • Unkontrollierte systemische Erkrankungen: Patienten mit schweren, unkontrollierten Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, schwerem Diabetes mellitus oder anderen Zuständen, die die Wundheilung beeinträchtigen könnten, sollten mit Vorsicht behandelt werden.
  • Schwere Infektionen: Akute oder schwere Infektionen, besonders im Bereich der zu behandelnden Venen, stellen eine Kontraindikation dar.
  • Unverträglichkeit gegenüber Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel): Da das Verfahren in der Regel unter Lokalanästhesie durchgeführt wird, sind Patienten mit einer bekannten Unverträglichkeit gegen Lokalanästhetika nicht geeignet.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft wird die minichirurgische Phlebektomie in der Regel nicht empfohlen.
  • Unfähigkeit zur postoperativen Mobilisation: Die sofortige Mobilisation nach der Operation ist wichtig für den Heilungsprozess. Patienten, die sich nicht bewegen können oder bettlägerig sind, sind daher keine guten Kandidaten für dieses Verfahren.
  • Schwere psychische Erkrankungen: Bei Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen sollte die Eignung für die minichirurgische Phlebektomie sorgfältig abgewogen werden.

Vor der Operation

Vor der Operation sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden.
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.

Des Weiteren sollten Sie vor der Operation für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.

Das Operationsverfahren

Die zu entfernenden Varizen werden nach einer gründlichen Rasur am stehenden Patienten sorgfältig mit einem Stift markiert. Für die Operation wird ein Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel, das lokal gespritzt wird) appliziert. Das Operationsgebiet wird desinfiziert und steril abgedeckt. An den markierten Stellen setzt der Operateur nun kleine Stichinzisionen (1 bis 2 mm lange Einstiche (Stichinzisionen) mithilfe eines mikrochirurgischen Instrumentariums) und sucht die Krampfadern mit kleinen Häkchen oder einer Moskito-Klemme (chirurgische Gefäßklemme, die zur Blutstillung und als Haltevorrichtung benutzt wird) auf. Dabei können unterschiedliche chirurgische Instrumentarien Verwendung finden (z. B. nach Varady oder Oesch). Die Varizen werden dann herausgezogen und extrahiert (entfernt).

Im Anschluss werden die Wunden entweder durch Hautkleber oder durch einen Pflasterverband versorgt. Nach Anlage eines Kompressionsverbandes (Druckverband) bzw. eines Kompressionstrumpfes (Thrombosestrumpf), ist es dem Patienten möglich, sich wie gewohnt frei zu bewegen. 

Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)
Operationsdauer: 1-2 Stunden

Nach der Operation

Der Patient sollte den Kompressionsverband postoperativ ca. 2 Wochen tragen. Ein Verbandswechsel erfolgt in der Regel am 2-4 Tag nach dem Eingriff.

Mögliche Komplikationen

  • Blaue Flecken auf der Haut; Schwellungen, Spannungsgefühl und Druckgefühl in den Beinen, evtl. auch Empfindungsstörungen. Diese verschwinden im Regelfall nach einigen Tagen.
  • Verletzung von Hautnerven; diese führt dann zu einer Parästhesie (Taubheitsgefühl); in seltenen Fälle auch dauerhafte Schmerzen aufgrund eines Neuroms, das ist eine gutartige Knotenbildung, die nach Durchtrennung eines peripheren Nervs (Neurektomie) an der Stelle des Defekts entstehen kann
  • Stärke Schmerzen, als Zeichen einer Durchblutungsstörung (hier ist eine umgehende Kontrolluntersuchung erforderlich)
  • Wundheilungsstörungen (selten)
  • Infektionen (selten)
  • Vorübergehende Schwellungen, Spannungsgefühl und Druckgefühl in den Beinen kann durch einen Lymphstau und/oder Hämatom (Bluterguss) entstehen. Dieses ist durch eine Kompressionstherapie (z. B. Kompressionstrümpfe) gut behandelbar:
    Sollte es zu chronischen Lymphstauungen kommen, ist ggf. eine Lymphdrainage erforderlich.
  • Wie nach jedem operativen Eingriff kann es zu einer Thrombose (Bildung eines Blutgerinnsels) kommen, mit der möglichen Folge einer Embolie (Verschluss eines Blutgefäßes) und damit einer Lungenembolie (Lebensgefahr). Eine Thromboseprophylaxe führt zu einer Risikoreduktion.
  • Durch die Verwendung von elektrischen Geräten (z. B. Elektrokoagulation) kann es zu Kriechströmen kommen, die zu Haut- und Gewebeschäden führen können.
  • Durch die Lagerung auf dem Operationstisch kann es zu Lagerungsschäden (z. B. Druckschäden an Weichteilen oder auch an Nerven, mit der Folge von Empfindungsstörungen kommen; in seltenen Fällen dadurch auch zu Lähmungen des betroffenen Gliedes).
  • Bei Überempfindlichkeit bzw. Allergien (z. B. Betäubungs-/Narkosemittel, Medikamente etc.) kann es vorübergehend zu folgenden Beschwerden kommen: Schwellung, Hautausschlag, Juckreiz, Niesen, tränende Augen (Augentränen), Schwindel oder Erbrechen.
  • Schwere lebensbedrohliche Komplikationen betreffend Herz, Kreislauf, Atmung etc. sind sehr selten. Ebenso sind bleibende Schäden (z. B. Lähmungen) und lebensbedrohende Komplikationen (z. B. Sepsis) sehr selten.

Literatur

  1. Hach W: Venenchirurgie: Leitfaden für Gefäßchirurgen, Angiologen, Dermatologen und Phlebologen. Schattauer Verlag 2007
  2. Petres J, Rompel R: Operative Dermatologie: Lehrbuch und Atlas. Springer Verlag 2006

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). (AWMF-Registernummer: 037 - 005), Dezember 2018 Langfassung