Unsichtbare Zahnkorrektur (Invisalign®)
Bei der Invisalign®-Technik (Synonym: unsichtbare Zahnkorrektur) handelt es sich um ein kieferorthopädisches Verfahren zur Beseitigung von Zahnfehlstellungen mithilfe einer Serie von herausnehmbaren transparenten Kunststoffschienen, den sogenannten Alignern.
Jeder Aligner hat eine Tragezeit von 14 Tagen. Mit jedem Aligner ändern sich Stärke und Richtung der auf die Zähne wirkenden Kräfte minimal, sodass ein Hinführen auf das Behandlungsziel in vielen kleinen Einzelschritten erfolgt. Je nach Schweregrad der zu behandelnden Fehlstellung ergibt sich ein Bedarf von 10 bis 50 Schienen. Die Schienen müssen täglich mindestens 22 Stunden lang getragen werden, Ausnahmen sind also nur die Mahlzeiten nebst intensiver Mundhygiene und besondere Anlässe. Die Behandlungsdauer überstreckt sich über 9 bis 18 Monate.
Zielsetzung der Invisalign®-Technik
- Korrektur von Zahnfehlstellungen: Die Invisalign®-Technik zielt darauf ab, Zahnfehlstellungen zu beseitigen und die Zahnstellung zu korrigieren, um ein ästhetisch ansprechendes und funktionell optimales Gebiss zu erreichen.
- Transparente und unauffällige Korrektur: Durch die Verwendung transparenter Kunststoffschienen (Aligner) bietet die Invisalign®-Technik eine unauffällige Alternative zur herkömmlichen kieferorthopädischen Behandlung mit festsitzenden Apparaturen wie Zahnspangen.
- Verbesserung der Mundhygiene und Phonetik: Die herausnehmbaren Aligner ermöglichen eine uneingeschränkte Mundhygiene und beeinträchtigen die Phonetik des Patienten im Vergleich zu festsitzenden Apparaturen weniger, was den Komfort während der Behandlung erhöht.
- Schrittweise und gezielte Behandlung: Die Behandlung mit Invisalign® erfolgt in kleinen Schritten, wobei sich mit jedem Aligner die Stärke und Richtung der auf die Zähne wirkenden Kräfte minimal ändern, um das angestrebte Behandlungsziel zu erreichen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Die großen Vorteile der Therapie mit Alignern bestehen in der uneingeschränkt möglichen Mundhygiene und in der Tatsache, dass sie fast unsichtbar sind. Auch die Phonetik (Lautbildung) ist vergleichsweise unproblematisch; somit stellt die Invisalign®-Technik eine Bereicherung für das kieferorthopädische Behandlungsspektrum bezüglich der Berufsgruppen dar, die ästhetisch und phonetisch besondere Ansprüche haben. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass sich das anfängliche Tragen für den Patienten im Vergleich zu festsitzenden Apparaturen weniger unangenehm gestaltet.
Als nachteilig ist anzusehen, dass Schienen bezüglich des Kraftansatzes am Zahn prinzipiell nicht die gleiche Möglichkeit haben wie festsitzend arbeitende kieferorthopädische Techniken. Wo nötig, müssen deshalb zusätzliche Attachments (Befestigungen) wie z. B. auf dem Zahn mit Komposit-Technik adhäsiv befestigte Knöpfe verwendet werden, um einen Zahn räumlich zu bewegen, also nicht nur zweidimensional zu kippen. Letztlich ist auch die Kombination mit festsitzenden Apparaturen möglich, wodurch sich das Indikationsspektrum nahezu beliebig erweitern lässt.
Die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten bewegt sich zwischen einfachen (10 bis 20 Aligner) und ausgeprägten (20-50 Aligner) Zahnstellungskorrekturen. Letztere können z. B. nach Zahnextraktionen (Zahnentfernungen) nötig werden.
Der Haupteinsatzbereich liegt bei folgendem Korrekturbedarf, wobei eine stabile neutrale Interkuspidation (Vielpunktkontakt zwischen Ober- und Unterkieferzähnen) vorausgesetzt wird:
- Mittelgradiger Engstand der Frontzähne
- Mittelgradiger Lückenstand der Frontzähne
- Protrusion der Frontzähne (Zahnkronen sind zur Lippe hin gekippt)
- Retrusion der Frontzähne (Zahnkronen sind zur Mundhöhle hin gekippt)
- Geringgradige Intrusion (Zähne sind in den Kiefer versenkt)
- Geringgradige Extrusion (Zähne sind verlängert): hier werden zusätzlich die oben erwähnten Attachments verwendet
Eine nur bedingte Verwendungsmöglichkeit bietet sich bei folgenden Korrekturerfordernissen, sofern nicht weitere kieferorthopädische Hilfsmittel eingesetzt werden sollen:
- Aufhebung von Torsionen (Drehung um die Längsachse) der Eckzähne oder Prämolaren (vorderen Backenzähne);
- Lückenschluss z. B. nach systematischer symmetrischer Extraktion der ersten Prämolaren (Entfernung der ersten vorderen Backenzähne);
- Zahnretentionen (im Knochen über ihre natürliche Durchbruchszeit hinaus verbliebene Zähne).
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Diskussion der Situationen oder Bedingungen, bei denen die Verwendung von Invisalign® nicht empfohlen oder weniger effektiv ist. Dazu könnten spezifische zahnmedizinische oder allgemeinmedizinische Zustände gehören, die die Anwendung von Invisalign® erschweren oder unmöglich machen.
Vor der Behandlung
- Beschreibung der notwendigen Schritte und Untersuchungen, die vor Beginn einer Invisalign®-Behandlung durchgeführt werden müssen. Hierzu zählen möglicherweise zahnärztliche Untersuchungen, Reinigung, die Erhebung des dentalen Gesundheitszustands und die Diskussion der Behandlungsziele und -erwartungen mit dem Patienten.
Das Verfahren
- Erstellen des Befundes über die vorliegende Zahnfehlstellung und Planung der Behandlung durch den Kieferorthopäden
- Abformungen von Ober- und Unterkiefer mit einem additionsvernetzenden Silikon (schrumpfungsfreies Abformmaterial)
- Bissnahme zur Übertragung der Lagebeziehung zwischen Ober- und Unterkiefer
- Scannen der Abformungen
- computergestützte 3D-Simulation der geplanten Zahnstellungskorrekturen
- Herstellung der Schienenserie durch die Firma Invisalign® Technology auf Basis der vom Kieferorthopäden eingesandten Planungsunterlagen
- Einsetzen des ersten Aligners am Patienten, Anweisungen zum Trageverhalten
- Regelmäßige Verlaufskontrollen
Nach der Behandlung
- Anweisungen zur Pflege der Aligner, zur Mundhygiene und zu eventuellen Änderungen im Lebensstil oder in der Ernährung.
Mögliche Komplikationen
Frühe Komplikationen
- Anpassungsprobleme: Schwierigkeiten bei der Gewöhnung an das Tragen der Aligner, insbesondere in den ersten Tagen der Behandlung.
- Mundreizungen: Reizungen im Mundbereich durch die Ränder der Aligner.
- Sprachschwierigkeiten: Vorübergehende Beeinträchtigung der Aussprache, während sich der Patient an die Aligner gewöhnt.
- Druckgefühl: Unbehagen oder Druckgefühl, das durch die Bewegung der Zähne entsteht.
- Allergische Reaktionen: Selten, aber mögliche allergische Reaktionen auf das Material der Aligner.
Späte Komplikationen
- Bewegung der Zähne: Unzureichende oder ungleichmäßige Bewegung der Zähne, die zu einer Anpassung des Behandlungsplans führen könnte.
- Zahnwurzelresorption: Seltenes Risiko der Zahnwurzelresorption durch den Druck der Aligner.
- Kiefergelenksprobleme: Potenzielle Probleme mit dem Kiefergelenk, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Kiefergelenksstörungen.
- Rezidiv: Möglichkeit eines Rückfalls, insbesondere wenn die Nachsorgeanweisungen (wie das Tragen von Retainern) nicht befolgt werden.
- Langfristige Mundhygiene: Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung guter Mundhygiene über längere Behandlungszeiträume hinweg, was zu Karies oder Parodontitis führen kann.
Die Invisalign®-Technik stellt eine moderne und patientenfreundliche Alternative in der Kieferorthopädie dar, die Ästhetik und Komfort vereint. Wichtig ist, dass Patienten ihre Entscheidung für diese Behandlung nach sorgfältiger Beratung mit einem qualifizierten Fachmann und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse treffen. Mit angemessener Vorbereitung und Pflege kann Invisalign® maßgeblich zur Verbesserung des Selbstvertrauens und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen, indem es ein harmonisches und strahlendes Lächeln ermöglicht.
INVISALIGN ist eine eingetragene Marke der Align Technology, Inc.
Literatur
- Göz G: Stellungnahme der DGKFO zur Behandlung mit Aligner. DGKFO 01/2010
- Miller KB, McGorray SP, Womack R, Quintero JC, Perelmuter M, Gibson J, Dolan TA, Wheeler TT: A comparison of treatment impacts between Invisalign aligner and fixed appliance therapy during the first week of treatment. AJO-DO 03/2007