Verstopfung (Obstipation) – Einleitung

Obstipation – umgangssprachlich Verstopfung genannt – bezeichnet die erschwerte, zu seltene oder unvollständige Defäkation (Stuhlgang). Sie wird definiert als niedrige Stuhlfrequenz mit weniger als 3 Stuhlgängen pro Woche.

Synonyme und ICD-10: Konstipation; Koprostase; Obstructio alvi; Retentio alvi; constipation; ICD-10-GM K59.0-: Obstipation

Die normale Stuhlfrequenz variiert bei Gesunden zwischen 3 Stuhlentleerungen pro Tag und 3 pro Woche. Neben der Häufigkeit ist auch die Beschaffenheit des Stuhls von Bedeutung, da zu fester Stuhl durch starkes Pressen beispielsweise Hämorrhoiden verursachen kann.

Formen der Obstipation

Akute und chronische Obstipation

  • Akute Obstipation: Plötzlich auftretend, meist durch kurzfristige Veränderungen der Ernährung oder des Lebensstils.
  • Chronische Obstipation: Länger als drei Monate bestehend, oft mit wiederkehrenden Symptomen.

Kologene und anorektale Obstipation

  • Kologene Obstipation: Betrifft den Dickdarm. Ursächlich ist eine verringerte Beweglichkeit des Darms, sodass der Darminhalt nur langsam vorwärts bewegt wird.
  • Anorektale Obstipation: Betrifft den Enddarm und den After. Form der chronischen Verstopfung, die auf Veränderungen oder Störungen im Bereich des Enddarms und des Afters zurückgeführt wird.

Primäre (funktionelle) versus sekundäre Obstipation

  • Primäre Obstipation: Keine klare Ursache ermittelbar, oft funktionell bedingt.
  • Sekundäre Obstipation: Bedingt durch spezifische Ursachen wie Erkrankungen, Medikamente oder anatomische Anomalien.

Die primäre (funktionelle) Obstipation wird anhand der Rome-IV-Kriterien charakterisiert [1].

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 2.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend mit zunehmendem Alter auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Über 60-Jährige: 20-30 % in Deutschland.
  • Längerfristig betroffene Frauen: 15 %, Männer: 5 %.
  • Pflegeheimbewohner: Prävalenz bis zu 88 %.
  • Eine Stuhlfrequenz < 3 Stuhlentleerungen/Woche wird bei etwa 4 %, weniger als 2 Stuhlgänge/Woche bei 1-2 % der Bevölkerung beobachtet.
  • In Afrika ist die Obstipation seltener.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf der Erkrankung hängt von der Ursache ab. Bei ernährungsbedingter Obstipation kann eine schnelle Besserung durch einfache Maßnahmen wie eine ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Aktivität erreicht werden.

Prognose

  • Ernährungsabhängige Obstipation: Meist schnelle Besserung durch Anpassung der Ernährung und des Lebensstils.
  • Chronische Obstipation: Kann persistieren und erfordert möglicherweise eine langfristige Therapie. Eine Pharmakotherapie (z. B. der Einsatz von Laxantien) sollte nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
  • Sekundäre Obstipation: Die Prognose hängt von der Behandlung der zugrunde liegenden Ursache ab.

Literatur

  1. Drossman DA, Hasler WL: Rome IV – Functional GI Disorders: Disorders of Gut-Brain InteractionGastroenterology. 2016;150(6):1257-1261. doi: 10.1053/j.gastro.2016.03.035

Leitlinien

  1. Drossman DA, Hasler WL: Rome IV – Functional GI Disorders: Disorders of Gut-Brain InteractionGastroenterology. 2016;150(6):1257-1261. doi: 10.1053/j.gastro.2016.03.035
  2. S3-Leitlinie: Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. (AWMF-Registernummer: 128 - 001OL), September 2019 Kurzfassung Langfassung
  3. S2k-Leitlinie: Chronische Obstipation. (AWMF-Registernummer: 021-019), April 2022 Langfassung
  4. S2k-Leitlinie: Funktionelle (nicht-organische) Obstipation und Stuhlinkontinenz im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 068 - 019), April 2022 Langfassung