Toxoplasmose-Test
Bei der Toxoplasmose handelt es sich um eine Infektionserkrankung, die durch das zu den Protozoen (Urtierchen) zählende Toxoplasma gondii verursacht wird.
Toxoplasmose ist weltweit verbreitet. In Deutschland beträgt die Durchseuchung bei den älteren Personen bis zu 70 %.
Ist ein Patient einmal infiziert, bleibt dieser ein Leben lang infiziert, d.h. jederzeit ist eine Reaktivierung (d. h. ein erneuter Ausbruch der Erkrankung) möglich.
Die Inkubationszeit (Zeitraum zwischen dem Eindringen des Krankheitserregers in den Körper und dem Auftreten der ersten Symptome, d.h. dem Ausbruch der Krankheit) beträgt zwei bis drei Wochen.
Ursache
Die Toxoplasmose-Infektion wird durch den Erreger Toxoplasma gondii verursacht, der durch eierausscheidende Katzen und bei dem Verzehr von infiziertem, rohem Fleisch und ungewaschenem, ungekochtem Gemüse übertragen werden kann.
Der Hauptwirt des Erregers ist die Katze, der Mensch ist lediglich ein Nebenwirt.
Die Infektion findet üblicherweise über die Aufnahme von kontaminierter Nahrung oder Erde, beispielsweise bei der Gartenarbeit, oder diaplazentar, das heißt, von der Mutter über die Plazenta (Mutterkuchen) auf das ungeborene Kind, statt. Daneben besteht die geringe Gefahr, sich bei Bluttransfusionen und Organtransplantationen mit dem Erreger zu infizieren.
Findet die Erstinfektion der Mutter während der Schwangerschaft statt und wird das Kind ebenfalls infiziert, können folgende Komplikationen für das Kind auftreten:
- Chorioretinitis (Entzündung der Aderhaut (Chorioidea) und der Netzhaut (Retina) des Auges)
- Hydrocephalus (Wasserkopf)
- Hepatomegalie (Lebervergrößerung)
- Im schlimmsten Fall kann das Kind schon vor der Geburt sterben.
Hat die Mutter bereits die Infektion vor der Schwangerschaft (serologischer Nachweis/Blutuntersuchung), besteht für das Kind kein Risiko mehr.
Labordiagnostik
In folgenden Fällen ist der Toxoplasmose-Test erforderlich:
- Vor einer geplanten Schwangerschaft sollten folgende Frauen untersucht werden [1]:
- mit Sterilität und Kinderwunsch
- mit belasteter Schwangerschafts- oder Geburtsanamnese
- ohne bekannten Immunstatus
- Während einer Schwangerschaft sollten folgende Frauen untersucht werden:
- ohne bekannten Immunstatus
- nach Sterilitätsbehandlung bzw. mit belasteter Schwangerschafts- oder Geburtsanamnese
- ohne Immunität nach Sterilitätsbehandlung bzw. mit belasteter Schwangerschafts- oder Geburtsanamnese
- unabhängig davon ist die Untersuchung bei schwangeren Frauen mit unbekanntem Immunstatus bzw. fehlender Immunität anzustreben.
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild
- Differentialblutbild
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein)
- Direkter mikroskopischer Nachweis des Erregers im Blut
- Toxoplasma gondii-Antikörper-Nachweis (IgM-/IgG-Nachweis in der Immunfluoreszenz)
- PCR (Polymerase Kettenreaktion) zum Direktnachweis des Parasiten – bei Patienten mit Immunsuppression
Bei Schwangeren sollte 14 Tage nach einem positiven IgM-Test erneut serologisch untersucht werden.
Bei Schwangeren ohne Immunität sind wiederholte Teste möglichst im Abstand von acht, zumindest aber nicht größer als zwölf Wochen bis zum Ende der Schwangerschaft durchzuführen, um eine späte Serokonversion im letzten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) nicht zu übersehen.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Toxoplasma gondii-DNA-Nachweis
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin
- Nierenparameter – Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure
- Liquorpunktion (Entnahme von Nervenwasser durch Punktion des Rückenmarkskanals) zur Liquordiagnostik – bei Beteiligung des zentralen Nervensystems
- TPHA-Suchtest – bei Verdacht auf eine Syphilis (Lues)
- HIV-Antikörper-Suchtest
- EBV-Antikörper-Test – bei Verdacht auf eine Epstein-Barr-Infektion
- Röteln-Antikörper-Test
- Tuberkulin-Test oder Test auf säurefeste Stäbchen – bei Verdacht auf Tuberkulose
- Blutuntersuchungen auf Erreger wie Histoplasmose, Herpes simplex-Virus oder Varicella-Zoster-Virus
Interpretation
Toxoplasma gondii-IgG | Toxoplasma gondii-IgM | Ergebnisse, sprechen i. d. R. für folgenden Infektionsstatus |
Niedrig | Niedrig | Nicht relevante, inaktive Infektion |
Hoch | Niedrig | Abklingende Infektion |
Hoch | Hoch | Kürzlich stattgefundene Infektion |
Niedrig | Hoch | Akute Infektion |
Literatur
- Merkblatt für Ärzte: Toxoplasmose bei Mutter und Kind – Erkennung, Behandlung und Verhütung. PMID:28246719. doi: 10.1007/s001030050168
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung