Karies – Klassifikation
Einteilung nach ICD-10-GM Code 2013:
- ICD-10-GM K02.- Zahnkaries
- ICD-10-GM K02.0 Karies, auf den Zahnschmelz begrenzt
- Inkl.: Opake Flecken, White Spots, [Initiale Karies]
- ICD-10-GM K02.1 Karies des Dentins (Zahnbein)
- ICD-10-GM K02.2 Karies des Zements
- ICD-10-GM K02.3 Kariesmarke
- ICD-10-GM K02.4 Odontoklasie
- Inkl.: Infantile Melanodontie, Melanodontoklasie
- Exkl.: interne und externe Resorption (ICD-10-GM K03.3: Pathologische Zahnresorption)
- ICD-10-GM K02.5 Karies mit freiliegender Pulpa
- ICD-10-GM K02.8 Sonstige Karies
- ICD-10-GM K02.9 Karies, nicht näher bezeichnet
WHO-System der Kariesklassifikation:
Einteilung | Kriterien |
D1 | Klinisch erkennbare Schmelzläsion mit intakter Oberfläche |
D2 | Klinisch erkennbare Schmelzkavitation |
D3 | Klinisch erkennbare Dentinkavitation |
D4 | Läsion mit Pulpabeteiligung |
Einteilung nach radiologischer Kariestiefe:
Einteilung | Kriterien |
E0 / S0 | nicht sichtbar |
E1 / S1 | in der äußeren Schmelzhälfte |
E2 / S2 | in der inneren Schmelzhälfte |
D1 | im äußeren Dentindrittel |
D2 | im mittleren Dentindrittel |
D3 | im pulpanahen Dentindrittel |
Legende: E = enamel (engl.: Schmelz); S = Schmelz; D = Dentin
Einteilung nach befallener Zahnhartsubstanz [4]:
I. Schmelzkaries: Histologische Zonen von außen nach innen:
- Oberflächenschicht
- Läsionskörper – Läsionszentrum, Zone des größten Mineralverlustes
- Dunkle Zone
- Transluzente Zone – Zone der fortschreitenden Demineralisation
II. Dentinkaries: Histologische Zonen von außen nach innen:
- Zone der Nekrose – bestehend aus erweichtem Dentin, Mikroorganismen, deren Enzymen und Stoffwechselprodukten
- Zone der Penetration – Invasion v. a. grampositiver Mikroorganismen, so z. B. Laktobazillen, in die Dentinkanälchen
- Zone der Demineralisation – Entkalkung und somit Erweichung des intertubulären Dentins
- "dead tract" – keine Odontoblastenfortsätze, somit keine Kommunikation mit der Pulpa
- Zone der Sklerose – Obliteration (Verschluss) der Dentinkanälchen als Schutzmechanismus
- Reaktionsdentin – Ausbildung von Tertiärdentin an der Pulpa-Dentin-Grenze
III. Wurzelkaries (Zementkaries)
Verlaufsentsprechende Einteilung in Stadien:
Stadium | Synonyme | Kriterien |
Initialkaries | Karies im Frühstadium |
|
Caries superficialis | Superfizielle Karies | Schmelzkaries |
Caries media | Dentinkaries | |
Caries profunda | tiefe Karies | Karies bis ins pulpanahe Dentin |
Caries profunda complicata | Caries penetrans | kariesbedingte Eröffnung der Pulpa |
Einteilung nach der Karieslokalisation:
- Fissurenkaries – Karies in Grübchen und Fissuren
- Glattflächenkaries
- Approximalkaries – Karies an den Kontaktflächen benachbarter Zähne
- Zahnhalskaries
- Wurzelkaries
Einteilung nach Kariesaktivität:
- Arretierte Karies – Kariesmarke, arrested caries, Caries sicca (trockene Karies), inaktive Karies, stationäre Karies, ruhende Kariesläsion, Caries chronica (chronische Karies), zum Stillstand gekommene Karies
- Aktive Karies – Progrediente Karies, schnell fortschreitende Karies, Caries florida (floride Karies)
Graduierung bei der visuellen Kariesdiagnostik in der Fissur (nach Ekstrand 2004)
Grad | Klinischer Befund | Histologie | Infektionsgrad der Schmelz-Dentin-Grenze |
0 | Keine oder geringe Veränderung der Schmelztransluzenz nach Trocknung > 5 sec. mit dem Luftbläser | Keine oder sehr oberflächliche Demineralisation | - |
1 | Opazität / kaum sichtbare Verfärbung, nach Trocknung deutlich hervortretend | Schmelzdemineralisation begrenzt auf die äußere Schmelzhälfte | - |
1a | weiß: Hinweis auf aktive Läsion | - | |
1b | braun: Hinweis auf arretierte Läsion | - | |
2 | Opazität / Verfärbung ohne Trocknung deutlich sichtbar | Demineralisation, die 50 % des Schmelzes und bis zu ein Drittel des Dentins betreffen kann | leicht |
2a | weiß: aktive Läsion | ||
2b | braun: arretierte Läsion | ||
3 | Lokalisierter Schmelzeinbruch im opak veränderten oder verfärbten Schmelz und / oder graue Verfärbung ausgehend vom darunter liegenden Dentin | Demineralisation bis ins mittlere Dentindrittel | moderat |
4 | Kavitätenbildung im opaken oder verfärbten Schmelz mit Dentinfreilegung | Demineralisation bis ins innere Dentindrittel | stark |
Besondere Kariesformen
- Sekundärkaries – neu entstandene Karies, meist im Randbereich von Restaurationen (an Füllungsrändern)
- Kariesrezidiv – Rezidivkaries; Progredienz oder Exazerbation (Fortschreiten oder Wiederaufflammen) einer bereits bestehenden Karies z. B. unter Restaurationen (Füllungen)
- Strahlenkaries – radiogene Karies; nach radiologischer Therapie
- Kleinkindkaries (Early Childhood Caries, ECC, frühe Milchzahnkaries) – die erste Dentition (das Milchgebiss) betreffend:
- Typ I – mild bis moderat: isolierte kariöse Läsionen Milchmolaren oder Inzisiven (Backen- und Schneidezähne)
- Typ II – moderat bis schwer: Oberkiefer-Inzisivi (Schneidezähne) weisen labial und lingual (auf der Lippen- und Zungenfläche) Läsionen auf. Auch Milchmolaren können betroffen sein. Die Unterkiefer-Frontzähne sind nicht einbezogen.
- Typ III – schwer: schnell progrediente (fortschreitende) Karies an fast allen Milchzähnen einschließlich der Unterkiefer-Front auch an atypischen Zahnflächen
Literatur
- Hellwig E, Klimek J, Attin T: Einführung in die Zahnerhaltung. Prüfungswissen Kariologie, Endodontologie und Parodontologie. Deutscher Zahnärzte Verlag 2013: 15 ff
- Garg N, Garg A: Textbook of Operative Dentistry. J.P. Medical Ltd. 2013: 59 ff
- Ott RW, Bumann A: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Georg Thieme Verlag 2003: 114 f
- Schroeder: Orale Strukturbiologie. Georg Thieme Verlag 1991