Oxyvenierung

Bei der Oxyvenierung nach Regelsberger (Synonyme: intravenöse Sauerstoffinsufflation, Sauerstoff-Infusions-Therapie (SIT), Komplexe intravenöse Sauerstofftherapie (KIS)) handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der Naturheilkunde, welches primär zur Behandlung von Durchblutungsstörungen eingesetzt werden kann. Im Rahmen der Oxyvenierung erfolgt die intravenöse Applikation (Verabreichen über die Vene) von Sauerstoff, die zu diversen Veränderungen der Eigenschaften des Blutes führen kann.

Ziel der Oxyvenierung ist die Anregung des Körpers zur Bildung vasodilatativ (gefäßerweiternd) und antiinflammatorisch (entzündungshemmenden) wirksamer Mediatoren. Über diese Mediatoren soll des Weiteren eine Behandlung bestehender Ödeme (überflüssige Gewebeflüssigkeit) ermöglicht werden. Außerdem können die freigesetzten Mediatoren die Thrombogenität der Thrombozyten (Verklebungsfähigkeit der Blutplättchen) vermindern, sodass das Auftreten einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT) seltener wird. Des Weiteren führt die Oxyvenierung zu einer verbesserten Immunabwehr, die auf einer Mehrbildung von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) beruht. Bei den Leukozyten handelt es sich hauptsächlich um eosinophile Granulozyten.

Zielsetzung und Wirkungsweise der Oxyvenierung nach Regelsberger

Zielsetzung

Die Oxyvenierung nach Regelsberger ist ein therapeutisches Verfahren, das primär zur Behandlung von Durchblutungsstörungen und zur Entlastung entzündlicher Prozesse entwickelt wurde. Die Hauptziele dieser Therapie sind:

  • Verbesserung der Durchblutung: Durch die intravenöse Verabreichung von Sauerstoff wird die Blutzirkulation angeregt, was insbesondere bei peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (pAVK) und anderen Durchblutungsstörungen hilfreich ist.
  • Reduzierung von Entzündungen: Der Sauerstoff wirkt antiinflammatorisch und unterstützt die Behandlung entzündlicher Erkrankungen.
  • Verminderung der Thrombogenität: Die Therapie kann die Verklumpungsfähigkeit der Blutplättchen reduzieren, wodurch das Risiko von tiefen Venenthrombosen sinkt.
  • Stärkung der Immunabwehr: Durch die Stimulierung der Produktion von weißen Blutkörperchen, insbesondere der eosinophilen Granulozyten, wird das Immunsystem unterstützt.

Wirkungsweise

Die Oxyvenierung basiert auf der intravenösen Gabe von reinem Sauerstoff, was zu folgenden physiologischen Veränderungen führt:

  • Vasodilatation: Der Sauerstoff bewirkt eine Erweiterung der Blutgefäße, was zu einer verbesserten Durchblutung führt.
  • Freisetzung von Mediatoren: Die Behandlung regt den Körper zur Bildung gefäßerweiternder und entzündungshemmender Mediatoren an.
  • Steigerung der Leukozytenproduktion: Dies verbessert die Immunabwehr und beschleunigt Heilungsprozesse.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Allergisch-entzündliche Erkrankungen
  • Glaukom (Grüner Star)
  • Durchblutungsstörung des Innenohrs − bei einem erfolgten Hörsturz oder vaskulär (gefäßabhängig) bedingten Ohrgeräuschen lässt sich die Oxyvenierung zur Therapie einsetzen.
  • Ödeme − die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe kann verschiedenste Ursachen haben. Ödeme lassen sich durch die Oxyvenierung größtenteils gut behandeln.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) − bei einer vorliegenden Durchblutungsstörung der Beine (intermittierendes Hinken, Raucherbein, Schaufensterkrankheit) kann die Oxyvenierung zur Therapie eingesetzt werden, indem es durch die Vasodilatation (Gefäßerweiterung) die Sauerstoffversorgung der Muskulatur verbessert. 
  • Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwüre) − bei einer Gefäßerkrankung der Venen kann es zu massiven Schädigungen der Weichteile kommen, die als Ulzera besonders an Stellen mit einem hohen Blutdruck auftreten.
  • Koronare Herzkrankheit (KHK) − beim Vorliegen einer koronaren Herzkrankheit kann die Oxyvenierung zusätzlich zu medikamentösen Therapiestrategien und einer Lebensstiländerung (mehr Sport, gesunde Ernährung) eingesetzt werden. Im Akutfall ist jedoch auf die Anwendung der Oxyvenierung zu verzichten und stattdessen unverzüglich eine Notfallbehandlung durchzuführen.
  • Zerebrale arterielle Verschlusskrankheit − Durchblutungsstörung des Gehirns können intermittierend auftreten und weisen auf das erhöhte Risiko hin, einen Apoplex erleiden zu können. Beim Auftreten zerebral bedingter Symptome muss jedoch zuvor eine sensitive Bildgebung wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen, bevor über therapeutische Maßnahmen entschieden werden kann.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Fieber
  • Exazerbationen (Verschlimmerung) chronischer und subchronischer Entzündungsprozesse
  • Akute Erkrankungen des Herzkreislaufsystems wie beispielsweise ein Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder Hirninfarkt, aber auch bei Auftreten einer Lungenembolie oder Massenblutung im ZNS sind, andere therapeutische Maßnahmen zu wählen. 
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Zerebrale und abdominelle Krampfanfälle
  • Anomalien des Herzens und des Kreislaufsystems

Vor der Therapie

  • Medikamentenüberprüfung: Absetzen oder Anpassen von Medikamenten wie Gerinnungshemmern (z. B. Ibuprofen, ASS) und Cortison auf ärztlichen Rat, um den Therapieerfolg nicht zu beeinträchtigen.
  • Berücksichtigung von Antioxidantien: Einschränkung von Antioxidantien wie Vitamin C, da diese den Effekt der Oxyvenierung beeinflussen können.
  • Patientenaufklärung: Detaillierte Information über den Prozess, Ziele und mögliche Empfindungen während der Therapie.
  • Gesundheitliche Einschätzung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands des Patienten, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen vorliegen.

Das Verfahren

Die Oxyvenierung nach Regelsberger ist ein spezialisiertes therapeutisches Verfahren, das auf der Verabreichung von reinem Sauerstoff direkt in das venöse Blutsystem basiert. Dieses Verfahren wird in mehreren Schritten durchgeführt:

  • Vorbereitung des Patienten: Der Patient wird in eine bequeme, liegende Position gebracht. Dies dient der Entspannung und Sicherheit während der Behandlung.
  • Einrichtung des Oxyven-Gerätes: Ein spezielles Oxyven-Gerät wird für die Sauerstoffapplikation vorbereitet. Das Gerät reguliert die Menge und den Fluss des Sauerstoffs, um eine präzise und sichere Verabreichung zu gewährleisten.
  • Intravenöse Sauerstoffzufuhr: Der Sauerstoff wird durch eine intravenöse (IV) Leitung direkt in das venöse System eingeleitet. Die Dosierung erfolgt sehr sorgfältig, wobei in der Regel 1-2 ml Sauerstoff pro Minute verabreicht werden. Diese niedrige Dosierung ist entscheidend, um die Sicherheit des Verfahrens zu gewährleisten und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.
  • Überwachung während der Behandlung: Während der Sauerstoffgabe wird der Patient kontinuierlich überwacht. Dies umfasst die Beobachtung von Vitalzeichen wie Herzfrequenz und Blutdruck sowie das Befinden des Patienten.
  • Dauer der Behandlung: Eine einzelne Sitzung kann variieren, ist jedoch in der Regel auf eine bestimmte Zeit beschränkt, um eine Überdosierung zu vermeiden. Die gesamte Behandlungsdauer erstreckt sich häufig über einen Zeitraum von etwa 6 Wochen, wobei die Frequenz und Dauer der einzelnen Sitzungen je nach individuellem Behandlungsplan variieren können.
  • Beurteilung des Behandlungserfolgs: Die Wirksamkeit der Behandlung wird sowohl während des Verlaufs als auch nach Abschluss der Therapieserie bewertet. Dabei wird beobachtet, inwieweit sich Symptome wie Durchblutungsstörungen oder Ödeme verbessert haben.

Ziel der Oxyvenierung ist es, durch die gezielte Sauerstoffzufuhr eine Reihe von positiven Effekten im Körper zu stimulieren, wie die Verbesserung der Durchblutung, Verringerung von Entzündungen und Stärkung des Immunsystems. Die Methode beruht auf der Annahme, dass eine verbesserte Sauerstoffversorgung auf zellulärer Ebene zu einer effizienteren Funktion der Körperzellen und somit zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes führt.

Nach der Therapie

  • Allgemeine Anweisungen: Keine spezifischen Maßnahmen erforderlich, aber Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil, insbesondere Rauchverzicht, zur langfristigen Aufrechterhaltung der Therapieeffekte.
  • Bewertung der Symptomverbesserung: Überprüfung des Therapieerfolgs hinsichtlich der Reduktion von Symptomen wie Ödemen oder Durchblutungsstörungen.
  • Planung weiterer Sitzungen: Falls erforderlich, Planung weiterer Behandlungen zur Fortsetzung der positiven Effekte.

Mögliche Komplikationen

  • Druckgefühl in der Brust: Kann während oder nach der Therapie auftreten.
  • Grippeähnliche Symptome: Wie Müdigkeit und Kopfschmerzen, möglicherweise als Reaktion auf die Sauerstofftherapie.
  • Hustenreiz: Kann durch die Einführung von Sauerstoff in das venöse System ausgelöst werden.
  • Kopfschmerzen und Müdigkeit: Allgemeine Reaktionen, die nach der Therapie auftreten können.

Die Oxyvenierung nach Regelsberger ist ein naturheilkundliches Verfahren, das zur Behandlung verschiedener Durchblutungsstörungen und entzündlicher Erkrankungen eingesetzt wird. Durch die gezielte intravenöse Sauerstoffzufuhr werden verschiedene positive Effekte im Körper angeregt. Eine sorgfältige Vorbereitung und Nachsorge sind wichtig, um die Therapie sicher und effektiv zu gestalten und mögliche Komplikationen zu minimieren.

Literatur

  1. Arzneimittelkommission für Biologische Medizin. Sauerstofftherapien, Definitionen und Standortbestimmung. Hufeland-Journal. 1991. 3:17-74
  2. Grell L: Oxyvenierungstherapie nach Regelsberger. Internist. Praxis. 1996. 36:851-854
  3. Oxyvenierungstherapie nach Regelsberger 2001. Arbeitsausschuss "Ärztliche Behandlung" des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Beratung gemäß §135 Abs 1 SGB V.
  4. Oxyvenierung. Heilkunde-Lexikon.