Morbus Basedow – Einleitung

Beim Morbus Basedow handelt es sich um eine Form der Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), die durch eine Autoimmunerkrankung bedingt ist (= Immunhyperthyreose). Es handelt sich dabei um eine durch stimulierende Autoantikörper gegen den TSH-Rezeptor (TRAK) induzierte Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion).

Synonyme und ICD-10: Basedow-Krankheit; Basedow-Struma; Basedow-Syndrom; Basedow-Syndrom mit Exophthalmus; Endokrine Ophthalmopathie; Endokrine Orbitopathie (EO); exophthalmischer Kropf; Exophthalmus bei Kropf; Exophthalmus bei Thyreotoxikose; Flajani-Krankheit; Graves-Krankheit; Hyperthyreose bei Kropf; Hyperthyreose bei Struma; Hyperthyreose mit diffuser Struma; Hyperthyreose vom Typ Basedow; Immunogene Hyperthyreose; latent hyperthyreote Struma; Morbus Basedow; Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie; Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie und Esotropie; Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie und Hypotropie; Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie und Lidretraktion; Thyreotoxikose mit Kropf; Thyreotoxischer Exophthalmus; Thyreotroper Exophthalmus; toxische diffuse Struma; toxischer Kropf; Toxische Struma; toxische Struma diffusa; Von-Basedow-Syndrom; engl. Graves´ disease; ICD-10-GM E05.0: Hyperthyreose mit diffuser Struma

Der Morbus Basedow ist neben der Schilddrüsenautonomie (unabhängige Schilddrüsenhormonproduktion) die häufigste Ursache einer Hyperthyreose.

Charakteristische Laborbefunde

  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Stark erniedrigt oder nicht nachweisbar
  • fT4 (freies Thyroxin): Erhöht
  • fT3 (freies Trijodthyronin): Erhöht (oft stärker als fT4 erhöht)
  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK): Erhöht (spezifischer Marker für Morbus Basedow)
  • Anti-TPO-Antikörper (Thyreoperoxidase-Antikörper): Häufig erhöht, aber nicht spezifisch für Morbus Basedow
  • Anti-TG-Antikörper (Thyreoglobulin-Antikörper): Gelegentlich erhöht, aber nicht spezifisch

Diese Laborbefunde sind typisch für Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) führt und oft mit Exophthalmus (Hervortreten der Augen) assoziiert ist.

Formen des Morbus Basedow

  • Klassischer Morbus Basedow: Typische Symptome wie Struma (Schilddrüsenvergrößerung) und endokrine Orbitopathie (Augenbeteiligung).
  • Latenter Morbus Basedow: Leichte bis keine klinischen Symptome, jedoch Nachweis von TRAK (Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper) und leicht erhöhte Schilddrüsenhormone.
  • Exophthalmischer Kropf: Deutlicher Exophthalmus (Hervortreten der Augäpfel), oft begleitet von psychischen Belastungen.
  • Thyreotoxischer Exophthalmus: Exophthalmus in Verbindung mit schwerer Schilddrüsenüberfunktion.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 5-8.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im 2. (3.) und 4. Lebensjahrzehnt auf. Ca. ein Drittel der Erkrankten ist jünger als 35 Jahre.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt für Länder mit ausreichender Jodversorgung für Frauen bei 2-3 %.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 10-40 Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Morbus Basedow zeigt häufig einen schubweisen Verlauf mit Phasen der Exazerbation (Verschlechterung) und Remission (Besserung).
  • Die Erkrankung geht häufig mit einer Struma (Schilddrüsenvergrößerung) und/oder einer Beteiligung der Augen (endokrine Orbitopathie) einher. Dieses ist bei ca. 50 % der an Morbus Basedow-Erkrankten der Fall; > 90 % der endokrinen Orbitopathien sind mit einem Morbus Basedow assoziiert. Bei ca. 20-30 % der Betroffenen mit endokriner Orbitopathie kommt es zu einem Exophthalmus, d. h. die Augäpfel treten hervor. Je nach Ausmaß kann dieser zu psychischen Belastungen führen.
  • Bei etwa 50 % der Patienten kommt es zu einer temporären oder dauerhaften Remission. Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) sind jedoch häufig.
  • Während der Schwangerschaft erreichen 70 % der Patientinnen eine Remission durch die erhöhte Immuntoleranz.
  • Eine konservative Therapie mittels Thyreostatika (Medikamente zur Hemmung der Schilddrüsenfunktion) über ein bis eineinhalb Jahre führt in etwa 50 % der Fälle zur Ausheilung. Bei den übrigen Patienten tritt ein Rezidiv auf.

Prognose

  • Die Prognose des Morbus Basedow ist individuell unterschiedlich. Eine dauerhafte Heilung ist möglich, jedoch kann die Erkrankung auch chronisch rezidivierend verlaufen.
  • Bei Patienten mit persistierender oder rezidivierender Hyperthyreose sind eine Radiojodtherapie (RJT) oder eine Thyreoidektomie (operative Entfernung der Schilddrüse) die Mittel der Wahl.
  • Nach einer RJT oder Thyreoidektomie müssen die Patienten lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen, um eine euthyreote Stoffwechsellage (normale Hormonkonzentration) zu gewährleisten.
  • Komplikationen können durch die Schilddrüsenüberfunktion selbst (z. B. Herzrhythmusstörungen, Osteoporose) oder durch die endokrine Orbitopathie (z. B. Sehstörungen) entstehen. Eine enge Überwachung und regelmäßige Nachsorge sind daher essenziell.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Radioiodtherapie bei benignen Schilddrüsenerkrankungen. (AWMF-Registernummer: 031 - 003), Oktober 2015 Langfassung