Lithium
Lithium (Li) ist ein Alkalimetall und kommt in Spuren im menschlichen Organismus vor. Pharmakologisch wird Lithium als Stimmungsstabilisator eingesetzt, insbesondere zur Therapie und Rezidivprophylaxe bipolarer affektiver Störungen (manisch-depressive Erkrankung) sowie zur Behandlung manischer Episoden (krankhaft gehobene Stimmung). Aufgrund der engen therapeutischen Breite erfordert die Lithiumtherapie eine regelmäßige labormedizinische Überwachung der Serumkonzentration.
Synonyme
- Lithium
- Lithiumion
- Lithiumcarbonat (Lithiumsalz)
Pharmakologie und Wirkung
- Pharmakologische Anwendung: Lithium dient der Prävention und Therapie manischer Episoden bei bipolaren Störungen.
- Therapeutische Breite: Aufgrund der engen therapeutischen Breite ist eine regelmäßige Überwachung der Serumspiegel notwendig, um Überdosierungen und Nebenwirkungen zu vermeiden.
- Elimination: Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal (über die Niere). Eine erhöhte Aufnahme von Natrium und Wasser kann die renale Elimination von Lithium verstärken.
Das Verfahren
Benötigtes Material
- Blutserum
Vorbereitung des Patienten
- Blutentnahme als Talspiegelbestimmung exakt 12 Stunden nach der letzten Einnahme
- Konstante Einnahmezeit und Dosierung vor Kontrollmessungen
Störfaktoren
- Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
- Natriumverlust (z. B. Diarrhoe (Durchfall), Erbrechen, Fieber)
- Nierenfunktionsstörungen (eingeschränkte Nierenleistung)
- Interaktionen mit Medikamenten (siehe Interpretation)
Methode
- Ionenselektive Elektrode
- Atomabsorptionsspektrometrie
- Photometrische Verfahren (methodenabhängig)
Normbereiche (je nach Labor)
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.
| Therapieziel/Situation | Referenzbereich (mmol/l) |
| Erhaltungstherapie (phasenprophylaktisch) | 0,6-0,8 |
| Akut antimanische Therapie | 0,8-1,2 |
| Beginnende Intoxikation (Vergiftung) | > 1,5 |
| Schwere Intoxikation | > 2,5-3,0 |
| Potentiell letal (potenziell tödlich) | > 4,0 |
In Einzelfällen können Symptome einer Lithiumintoxikation (Lithiumvergiftung) bereits bei niedrigeren Serumkonzentrationen auftreten, insbesondere bei chronischer Intoxikation.
Indikationen
- Therapeutisches Drug-Monitoring (medikamentöse Spiegelkontrolle) bei laufender Lithiumtherapie
- Dosisanpassung bei Therapieeinleitung oder -umstellung
- Kontrolle bei verminderter Nierenfunktion
- Verdacht auf Lithiumintoxikation
- Kontrolle bei relevanten Arzneimittelinteraktionen (Wechselwirkungen)
- Überwachung bei interkurrenten Erkrankungen (zusätzlich auftretenden Erkrankungen) mit Flüssigkeits- oder Elektrolytverlust
Interpretation
Erhöhte Werte
- Therapeutische Überdosierung
- Akute oder chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) unter Lithiumtherapie
- Medikamenteninteraktionen:
- Nicht-steroidale Antirheumatika (entzündungshemmende Schmerzmittel) wie z. B. Ibuprofen
- Diuretika (Entwässerungsmedikamente), insbesondere Thiazide, Schleifendiuretika
- Angiotensin-konvertierendes-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmer)
- Angiotensin-Rezeptorblocker (Sartane)
Erniedrigte Werte
- Unzureichende Einnahme
- Malabsorption (gestörte Aufnahme im Darm)
- Erhöhte renale Elimination (z. B. hohe Natriumzufuhr)
Klinische Manifestation und Intoxikationszeichen
- Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe
- Neurologisch: Tremor (Zittern), Ataxie (Koordinationsstörung), Dysarthrie (verwaschene Sprache), Myoklonien (Muskelzuckungen), Verwirrtheit, Krampfanfälle, Koma
- Weitere: Polyurie (vermehrtes Wasserlassen), Polydipsie (starker Durst), Dehydratation, Muskelschwäche
Intoxikationsgrenzen und Symptomschwellen
- Erste Symptome treten in der Regel bei Serumkonzentrationen über 1,5 mmol/l auf.
- Konzentrationen über 4 mmol/l sind potenziell letal.
Weiterführende Diagnostik
- Nierenparameter – Kreatinin, geschätzte glomeruläre Filtrationsrate
- Elektrolyte – Natrium, Kalium
- Schilddrüsenparameter – TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
- Calcium
- EKG (Elektrokardiogramm) bei höhergradiger Intoxikation
- Verlaufsbestimmungen bei Dosisanpassung oder Intoxikation
Weitere Hinweise
- In der Schwangerschaft ist Lithium kontraindiziert (nicht erlaubt), da dieses embryotoxisch (schädigend für das ungeborene Kind) ist.
- Laut einer japanischen epidemiologischen Studie besteht eine inverse Korrelation zwischen den Lithium-Konzentrationen von Trinkwasser und der standardisierten Mortalitätsrate für Suizide (SMRS) [1].
Literatur
- Ishii N et al.: Low Risk of Male Suicide and Lithium in Drinking Water. J Clin Psychiatry 2015; 76: 319-26
- Alda M: Lithium in the treatment of bipolar disorder: pharmacology and pharmacogenetics. Mol Psychiatry. 2015 Feb 17;20(6):661-670. doi: 10.1038/mp.2015.4
- McKnight RF, et al. Lithium toxicity profile: a systematic review and meta-analysis. Lancet. 2012;379:721-728. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(11)61516-X