Fieber – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Fiebers dar.

Familienanamnese

  • Wie ist der allgemeine Gesundheitszustand Ihrer Angehörigen?
  • Gab es in Ihrer Familie gehäuft Infektionserkrankungen oder chronische Erkrankungen (z. B. chronische Bronchitis, Pneumonie (Lungenentzündung), Hepatitis B/C, HIV, rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, Morbus Crohn)?
  • Bestehen in Ihrer Familie angeborene Immundefekte (z. B.  Antikörpermangel wie CVID, selektiver IgA-Mangel) oder Bluterkrankungen (z. B. Hämophilie (Bluterkrankheit), Thalassämie, Sichelzellanämie, Leukämien)?
  • Bestehen bekannte Fälle von Autoimmunerkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Crohn) oder bösartigen Erkrankungen (z. B. Mammakarzinom (Brustkrebs), Kolonkarzinom (Darmkrebs), Bronchialkarzinom (Lungenkrebs))?
  • Sind in Ihrem Umfeld aktuell infektiöse Erkrankungen aufgetreten?
  • Welche ethnische Herkunft haben Sie? (zur Abklärung genetischer Risikofaktoren für bestimmte Infektionen)

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Welchen Beruf üben Sie aus?
    • Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Stoffen oder Infektionsquellen ausgesetzt?
  • Haben Sie Hobbys, die mit Tierkontakt oder Aufenthalt in der Natur verbunden sind (z. B. Jäger, Camping)?
  • Hatten Sie kürzlich Kontakt zu Personen mit Infektionssymptomen?
  • Wann und wo waren Sie zuletzt im Urlaub?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Seit wann besteht das Fieber?
    • seit weniger als 7 Tagen?
    • seit mehr als 7 Tagen und ohne erkennbare Ursache?
  • Wie hoch ist die gemessene Körpertemperatur?
  • Tritt das Fieber zu bestimmten Tageszeiten auf?
  • Verläuft das Fieber gleichmäßig, schwankend oder wellenförmig?
  • Haben Sie Schüttelfrost oder Nachtschweiß?
  • Bestehen Hautveränderungen oder Ausschläge?
  • Haben Sie Durchfall oder Verstopfung?
  • Treten Husten oder Atembeschwerden auf?
  • Haben Sie Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen?
  • Sind Ihnen Lymphknotenschwellungen aufgefallen?
  • Haben Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
  • Fühlen Sie sich krank?
  • Wurden fiebersenkende Maßnahmen durchgeführt?
  • Hatten Sie Tierkontakt, Zeckenexposition, Insektenstiche?
  • Gab es kürzlich Verletzungen, Wunden oder Abszesse?
  • Spezielle Fragen für Neugeborene:
    • Gab es Fieber, positive Abstriche oder einen vorzeitigen Blasensprung bei der Mutter?*
    • Liegt eine Frühgeburtlichkeit vor?*

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie in letzter Zeit ungewollt Gewicht verloren?
  • Hat sich Ihr Appetit verändert?
  • Besteht eine eingeschränkte körperliche Aktivität oder Schwächegefühl?
  • Bestehen Veränderungen beim Stuhlgang oder Wasserlassen?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie regelmäßig Alkohol? Wenn ja, welches Getränk und in welcher Menge?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Substanzen und wie häufig?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen bekannte angeborene Herzerkrankungen* (z. B. Klappenvitien (Herzklappenfehler))?
    • Liegen angeborene Immundefekte* vor (z. B. Antikörpermangel)?
    • Gab es frühere Infektionen mit Komplikationen?
    • Bestehen bösartige Erkrankungen oder Blutkrankheiten?*
    • Gab es frühere Milzverletzungen?*
  • Sexualanamnese:
    • Wie sind Ihre sexuellen Gewohnheiten (Hetero-, Homo-, Bisexualität)?
    • Besteht häufiger Wechsel der Sexualpartner?
    • Betreiben Sie Analverkehr? Wenn ja, rezeptiv oder insertiv bzw. passiv oder aktiv?
    • Entleeren Sie die Harnblase nach dem Geschlechtsverkehr?
    • Verwenden Sie Verhütungsmittel? Wenn ja, welche? (z. B. Kondome, Scheidendiaphragma, hormonelle Kontrazeptiva)
  • Operationen:
    • Wurde bei Ihnen eine Milzentfernung durchgeführt?*
    • Haben Sie eine Organtransplantation erhalten?*
  • Bestehen Allergien gegen Medikamente, Nahrungsmittel oder Umwelteinflüsse?
  • Impfstatus:
    • Besteht ein vollständiger Impfstatus?
    • Wurde eine Malariaprophylaxe durchgeführt (bei Tropenaufenthalten)?

Medikamentenanamnese 

Arzneimittelfieber (Synonym: Medikamentenfieber) – hauptsächlich bedingt durch Hypersensitivitätssyndrome; Fieber tritt dabei relativ kurz nach der ersten Medikamenteneinnahme auf und klingt innerhalb von 72 Stunden nach Absetzen des Wirkstoffs wieder ab; Beispiele:

  • Analgetika
  • Antibiotika
    • Aminoglycosid-Antibiotika (Streptomycin)
    • Antibiotikum aus der Gruppe der Polymyxine (Colistin)
    • Cephalosporine
    • Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin)
    • Penicilline
    • Sulfonamide
  • Antiepileptika (Barbiturate und Phenytoin)
  • Antihistaminika (H1- und H2-Blocker)
  • Antihypertensiva (Dihydralazin, Methyldopa)
  • Antipsychotika (dämpfend wirkende Psychopharmaka)
  • Barbiturate
  • Biologika (Infliximab, Filgrastim u. a.)
  • Diuretika
  • Hormone
    • Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin),
  • Neuroleptika
  • Nichtsteroidale Antirheumatika (inklusive Salizylate)
  • Sedativa
  • Voxelotor 
  • Zentral wirksame Arzneimittel (z. B. Halothan, Succinylcholin)

Reiseanamnese

  • Reiseroute: Aufenthaltsorte
  • Wann waren Sie verreist? [wg. Inkubationszeit:
    • Bakterielle Infektionen haben meist eine kurze Inkubationszeit, sodass assoziierte Krankheiten wie z. B. Cholera, Typhus, Sigellosen, Rickettsiosen vier Wochen nach einer Rückkehr eher unwahrscheinlich sind
    • Helminthen wie intestinalen Tropenerkrankungen oder Wurmerkrankungen: mindestens sieben Wochen bis zum Ausbruch der Krankheit]
  • Dauer des Aufenthalts
  • Wie haben Sie übernachtet?
    • Im Freien
    • Im Hotel (mit oder ohne geöffneten Fenster)
  • Liegen spezifische Risikofaktoren vor? Wie beispielsweise:
    • Genuss roher Milchprodukte (Brucellose, Tuberkulose)
    • Kontakt mit erkrankten Personen
    • Kontakt mit Prostituierten (HIV-Infektion, Hepatitis B und C, Syphilis)
    • Kontakt mit Binnengewässern (Katayama-Syndrom)/Kontakt mit Süßwasser (Bilharziose, Leptospirose)
    • Bluttransfusionen (HIV-Infektion, Hepatitis B und C, Malaria),
    • Tierkontakte (Brucellose, Leptospirose, Q-Fieber, Tollwut, Tularämie)
    • Offene Trinkwassersysteme (Legionellose, Leptospirose)
    • Besuche in Höhlen (Ebola, Histoplasmose; Marburg- und Ebolafieber)
  • Waren sie in den Tropen in medizinischer Behandlung?
  • Was haben Sie in den Tropen unternommen?
  • Welche Prophylaxemaßnahmen haben Sie vor Reiseantritt getroffen? (z. B. Impfungen, Malariaprophylaxe)

Bei unklaren Fällen kann Rücksprache mit einem Tropeninstitut genommen werden.

Wann muss ein Kind mit Fieber zum Arzt?

Babys mit Fieber gehören grundsätzlich zum Kinder- und Jugendarzt. Ältere Kinder sollten ihm in folgenden Fällen vorgestellt werden:

  • Das Fieber steigt über 38,5 °C.
  • Das Fieber besteht länger als drei Tage.
  • Das Kind verweigert das Trinken, verliert Flüssigkeit und trocknet aus.
  • Dem Kind geht es gut, aber das Erbrechen dauert länger als zwölf Stunden (wenn es dem Kind nicht gutgeht, früher zum Arzt!)
  • Dem Kind geht es gut, aber der Durchfall dauert länger als zwei Tage (wenn es dem Kind nicht gutgeht, früher zum Arzt!).
  • Das Kind hat schwere Bauchschmerzen oder -krämpfe.
  • Die Schmerzen werden trotz Behandlung stärker.
  • Das Kind krampft.
  • Das Kind hat einen Hautausschlag oder zeigt Symptome von Ohrenschmerzen oder Atmungsbeschwerden. 

Quelle: Stiftung Kindergesundheit

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.