Lipödem – Einleitung
Beim Lipödem (von altgriech. "Fettschwellung", aus λίπος lípos "Fett" und οἴδημα, oídēma, "Schwellung") handelt es sich um eine chronisch progrediente, dysproportionale, symmetrische Unterhautfettvermehrung.
Synonyme und ICD-10: Adiposalgie; Adipositas dolorosa; Lipalgie; Lipohypertrophia dolorosa; Lipomatosis dolorosa der Beine; Reiterhosenlipödem; Reiterhosensyndrom; Reithosenfettsucht; schmerzhaftes Lipödemsyndrom; schmerzhaftes Säulenbein; ICD-10-GM R60.9-: Ödem, nicht näher bezeichnet
Das Lipödem ist von Hyperplasie (Vermehrung der Zellzahl) und Hypertrophie (Vergrößerung der Zellen) des Fettgewebes geprägt.
Formen des Lipödems
Lipödem kann in verschiedenen Stadien auftreten:
- Stadium I: Glatte Hautoberfläche mit gleichmäßig verdicktem Unterhautfettgewebe, feinknotige bis grobknotige Struktur tastbar.
- Stadium II: Ungleichmäßige Hautoberfläche mit größeren Dellen und Knotenbildung im Fettgewebe, vermehrte Schmerzempfindlichkeit.
- Stadium III: Deutliche Hautveränderungen mit grober Dellenbildung und stark vermehrtem Fettgewebe, oft mit Hautfaltenbildung.
Lokalisation
Das Lipödem tritt vor allem an den Beinen und am Gesäß auf, spart zumindest initial die Füße aus. In bis zu 30 % der Fälle sind auch die Arme betroffen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Das Lipödem kommt fast ausschließlich bei Frauen vor.
Bei Männern treten Lipödem-typische Veränderungen nur bei Hypogonadismus (endokrine (hormonelle) Funktionsstörung der Hoden, die zu einem Testosteronmangel führt), nach Hormontherapie im Rahmen einer Tumorerkrankung (Krebserkrankung) oder bei durch Alkoholkonsum bedingter Leberzirrhose (Leberschrumpfung) auf.
Häufigkeitsgipfel: Das Lipödem beginnt meist während oder nach der Pubertät, nach einer Schwangerschaft oder im Klimakterium (Wechseljahre). Auch hormonelle Kontrazeptiva (Antibaby-Pille) und Hormonersatztherapie können möglicherweise auslösend sein. Das Maximum des Auftretens des Lipödems liegt zwischen dem 3. und 4. Lebensjahrzehnt.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei ca. 8 % bei erwachsenen Frauen in Deutschland.
Verlauf und Prognose
Das Lipödem, eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, zeigt eine dysproportionale Fettverteilung, vorwiegend an Beinen und Gesäß, während Füße und Hände oft ausgespart bleiben. Diese Erkrankung betrifft hauptsächlich Frauen und manifestiert sich typischerweise während hormoneller Umstellungen wie Pubertät, Schwangerschaft oder den Wechseljahren.
Verlauf
Das Lipödem beginnt häufig schleichend und wird oft spät diagnostiziert, was nicht selten zu einer Verzögerung von über zehn Jahren bis zur korrekten Diagnosestellung führt. Mit Fortschreiten der Erkrankung entwickeln sich neben der Fettvermehrung auch Ödeme, die durch Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe entstehen. Ohne geeignete Behandlung kann die Erkrankung fortschreiten, was zu einer Zunahme der Symptome und Beeinträchtigungen führt.
Prognose
Obwohl das Lipödem als progredient (fortschreitend) gilt, kann der Verlauf durch frühzeitige und konsequente Therapieansätze wie Kompressionstherapie und physikalische Entstauungstherapien positiv beeinflusst werden. Diese Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Zudem ist es entscheidend, Folgekomplikationen wie venöse Insuffizienz und Adipositas, die häufig mit Lipödem assoziiert sind, frühzeitig zu behandeln.
Die Aufklärung über die Natur der Erkrankung ist von zentraler Bedeutung, um Betroffene vor Stigmatisierung und der Annahme zu schützen, es handle sich lediglich um ein kosmetisches Problem oder die Folge eines ungesunden Lebensstils. Stattdessen bedarf es einer anerkannten medizinischen Behandlung und Betreuung. Dabei kommen sowohl konservative als auch operative Verfahren zum Einsatz. Zur Schmerzreduktion können Ernährungsoptimierung und sportliche Betätigung beitragen.
Komorbiditäten
Das Lipidödem ist mit der venösen Insuffizienz (chronisch venöses Stauungssyndrom, CVI)/Varikose) assoziiert. Fast jeder dritte Patient mit einem Lipödem hat eine Adipositas (Body-Mass-Index [BMI] über 30).
Weitere Begleiterkrankungen sind arterielle Hypertonie (32,6 %) und Hypothyreose (20,1 %). Es fand sich kein vermehrtes Auftreten von Diabetes mellitus und Hyperlipidämie [1].
Literatur
- Kodim A, Wollina U.: Mikrokannuläre Liposuktion in Tumeszenzanästhesie beim Lipödem: Eine Analyse von 519 Liposuktionen. Wien Med Wochenschr. 2023;173(11-12):290-8
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Lipödem. (AWMF-Registernummer: 037 - 012), Januar 2024 Langfassung