Hirnblutung (Intrazerebrale Blutung) – Symptome – Beschwerden

Die Symptomatik tritt meistens plötzlich auf und verläuft progressiv (fortschreitend) über Minuten und Stunden.

Die für die Behandlung so wichtige Differenzierung zwischen intrazerebraler Blutung (hämorrhagischer Apoplex) und ischämischem Apoplex ist nur anhand der Symptome nicht möglich!

Folgende allgemeine Symptome und Beschwerden können auf eine intrazerebrale Blutung (ICB) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine intrazerebrale Blutung (ICB) und werden oft zuerst bemerkt:

  • Plötzliche und heftigste Kopfschmerzen: Fast alle Patienten mit einer ICB berichten über plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen.
  • Vigilanzminderung: Tritt bei etwa 60-70 % der Fälle auf, besonders bei schweren Blutungen
  • Bewusstseinsverlust: Häufig, bei etwa 50-70 % der Betroffenen; besonders bei größeren Blutungen
  • Delir (Verwirrtheitszustand): Etwa 30-50 % der Patienten zeigen Verwirrtheit oder Desorientierung.
  • Epileptische Anfälle: Kommen bei 10-20 % der Fälle vor
  • Hohe Blutdruckwerte (systolisch > 220 mmHg): Ca. 70-80 % der Betroffenen zeigen stark erhöhte Blutdruckwerte.
  • Neurologische Defizite: Häufigkeit variiert stark, je nach Lage der Blutung. Bei vielen Patienten (etwa 70-90 %) treten neurologische Defizite auf, wie Paresen (Lähmungen), Sprachstörungen oder Sehstörungen.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Nausea (Übelkeit): Häufig wird Übelkeit mit den Kopfschmerzen kombiniert.
  • Emesis (Erbrechen): In vielen Fällen tritt auch Erbrechen auf, oft zusammen mit Übelkeit.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Schwäche und Vertigo (Schwindel): Bei einer intrazerebralen Blutung können allgemeine Schwäche und Schwindel auftreten.

Symptome und Beschwerden in Abhängigkeit von der Lokalisation der Blutung

Stammganglienblutung ("Loco typico-Blutung"/typische Lokalisation)

  • Aphasie (Sprachstörungen)
  • Homonyme Hemianopsie – eingeschränkte Sehkraft, die eine Seite des Gesichtsfeldes betrifft
  • Konjugierte Blickdeviation zur Seite der Hirnläsion – unwillkürliche und nicht-beeinflussbare, gleichsinnige Bewegung beider Augen; tritt bei einseitigen Hirnläsionen auf
  • Kontralaterale Hemiparese – unvollständige Lähmung einer Körperseite; betroffen ist hier die kontralaterale (gegenüberliegende) Seite in Bezug auf die Lokalisation der Blutung

Thalamus (größter Teil des Zwischenhirns) ("Loco typico-Blutung")

  • Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
  • Choreoathetose – komplexe Bewegungsstörung der Extremitäten- und Gesichtsmuskulatur
  • Hemiataxie – die Gangstörung betrifft nur eine Körperhälfte
  • Hemiparese – inkomplette Lähmung einer Körperhälfte
  • kontralaterale sensomotorische Hemisymptomatik – eine Hemisymptomatik beschreibt Seitendifferenzen hinsichtlich sensorischer und motorischer Fähigkeiten
  • Vertikale Blickparese (Blicklähmung) – Augenbewegungsstörungen bei raschen Blicken nach oben und unten

Nucleus caudatus

  • Hemiparese – inkomplette Lähmung einer Körperhälfte
  • Einbruch der Blutung in das Ventrikelsystem (Hohlraumsystem im Gehirn) (intraventrikuläre Blutung (IVB)) (oft)

Pons ("Brücke"; ein Abschnitt des Gehirns, der zusammen mit dem Kleinhirn zum Hinterhirn gehört) ("Loco typico-Blutung")

  • Beuge- und Strecksynergismen – plötzlich auftretende Beuge- und Streckbewegungen
  • Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
  • Kontralaterale Hemisymptomatik – Seitendifferenzen in der spontanen Beweglichkeit und in der Haltungskontrolle (hier die Gegenseite betreffend (kontralateral))
  • Tetraparese (Lähmung aller vier Extremitäten)
  • u. a.

Mittelhirn

  • Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
  • Horner-Syndrom – eine Seite des Gesichts ist betroffenen:
    • Ptosis (Herunterhängen des oberen Augenlids)
    • Miosis (Pupillenverengung)
    • Pseudoenophthalmus (scheinbar eingesunkener Augapfel)
  • Parinaud-Syndrom – vertikale Blicklähmung, kombiniert mit  weiteren neurologischer Ausfälle durch eine Schädigung der Hirnnervenkerne im Bereich des Mittelhirns
  • u. a.

Kleinhirn ("Loco typico-Blutung")

  • Hemiataxie – die Gangstörung betrifft nur eine Körperhälfte
  • Dysarthrie (Sprechstörungen)
  • Emesis (Erbrechen)
  • Spontannystagmus – unkontrollierbare und rhythmisch verlaufende Bewegungen des Auges; sie treten bereits ohne äußere Reize auf
  • Vertigo (Schwindel)
  • u. a.

Medulla oblongata (Fortsetzung des Rückenmarks in den Gehirnbereich)

  • Bewusstseinseintrübung bis hin zum Koma
  • Dysphagie (Schluckstörungen)
  • Dysphonie (Heiserkeit)
  • Tetraparese (Lähmung aller vier Extremitäten)
  • Vertigo (Schwindel)

Literatur

  1. Schwab, Schellinger, Werner, Unterberg, Hacke: NeuroIntensiv. 2. Auflage Springer 2012